Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
entschuldigte mich höflich und gab ihr einen Fünfer. Sie hätte beinahe gelächelt.«
Wenn er gehofft hatte, Jess zum Lächeln zu bringen, wurde diese Hoffnung enttäuscht.
»Haben Sie einen Verdacht, wer diesen Brief unter Ihrer Tür hindurchgeschoben haben könnte?«
»Nein.«
»Haben Sie bei der Rezeption nachgefragt, ob außer den Gästen noch andere Personen anwesend waren?«
»An der Rezeption war niemand. Sie ist nicht ständig besetzt. Es gibt eine Klingel auf dem Tresen, falls jemand den Service benötigt. Ich habe sie betätigt. Der Manager kam aus seinem Büro, um nachzusehen, was ich wollte. Ich sagte ihm, dass jemand einen Brief für mich unter meiner Zimmertür hindurchgeschoben hätte und dass ich nicht wüsste, von wem er stammte. Er bedachte mich mit einem eigenartigen Blick, dann schlug er vor, dass ich mich an die Reinigungskraft wenden solle. Ich sagte ihm, dass ich das bereits getan hätte. Er meinte, dann täte es ihm sehr leid, aber er könne mir nicht weiterhelfen. Sie hätten morgens immer alle Hände voll zu tun.«
»Und Sie haben wirklich keinen Verdacht, wer hinter diesem Brief stecken könnte?«
»Wenn ich das wüsste, würde ich hingehen und fragen, was zum Teufel er oder sie sich dabei gedacht hat!«, entgegnete Crown ungeduldig.
»Glauben Sie, dass es ein schlechter Scherz gewesen sein könnte?«
»Nein!«, schnappte Crown. »Ich denke, es bedeutet, dass ich der Nächste bin, der so endet wie der arme Kerl in Key House.«
»Dann glauben Sie also, jemand hat es darauf abgesehen, Sie zu ermorden?«, fragte Jess. »Das ist ziemlich extrem, meinen Sie nicht? Selbst wenn Sie nicht gelitten sind in der Gegend, ist es noch ein weiter Schritt bis zu dem Wunsch, Sie zu töten …«
»Ich weiß , dass ich nicht gelitten bin!«, sagte Gervase eisig. »Sie wissen, dass ich nicht gelitten bin. Meine Unbeliebtheit ist mir egal. Ich habe keinerlei Ambitionen, zum Mann des Jahres von Weston St. Ambrose gewählt zu werden! Aber ich mag es auch nicht, wenn ich bedroht werde. Und weil erst vor ein paar Tagen jemand in meinem Haus umgebracht wurde, dachte ich, die Polizei würde es gerne erfahren.«
»Das ist allerdings richtig! Sie haben sich völlig korrekt verhalten, indem Sie uns sogleich angerufen haben, Mr Crown.« Jess öffnete ihre Tasche, nahm einen Asservatenbeutel hervor und schob den Brief unter erneuter Zuhilfenahme der Bierdeckel hinein. Crown beobachtete sie interessiert. »Ich nehme diesen Brief mit«, sagte sie. »Würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen, hier zu warten, während ich gehe und dem Manager und dem Zimmermädchen ein paar Fragen stelle? Möglicherweise habe ich nicht mehr Glück als Sie, aber man kann nie wissen.«
Gervase sagte nichts, sondern deutete mit einer übertrieben großen Geste zur Tür und dem Hotel dahinter.
Jess folgte den schwachen Geräuschen von Geschirr und Unterhaltungen und kam in den Frühstücksraum. Sie fand den Kellner, der in der Lounge zu ihnen gekommen und der nun damit beschäftigt war, die Tische für die nächste Mahlzeit einzudecken. Er musterte sie mit einem bitteren Blick. Jess zückte ihren Dienstausweis, und sein Blick wurde noch bitterer.
»Wir sind es nicht gewöhnt, die Polizei bei uns im Royal Oak zu haben«, sagte er zu ihr.
»Das freut mich zu hören«, antwortete Jess. »Sind Ihnen heute Morgen außer den Gästen noch weitere Personen im Hotel aufgefallen?«
»Es gibt immer ein paar«, antwortete er. »Sie kommen in unsere Lounge, um Kaffee zu trinken. Die Lounge ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische.«
»Erinnern Sie sich an jemanden? Kannten Sie jemanden? Oder waren es Fremde?«
»Wir haben immer Fremde hier«, antwortete der Kellner. »Weston St. Ambrose ist eine Touristengegend, müssen Sie wissen. Wir kennen sie selbstverständlich nicht – aber wir sind immer erfreut, welche zu sehen. Wir sind von ihnen abhängig, könnte man sagen. Aber nein, ich erinnere mich nicht, heute Morgen fremde Gesichter bemerkt zu haben. Ein paar Stammgäste, die zum Kaffee da waren. Sie kommen später zum Tee wieder.«
Damit wären nur noch Personal und reguläre Gäste übrig. Andererseits kamen morgens regelmäßig Einheimische vorbei. Vielleicht war es nicht weiter aufgefallen, wenn einer von ihnen ein wenig früher als normal erschien.
»Niemand verhielt sich eigenartig oder verstohlen?«
»Im Royal Oak?«, rief er voller Entsetzen. »Ich hoffe doch nicht!«
»Sie haben recht viel zu tun hier unten, in der
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