Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
warum er überhaupt dort war, stellt mich nicht zufrieden. Schön, seine Freundin sagt, er hat nach einem Haus gesucht, weil es das ist, was er ihr erzählt hat als Begründung dafür, dass er kreuz und quer durch die Gegend gefahren ist. Er hätte ihr bestimmt nicht erzählt, dass Crown ihn angeheuert hat für eine hübsche kleine Brandstiftung, oder?«
»Crown hat Pietrangelo nicht den Schädel eingeschlagen«, erinnerte Carter. »Er kam erst ganze vierundzwanzig Stunden später in England an. Pietrangelo hat den Brand nicht gelegt und sich dann selbst den Schädel eingeschlagen. Wir sind keinen Schritt weitergekommen auf der Suche nach unserem Mörder. Und wir haben keinerlei Beweise dafür, dass Crown den Brand in Auftrag gegeben hat oder dass der unglückselige Pietrangelo irgendetwas anderes getan hat, als ein Haus anzusehen, das es ihm angetan hatte. Muriel Pickerings Informationen liefern die Erklärung, warum Crown nicht in Key House leben wollte. Ein kleines Rätsel ist gelöst, aber das große bleibt nach wie vor bestehen.«
»Also treten wir auf der Stelle«, sagte Morton düster. »Vielleicht ergibt sich ja morgen etwas Neues.«
K APITEL 13
Wie Phil Morton gehofft hatte, ergab sich am folgenden Morgen tatsächlich etwas Neues. Er war im Büro von Jess Campbell, und sie machten soeben den Plan für den Tag, als Detective Constable Bennison in der Tür erschien.
»Entschuldigung, aber Mr Crown hat angerufen«, sagte sie. »Er glaubt, dass er bedroht wurde.«
»Wurde er verletzt?«
»Nein. Aber er will nicht am Telefon darüber reden. Er hat sich rundweg geweigert. Er ist ganz schön ärgerlich.«
»Frecher Mistkerl!«, grollte Morton.
Bennison lächelte Jess an. »Er möchte, dass Sie nach Weston St. Ambrose fahren und ihn aufsuchen, Ma’am, im Royal Oak Hotel. Er hat ausdrücklich Sie verlangt.«
Der Weg nach Weston St. Ambrose wurde Jess inzwischen immer vertrauter. Sie bog in die breite Einfahrt neben dem Royal Oak und parkte auf dem Kopfsteinpflaster, über das schon Pferdekutschen gerumpelt waren.
Sie stieg aus und sah sich um. Die einstigen Ställe waren zu individuellen Gästezimmern umfunktioniert worden, kleine Cottages mit großen Pflanzkübeln davor, die jetzt im Winter natürlich leer waren. Ein Holzschild deutete zum Hintereingang des Hauptgebäudes und der Rezeption, und an der Tür hing ein Hinweis, dass die verehrte Kundschaft gebeten wurde, doch jetzt schon für die Weihnachtstage zu buchen.
Jess trat ein und nahm sich einen Moment Zeit, um sich umzusehen. Das Royal Oak war ein weitläufiges altes Gebäude. Zahlreiche Umbauten und Renovierungsmaßnahmen im Lauf der Jahre hatten zur Folge gehabt, dass Wände eingerissen und neue Trennwände eingezogen, Türen zugemauert und neue Durchgänge geschaffen worden waren, sodass der Innenraum heute ein Labyrinth aus Zimmern, Verbindungsgängen und Sackgassen war. Die Atmosphäre war muffig, warm, dunkel, und es roch schwach nach Frühstücksspeck. Wegen der großen Auswahl von Korridoren war Jess froh, dass es einen Wegweiser zur Rezeption und zur Lounge gab.
Sie wusste nichts über die tatsächliche oder angebliche Bedrohung von Gervase Crown. Er hatte weder den Namen der bedrohenden Person genannt noch die näheren Umstände, wie es dazu gekommen war, trotz Bennisons angestrengter Bemühungen, Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Eine Sache war jedoch jetzt schon klar. Ein Eindringling, der sich im Royal Oak nicht auskannte, konnte unmöglich im Verlauf einiger Minuten unerkannt hinein- und wieder nach draußen schlüpfen. Man musste sich auskennen in dem Gewirr von Gängen und Abzweigen … oder selbst im Hotel wohnen.
Jess setzte sich in Bewegung, und die alten Bodendielen knarrten unter ihren Füßen. Noch so eine Sache. Es war schwierig, sich vollkommen lautlos zu bewegen. Vermutlich war der Grundriss der oberen Etage ähnlich chaotisch, und die Dielen knarrten genauso. Es war nahezu unmöglich, mitten in der Nacht Besuch zu empfangen, ohne sämtliche Gäste zu alarmieren.
Gervase Crown war in der Lounge. Er saß lang ausgestreckt in einem Ledersessel und wirkte außerordentlich entspannt für jemanden, der bedroht worden war und deswegen sogar die Polizei angerufen hatte. Seine Ellbogen ruhten auf den Armlehnen, und seine Hände baumelten locker herab. Ein blasser Sonnenstrahl fiel durch ein Fenster in der Nähe genau auf ihn. Er sieht aus wie ein Straßenkater , dachte Jess, der sich von den regelmäßigen Patrouillen
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