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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Fotograf neben ihrem Fenster auftauchte und losknipste, machte sie ihrerseits ein Bild von ihm. Er grinste nur und fotografierte weiter. Sie schoss ein zweites Foto. Er machte in derselben Zeit wahrscheinlich ein Dutzend oder mehr.
    Parker begrüßte die beiden anderen so herzlich, als könnte er sich kein erfreulicheres Empfangskomitee vorstellen. Einen kannte er mit Namen, erkundigte sich, wie es seiner Familie gehe, weigerte sich aber höflich, Fragen über seinen Vater zu beantworten. Zuletzt schienen die drei sich mit den Fotos zufriedenzugeben und Ash konnte zusehen, wie Parker an Kraft gewann – das Zittern hörte auf, seine Haut bekam wieder Farbe und auf seiner Stirn trocknete der Schweiß.
    Schließlich verabschiedete er sich und sogar Ash rang sich einen verkniffenen Gruß ab. Im Schritttempo fuhren sie weiter zum Tor.
    Parkers Lächeln verschwand. »Wichser.«
    Er beugte sich zum Fenster, damit die Überwachungskameras am Zaun sein Gesicht erfassen konnten.
    Sekunden später schwangen die Stahlflügel nach innen.

24.
    Hundegebell begrüßte sie, als Parker den Wagen vor der Villa zum Stehen brachte.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Tagsüber sind sie im Zwinger.«
    »Ich hab keine Angst vor Hunden.«
    »Vor denen hier solltest du welche haben.«
    Nachdem sich die Sache mit ihren Pflegeeltern erledigt hatte, war sie ein paar Monate lang mit einer Sprayer-Gang in Hackney und Tower Hamlets umhergezogen. Bis sie sich schließlich entschieden hatte, den Rest ihres Lebens lieber allein als mit diesen Vollidioten zu fristen, hatte sie zu viele Nächte auf irgendwelchen verlassenen Fabrikgeländen verbracht; und weil sie nichts von den Kerlen wollte, hatte sie sich zum Schlafen zu deren Kampfhunden gelegt, hässlichen, stinkenden, liebenswerten Biestern, die jede freundliche Geste mit ewiger Treue und Loyalität vergolten. Später, allein in fremden Wohnungen, hatte sie niemals die Menschen vermisst, dafür die Hunde umso mehr.
    Als sie mit ihrem Rucksack aus dem Auto stieg, schwenkten Sicherheitskameras lautlos in ihre Richtung. Sie waren ihr unangenehmer als die der Fotografen am Tor. Wie Augen ohne Gesicht.
    Der Vorplatz war gepflastert, unter ihren Gummisohlen knirschten kleine Steinchen. Hier war seit geraumer Zeit nicht mehr gefegt worden. Sie begann schon wieder Details wahrzunehmen, als müsste sie später hinter sich aufräumen.
    Das Anwesen der Cales war nicht das, was sie sich unter einer südfranzösischen Villa vorgestellt hatte. Sie hatte hellen Verputz, Bruchsteinmauern und terrakottafarbene Dachziegel erwartet. Doch was sich nun vor ihr erhob, war ein dunkles Ungetüm aus Holz und Glas und Stahlbeton, eckig und verschachtelt, vor dreißig Jahren vielleicht hochmodern und doch ein Fremdkörper inmitten des grünen Tals. Der Architekt hatte riesige Quader wie Bauklötze aneinandergesetzt und sie mit Mahagoni und anderen Hölzern verkleidet, als wäre ihm im letzten Moment eingefallen, dass er keinen Bürokomplex, sondern ein Wohnhaus errichten sollte.
    »Innen ist es nicht ganz so schlimm«, sagte Parker, als er ihren Blick bemerkte.
    Der lichtdurchflutete Eingangsbereich und die angrenzenden Korridore waren mit Holz getäfelt. Beim Blick durch die großen Fenster nach außen schienen die Innenräume eins zu werden mit dem umliegenden Waldland.
    Bislang war ihnen weder Security noch Hauspersonal begegnet. Parker erklärte, dass sein Vater die Zahl der Angestellten so niedrig wie möglich halte. Vier Sicherheitsleute patrouillierten auf dem Gelände rund um die Villa, ein fünfter hielt sich in einem der Anbauten auf, wo die Bilder der Außenkameras auf Monitore übertragen wurden. Zudem gab es die Haushälterin Agnès, die ein Zimmer in der Villa bewohnte und sich am liebsten mit Aufgaben beschäftigte, bei denen sie möglichst großen Abstand zu Royden Cale halten konnte. Sie war zuverlässig, gründlich und verschwiegen, Eigenschaften, die Parkers Vater wichtiger waren als Sympathien ihm gegenüber.
    »Manchmal streiten sich die beiden wie ein altes Ehepaar«, sagte Parker, während er Ash durch einen Korridor führte, breiter als der Waldweg. Die Villa war nur spärlich möbliert. Parker erwähnte Einbaufächer hinter den Holzverkleidungen, was zumindest erklärte, warum keine Schränke oder Kommoden zu sehen waren.
    »Diese Agnès«, sagte Ash, »müsste sie nicht an der Tür auftauchen, wenn jemand ankommt?«
    »Wahrscheinlich ist sie beschäftigt. Wenn einer von uns hier ist – und das sind

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