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Asche der Welten

Asche der Welten

Titel: Asche der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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kaum mehr ansprechbar, denn er rechnete jeden Augenblick damit, dass es den Palastdistrikt traf. Auf dem Campus herrschte praktisch Anarchie, und es fanden keine Vorlesungen mehr statt.
    Anton schickte vierzehn immer drängender formulierte Nachrichten an den Vorsitzenden und wies darauf hin, dass er wichtige neue Informationen hatte, aber er bekam keine Antwort - Basil Wenzeslas schien kein Interesse mehr an dem ildiranischen Erinnerer zu haben. Gerüchten zufolge hatte der Vorsitzende in einem tiefen unterirdischen Bunker Zuflucht gesucht. Seit Tagen hatte ihn niemand mehr gesehen, wohingegen König Rory immer wieder in der Öffentlichkeit auftrat, beruhigend winkte und versprach, dass bald alles in Ordnung sein würde.
    Anton wusste mit Bestimmtheit, dass mit Vao'sh nicht alles in Ordnung sein würde, wenn er keine Hilfe bekam. Ohne die Gesellschaft von anderen Ildiranern, ohne das Thism, drohte ihm der Tod.
    Die einzige Möglichkeit, ihm das Leben zu retten, bestand darin, ihn mit einem schnellen Schiff ins Ildiranische Reich zu bringen, zurück zu seinen Artgenossen und ihrem Thism. Jede Splitter-Kolonie wäre geeignet gewesen - Hauptsache, Vao'sh kehrte zu seinem Volk zurück. So wie die Dinge auf der Erde standen, wäre Anton gern bereit gewesen, ihn zu begleiten. Er wäre zu allem bereit gewesen, um seinem Freund und Kollegen zu helfen.
    Aber es standen keine Schiffe zur Verfügung, erst recht keine für einen Flug zum fernen Ildiranischen Reich.
    Ganz gleich, wie sehr er es versuchte: Anton kam einer Lösung des Problems nicht näher. Der Mond war zerstört, und Meteore hatten mehrere große Städte auf der Erde vernichtet. Feurige Elementarwesen hatten das Sonnensystem angegriffen. Für die Bewohner der Erde war das Schicksal eines einzelnen außerirdischen Besuchers eine triviale Angelegenheit.
    Anton hingegen sah eine sehr wichtige Sache darin. Er war der Verzweiflung nahe.
    Vao'sh hockte in ihrem kleinen gemeinsamen Apartment. Anton drängte ihn dazu, unter Leute zu gehen und die Nähe anderer Menschen zu suchen (die allerdings sehr unfreundlich sein konnten), doch der alte Erinnerer lehnte ab. »Von Menschen kann ich nicht bekommen, was ich brauche, wie groß die Menge auch sein mag. Es ist der Unterschied zwischen dem Sehen einer Mahlzeit und ihrem Verzehr. Hier gibt es keine Nahrung für meine Seele.«
    Anton fühlte sich innerlich entzweigerissen, weigerte sich aber aufzugeben. Bestimmt fiel ihm irgendetwas ein. Er würde eine Möglichkeit finden, Vao'sh zu retten.
    Er bat um Berichterstattung in den Nachrichtennetzen, damit die Öffentlichkeit von den Problemen des Erinnerers erfuhr. Aber in den Sendungen ging es nur um die Zerstörung des Mondes, Analysen der Faeros und Verurteilungen der Solaren Marine. Andere Meldungen betrafen die Meteore, zerstörte Städte und Vorhersagen weiterer Einschläge -weitere größere Brocken würden demnächst vom Himmel fallen.
    Schließlich hatte Anton auch seine letzte Möglichkeit genutzt, ohne Ergebnis. Jetzt gab es niemanden mehr, den er um einen Gefallen bitten konnte. Schweren Herzens kehrte er zum Apartment zurück, schloss die Tür hinter sich und stand einen Moment reglos da. Es fiel ihm sehr schwer, sein Versagen einzugestehen, denn er konnte sich vorstellen, welche Wirkung das auf Vao'sh hatte. Er schloss die Augen, atmete tief durch und sammelte seinen ganzen Optimismus, als er mit falscher Fröhlichkeit sagte: »Es hat sich noch nichts ergeben, aber mir fällt schon etwas ein. Ich gebe nicht auf.«
    Der alte Erinnerer hatte alle Lampen eingeschaltet und die Vorhänge beiseitegezogen. Anton fand ihn zitternd auf der Liege, und die Farben der Hautlappen in seinem Gesicht wiesen deutlich darauf hin, wie schlecht es ihm ging. Anton hockte sich neben ihm nieder und griff nach seiner Hand. »Seien Sie stark. Ich bin hier! Sie haben meine ganze Unterstützung, meine ganze Kraft.«
    Es dauerte einige Momente, bis ihm klar wurde, dass Vao'sh nicht nur an der Isolation litt. Der Erinnerer verkrampfte sich immer wieder. Die Augen waren zusammengekniffen, und Tränen quollen aus ihnen hervor. »Ich bin froh, dass Sie zurückgekehrt sind«, sagte er mühsam. »Ich habe mir gewünscht, dass Sie hier sind.«
    »Ich gebe nicht auf!«, betonte Anton noch einmal. »Es ist... aussichtslos. Gestehen Sie es ein.«
    »Nein!«
    Anton bemerkte einen scharfen Geruch. Er sah sich um und entdeckte leere Chemikalienflaschen: Reinigungsflüssigkeit aus Bad und Küche,

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