Asche und Phönix
ausgelöst.«
»Schneid mich los und ich werde tun, was du verlangst«, sagte Parker.
»Du stimmst dem Pakt zu?«
»Wenn du mich losmachst. Und ihn.«
»Es wird Blut erforderlich sein. Ein wenig von deinem und von meinem, aber vor allem das eines Opfers. Und ich nehme an, du möchtest nicht, dass es das Mädchen trifft.« Libatique sah von Parker zu Cale. »Dein Vater stirbt ohnehin, du wirst ihn nicht retten können. Wenn wir uns beeilen, wird sein Tod ausreichen. Wenn nicht … nun, dann bleibt uns keine andere Wahl, als –«
»Niemand wird Ash ein Haar krümmen!«, fiel Parker ihm ins Wort. »Das ist meine Bedingung. Halte dich daran und wir schließen den Pakt.«
Libatique musterte Parker eindringlich. »Bist du wirklich bereit, deinen Vater sterben zu sehen?«
Widerstrebend schaute Parker zur Seite. Der Mann neben ihm war der Mörder seiner Mutter. Vorausgesetzt, Libatique hatte die Wahrheit gesagt. Aber warum zweifelte er nicht daran? Weshalb vertraute er einer Kreatur, die gerade erst den Tod von acht Menschen veranlasst hatte?
Sein Vater hob langsam den Kopf, sah aus blutunterlaufenen Augen Libatique an und versuchte etwas zu sagen. Es wurde kaum mehr als ein Stöhnen daraus: »Nicht mich …«
Parker senkte den Blick. Sein Entschluss stand fest.
»Ich –«, begann er, als abermals Schüsse erklangen.
Jemand feuerte zweimal, unmittelbar hintereinander.
Parkers Miene verhärtete sich. »Erst rufst du Guignol zurück! Wenn er Ash etwas antut, wird es keinen Pakt geben!«
Libatique verzog das Gesicht. Emotionen schienen ihm ungeheuer lästig zu sein und er machte keinen Hehl daraus, dass er diese Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
»Du hast Glück, Junge. Noch vor fünfzig Jahren hätte ich mich mit einem wie dir nicht abgegeben. Filmschauspieler, Rockmusiker … Euer Ruhm macht satt, aber das ist auch schon alles. Eure Berühmtheit ist ein Vakuum, das früher oder später in sich zusammenfällt.«
»Niemand hat dich darum gebeten, hier aufzutauchen!«
»Es ist so erniedrigend, sich von größenwahnsinnigen Wichtigtuern wie deinem Vater ernähren zu müssen oder von leeren Hüllen wie dir, Parker Cale! Aber was bleibt mir übrig? Die Zeiten ändern sich, und die Energie, die du mir geben wirst, ist jung und stark. Du bist für mich nichts als Nahrung. Aber dein Geschmack ist mir zuwider.«
»Pfeif diesen Irren zurück!«
Die Hunde bellten wieder, zum ersten Mal, seit Libatique und Guignol in der Villa aufgetaucht waren. Aber sie klangen anders als zuvor und in ihre Raserei mischte sich Jaulen und helles Kläffen.
Ein Schatten huschte über Libatiques Gesicht. Er trat an einen Tisch, auf dem Cale die Werkzeuge ausgebreitet hatte, mit denen er seine Leinwände bearbeitete. Pinsel, Spachteln, Schwämme und Rollen.
Dazwischen lag ein Teppichmesser. Libatique ergriff es und schob die Klinge aus dem silbernen Gehäuse.
Parkers Vater stieß ein Röcheln aus. Seine Zunge schaute ein Stück zwischen den geschwollenen Lippen hervor. Er hatte die Augen weit aufgerissen, aber sie starrten ins Leere.
Weit entfernt erklang ein grauenvolles Kreischen.
Nicht Ash.
»Was zum …«, flüsterte Parker.
Für einen Moment blieb Libatique stehen, als horche er in sich hinein. Dann stieß er einen langen, grollenden Laut aus, der in einem zornigen Aufschrei gipfelte. Als er die Augen wieder öffnete, waren seine Pupillen größer und dunkler als zuvor.
»Deine Freundin ist Guignol entkommen. Gib mir jetzt deine Hand!«
»Erst wenn ich weiß, dass sie in Sicherheit ist!«
Libatiques Miene brodelte vor Ungeduld. »Dein Vater ist so gut wie tot! Wenn er stirbt, bevor der Pakt vollzogen ist, werden wir ein anderes Opfer benötigen! Willst du das riskieren?«
Bluffte er? Wieder sah Parker zu seinem Vater hinüber. Der atmete kaum noch, seine Augen waren blutrot.
»Er hat deine Mutter ermordet«, sagte Libatique fast beschwörend. »Hat er den Tod denn nicht verdient?«
»Vielleicht nicht diesen Tod«, flüsterte Parker.
»Du glaubst, dass ich lüge.«
»Ja.« Aber Parker dachte: Nein. Ich glaube dir.
Tief im Inneren hatte er es vielleicht schon lange geahnt. Nicht das , aber etwas Schlimmes. Vielleicht Verrat. Vielleicht ein Verbrechen.
Libatique ließ den Stock fallen und streckte Parker den linken Arm entgegen. Mit dem Teppichmesser zog er sich einen tiefen Schnitt über den Handballen. Aus der Wunde quoll Blut, zu zähflüssig, aber dunkelrot.
»Gib mir deine
Weitere Kostenlose Bücher