Asche und Schwert
dir vorstellen kannst. Du hast die Römer mit ihren hospes und ihren Gebräuchen der Gastfreundschaft erlebt. âºDer Freund meines Freundes ist auch mein Freundâ¹, sagen sie.«
»Und was ist damit?«
»Wenn du Rom vernichten willst, musst du deine früheren Abneigungen vergessen und Bündnisse für die Zukunft knüpfen. Roms Feinde sollten deine Verbündeten sein. Sieh dir die Piraten im Osten an. Sieh dir die Rebellen in Hispanien an oder die Verbündeten des Mithridates. Und vergiss auch nicht die murrenden Völker, die innerhalb Roms verfaulender königsmörderischer Republik leben.«
»Ich habe nicht die Absicht, Rom zu vernichten.«
»Aber genau das wirst du tun. Ja, das wirst du tun.«
Schritte näherten sich, vom flackernden Lichtschein einer Fackel begleitet. Das Feuer erhellte nur einzelne Teile der gesamten Szenerie â einen Körper in einer weiter entfernten Zelle, ein Augenpaar, das zwischen Gitterstäben funkelte. Kurz fiel der Lichtstrahl auf Spartacus und zeigte ihn im Profil, doch gleich darauf war der Thraker wieder in der Dunkelheit verschwunden.
Am deutlichsten jedoch beschien das Licht den vorderen Teil von Medeas Zelle. Medea hielt sich die Hand vor das Gesicht, bis sich ihre Augen an den hellen Glanz gewöhnt hatten.
»Ãffne die Tür!«, befahl Cicero.
»Unmöglich«, sagte Timarchides.
»Ich bin ein Quästor«, erwiderte Cicero. »Ich spreche für den Senat. Wenn ich verlange, dass du diese Zellentür öffnest, wirst du mir gehorchen.«
»Und ich bin ein Freigelassener«, antwortete Timarchides hitzig. »Ich bin ein Mann, an dessen Handgelenken noch die Spuren der Eisenketten zu erkennen sind, die er nicht mehr trägt. Und ich befinde mich im Haus meines ermordeten Herrn.«
»Das macht keinen Unterschied.«
»Für mich schon, Cicero. Sie hat sogar Verres überwunden, einen edlen Vertreter Roms. Sie hat sich bis zum Hauptgebäude durchgekämpft. Sie war die Anführerin einer Revolte, die mehrere römische Bürger das Leben gekostet hat.«
»Ich fürchte mich nicht vor einer nackten Frau.«
»Dann seid Ihr ein Narr, Quästor. Wo ist Euer scharfer Verstand, wo Euer Intellekt? Ihr selbst habt gesehen, wie sie nackt in der Arena gegen die Löwen gekämpft hat. Und jetzt wollt Ihr, dass ich Euch in ihre Zelle lasse?«
»Welchen Schaden hättest du dabei?«
»Jeden, wenn ich in Euren so leichtfertig herbeigeführten Tod verwickelt würde.«
»Ich habe es schon einmal gesagt, Timarchides: Ich verlange es.«
»Und ich sage Nein, Cicero. Verdammt sollt Ihr sein.« In grimmiger Entschlossenheit presste Timarchides die Lippen zusammen und schob die Fackel in eine Halterung an der Wand.
»Unterhaltet Euch mit der Hexe, wenn Ihr müsst. Aber nur durch das Gitter hindurch.«
Im Licht der flackernden Fackel starrten die beiden Männer einander an.
»Nun gut«, sagte Cicero schlieÃlich. »Ich werde mich nicht mit dir streiten.«
»Eine kluge Entscheidung«, sagte Timarchides. »Ich habe schon gröÃeren Männern als Euch das Herz aus dem Leib gerissen.«
»Dann geh jetzt«, sagte Cicero. »Unsere Unterhaltung ist nicht für die Ohren Dritter bestimmt.«
Medea warf einen Blick auf die in Schatten gehüllte Stelle, wo Spartacus noch kurz zuvor gestanden war, doch er hatte sich von den Gitterstäben zurückgezogen, sodass er von ihrer Zelle aus nicht mehr zu sehen war. Ein Lächeln huschte über ihre Züge angesichts dieser kleinen Rebellion. Spartacus hörte zu. Spartacus hörte zu, weil ein Römer nicht wollte, dass er das tat.
»Wie Ihr wünscht«, sagte Timarchides. »Passt auf, wo Ihr hintretet, wenn Ihr wieder nach oben geht. Es würde mich zutiefst schmerzen, solltet Ihr stürzen und Euch den Hals brechen.«
Seine Schritte, die eher ein betrunkenes Schlurfen waren, zogen sich durch den Korridor zurück.
Cicero spähte durch die Gitterstäbe auf die bemalte Frau der Geten, ohne zu bemerken, dass Spartacus ihn heimlich beobachtete.
»Ich bin wegen dir gekommen«, richtete Cicero sein Wort an sie.
»Dann komm und hol mich«, erwiderte sie tonlos.
»Pelorus hat mir von dir erzählt.«
»Er hat dir eine Botschaft aus dem Reich des Todes geschickt?«
»Als er noch gelebt hat. Er hat mir in einem Brief von einer Zauberin
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