Asche und Schwert
nicht, dominus . Aber eine unruhige Vergangenheit.«
Vorsichtig ging Varro die letzten Schritte auf das Haus zu.
Batiatus fielen mehrere Anzeichen dafür auf, dass das Gebäude verlassen war. Zerrissene Vorhänge, die von früheren Regengüssen noch nass waren, schwankten im böigen Wind hin und her. Die Tür stand offen. Die Teiche waren nicht nur vernachlässigt, sondern liefen sogar über, als hätten Gras und herabfallende Blätter die Abflüsse verstopft. Das Wasser bildete bereits mehrere Bäche, die zwischen den Blumenbeeten hindurch in Richtung StraÃengraben rannen.
Mit der Spitze seines Schwerts schob Varro die Tür noch ein Stück weiter auf und spähte in das Innere des Gebäudes.
Die Villa war um ein zentrales, offenes Atrium errichtet worden. Ein Säulengang, von dem aus man in die verschiedenen Zimmer gelangte, umgab den Innenhof. In seiner Mitte befand sich ein kleiner Garten, der eine Art Fortsetzung des Gartens vor dem Haus darstellte. Oder jedenfalls einmal dargestellt hatte.
Jetzt nicht mehr. Der gesamte, von den übrigen Gebäudeteilen umgebene Garten war nur noch eine Ãdnis aus geschwärzten Holzbalken und angesengten Knochen.
»Hier hat jemand ein groÃes Feuer gemacht«, sagte Batiatus, der Varro gefolgt war.
»Um Leichen zu verbrennen«, ergänzte Varro und tippte mit seinem Schwert gegen einen Totenschädel.
»Was ist hier vorgefallen?«, flüsterte Batiatus.
Nachdenklich musterte Varro die Mauern.
»Das Feuer liegt bereits ein paar Tage zurück. Beachtet den RuÃ, der in die offnen Türen geweht wurde und wegen des Regens an den Wänden kleben blieb.« Er trat an das verkohlte Holz heran. Knochen knackten unter seinen Sandalen. »Ich zähle etwa ein Dutzend Schädel«, sagte er. »Vielleicht auch mehr.«
»Ein Feuer, um Leichen zu verbrennen«, sagte Batiatus und sah sich verblüfft um. »Aber warum?«
»Dieser Ort ist gut verborgen«, sagte Varro. »Er ist von allen Seiten von den Dächern der Villa umgeben. In der Nähe gibt es kaum ein anderes Haus. Niemand würde etwas mitbekommen.«
Er schob einen verkohlten Balken beiseite; darunter kam ein Haufen scharfer Waffen zum Vorschein, die die Hitze geschwärzt und verbogen hatte und deren Griffe vollständig verbrannt waren. Ausrüstungsgegenstände von Soldaten, in nutzloses Altmetall verwandelt.
Batiatus warf einen Blick in das nächstgelegene Zimmer, wo er eine Schlafpritsche entdeckte, die über Blutflecken ausgebreitet worden war, sowie einige Brotrinden und Tierknochen.
»Jemand hat hier sein Lager aufgeschlagen, nachdem die Leichen verbrannt worden waren«, sagte Batiatus. »Aber war um sollte jemand die Leichenbestatter umbringen?«
»Wer auch immer die Mörder waren«, sagte Cicero, »sie haben mehrere Tage lang mitten zwischen Schwertern und Asche gelebt.«
Inzwischen hatte Pelorusâ Haus nur noch zwei Bewohner. Die möglichen neuen Besitzer und hospes waren in die Stadt gegangen. Die aus dem Haus des Geflügelten Priapus entliehenen Sklaven und Sklavinnen waren dorthin zurückgekehrt. Köchinnen und Putzgehilfen, Serviererinnen und Arbeiter â sie alle waren gegangen. Die zahlreichen Gäste waren schon lange verschwunden und hatten vom Weinkeller nichts anderes übrig gelassen als den Urin, der in die Zisternen geströmt war. Spartacus bewachte ein fast leeres Haus.
Hoch konzentriert näherte sich Spartacus der Zelle Medeas. Die Gittertür war noch immer angelehnt, und die Gefangene saà angekettet auf dem Boden.
»Endlich sind wir allein«, sagte sie ruhig. »Und meine Zellentür ist offen.«
»Ich bin nicht wegen dir gekommen«, sagte Spartacus.
»Aus dem freien Thraker wurde ein Mann mit einem Mopp? Welch tragischer Niedergang.«
»Iss das«, sagte er und warf ihr ein Stück Brot zu. »Ich muss deinen Zellengenossen wegbringen, bevor er zu stinken anfängt.«
»Danke«, sagte sie, »dass du ihn aus dieser Welt geschafft hast. Und ihn jetzt auch noch von hier wegschaffst.«
Spartacus packte die Leiche am Arm. Das Fleisch war bereits ekelerregend gelb, denn das Blut hatte sich in den unteren Körperregionen des halb sitzenden, halb liegenden Toten angesammelt. Blaue und blütenförmige rote Flecke im Gesicht des Mannes, die durch geplatzte Ãderchen entstanden waren, verrieten, dass er
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