Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
durch sein Revier ausruht .
Als er Jess im Eingang erblickte, gab er seine schlaffe Haltung auf und rappelte sich hoch, um sie zu begrüßen. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, Inspector Campbell«, sagte er. »Der Kaffee hier ist alles andere als brillant, vielleicht wäre eine heiße Schokolade oder ein Tee besser. Was möchten Sie?«
»Weder das eine noch das andere, danke sehr«, antwortete Jess. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte sie den schlecht gelaunten Gervase kennengelernt, und jetzt wurde sie von dem charmanten Gervase begrüßt. Weder das eine noch das andere wirft mich um, Mr Crown!
»Man hat mich informiert, dass Sie angerufen und eine Bedrohung gemeldet haben«, sagte sie, indem sie sich setzte und gleich geschäftsmäßig zur Sache kam. »War diese Drohung schwerwiegend, Mr Crown? Wer hat Sie bedroht? Sie waren nicht willens, am Telefon mit Detective Constable Bennison darüber zu reden, und ich habe eine Menge zu tun. Es hat mich bereits über Gebühr Zeit gekostet, nach Weston St. Ambrose zu kommen.«
»Sie war – ist – sehr ernst, wenn ich überlege, die Cops anzurufen und ihnen davon zu erzählen«, antwortete Crown scharf. »Unter den gegebenen Umständen – da Sie bereits wegen der Zerstörung meines Hauses ermitteln – zog ich es vor, mit Ihnen zu reden. Ich dachte, Sie würden wahrscheinlich ohnehin mit mir reden wollen.« Er setzte sich wieder. »Ich weiß nicht, wer mich bedroht. Es war ein Brief, der unter meiner Tür hindurchgeschoben wurde.« Er nahm ein Blatt aus der Tasche und legte es vor Jess auf den niedrigen Couchtisch.
Ein Kellner stand in diskretem Abstand und wartete. Der Mann war unübersehbar neugierig auf das, was in dem mysteriösen Drohbrief stand, doch Gervase hatte ihn so gefaltet, dass vom Inhalt nichts zu sehen war. Der Kellner sah aus, als wurmte ihn das. »Die Herrschaften? Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte er.
»Wenn Sie nichts bestellen, werden sie depressiv«, sagte Gervase.
»Danke sehr«, sagte Jess an den Kellner gewandt. »Wir möchten nichts.«
Der Kellner marschierte davon.
»So ist es richtig!« Die Stimme von Crown hatte plötzlich einen Klang wie ein Puppenkasper.
»Der Inhalt des Briefes ist nicht ernst genug, will mir scheinen, um Sie an albernen Witzen zu hindern?«, fragte Jess.
»Haben Sie noch nie von Galgenhumor gehört, Inspector? Wollen Sie denn keinen Blick darauf werfen?« Er deutete auf den Brief.
Jess nahm zwei Bierdeckel vom Tisch und benutzte sie, um das gefaltete Blatt aufzuklappen, ohne es mit den Fingern zu berühren. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass Crown sie amüsiert beobachtete. »Es ist immer gut, einer Expertin bei der Arbeit zuzusehen«, bemerkte er.
»Sie haben diesen Brief angefasst«, sagte Jess, ohne auf seinen Kommentar einzugehen. »Sonst noch jemand?«
»Vermutlich die Person, die ihn verfasst hat«, antwortete Gervase ungehalten.
»Ich meine, haben Sie ihn sonst noch jemandem gezeigt, der ihn berührt hat?«
»Ich habe ihn niemandem gezeigt. Es ist nicht die Sorte Brief, die man anderen vor die Nase hält, oder? Beinahe hätte ich ihn weggeworfen, in den Papierkorb, bis ich sah, was es war. Zuerst wusste ich nicht, ob ich wütend sein sollte oder belustigt. Dann dachte ich an den Toten in der Ruine meines Hauses, und plötzlich fand ich es gar nicht mehr so amüsant. Da draußen läuft ein Irrer herum.«
Gervase deutete auf die Hauptstraße, die hinter einem Fenster zu sehen war. Der einfallende Sonnenstrahl war bereits ein wenig weitergewandert und leuchtete nicht mehr direkt auf Crown. Stattdessen ruhte er nun wie ein Bühnenscheinwerfer auf dem Drohbrief. Staub tanzte in seinem hellen Licht.
»Möglich.« Jess war nicht bereit, sich auf eine Theorie einzulassen.
Jemand hatte mit Klebstoff und Schere gearbeitet. ICH BEOBACHTE DICH BEIM NÄCHSTEN MAL KEINE VERWECHSLUNG, stand dort in aus Zeitungen ausgeschnittenen Buchstaben zu lesen. Doch nicht das war es, was Jess verblüffte.
»Das ist nicht das Original«, sagte sie misstrauisch und blickte zu Gervase hoch. »Es ist eine Fotokopie. Wo ist das Original?«
»Aha, sehen Sie, Inspector – da fragen Sie mich etwas. Ich weiß es nicht. Ich habe es so gefunden. Wenn es ein Original gibt – ich vermute, dass es eins gegeben haben muss –, dann habe ich es nicht zu Gesicht bekommen.« Crown zuckte die Schultern.
»Also schön. Wo und wann genau haben Sie diesen Drohbrief gefunden?« Jess waren ihre Überlegungen, die sie beim
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