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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Verres die letzten Worte seines Freundes nicht richtig gehört; vielleicht hat er sie falsch gedeutet.«
    Batiatus wollte empört aufspringen, doch Cicero hielt ihn am Arm fest und hob in einer schwachen Parodie der Geste, mit der ein Gladiator seine Niederlage eingesteht, einen Finger. Batiatus sah das Zeichen und verstand es so, wie es gemeint war – nämlich als Hinweis darauf, dass er und Cicero ihrem Gegner bis zu einem gewissen Grad entgegenkommen mussten.
    Â»Es kann jedoch keinerlei Zweifel daran geben, dass die Absichten des frommen Verres durch und durch ehrenwert waren«, fuhr der Magistrat fort. »In seinem Aufteten gegenüber der verletzten Dame Successa hat er sich auf edle Weise wohltätig verhalten, und in seinem Bemühen, dem Freigelassenen Timarchides Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, hat er wahren Großmut bewiesen.«
    Verres gestattete sich die Andeutung eines selbstgefälligen Lächelns.
    Batiatus starrte Cicero an, die Nasenflügel vor Wut ge bläht. »Habt Ihr vergessen, welche Seite Ihr vertretet?«, zischte er dem Quästor zu. »Dieser Narr hat jedes Eurer Worte ignoriert.«
    Â»Geduld, Batiatus«, flüsterte Cicero aus dem Mundwinkel heraus.
    Â»Was nun die Anschuldigungen betrifft, die heute vorgebracht wurden, so erinnere ich den Kläger daran, dass Verres um Mitternacht des fraglichen Tages Statthalter von Sizilien wurde und daher – selbst für den Fall, dass Cicero in seinen Behauptungen, hier sei ein Unrecht geschehen, fortfahren wollte – seine Person unantastbar geworden und er selbst vor solchen Vorwürfen geschützt ist.«
    Verres lächelte Batiatus an, und dieses Lächeln wurde zu einem so breiten Grinsen, dass es die ganze Welt zu umfassen schien.
    Â»Hinsichtlich der Güter des verstorbenen Marcus Pelorus werde ich mich über eine angemessene Verfügung zunächst noch beraten müssen. Dies kann, angesichts des Lichts, das die damit verbundene Auseinandersetzung auf die ganze Angelegenheit wirft, einige Tage dauern.«
    Â»Vielleicht könnte ich diese Überlegungen ein wenig beschleunigen«, sagte Verres.
    Der Magistrat zuckte mit den Schultern und forderte ihn mit einer Geste auf fortzufahren.
    Â»Da meine Dienste als familiae emptor nicht weiter erforderlich sind, habe ich in dieser Sache keine weiteren Wünsche vorzubringen. Ich biete deshalb an, meinen Widerstand gegen Batiatus’ Interessen ganz und gar aufzugeben und möchte in aller Freundschaft von ihm Abschied nehmen.«
    Ãœberrascht sprang Timarchides auf und zerrte an Verres’ Toga. »Ihr habt gesagt, dass die ganzen Reichtümer mir gehören sollen!«
    Verres streckte begütigend die Arme aus. »Timarchides, bitte«, sagte er. »Der Magistrat hat gesprochen. Wir müssen uns an die römischen Gesetze halten, sonst sind wir nicht besser als Barbaren.«
    Â»Aber –«
    Â»Welche Reichtümer eigentlich?«, fragte Helva, der auf einen Stapel Schriftrollen deutete. »Aus diesen Rechnungen hier ergibt sich, dass Pelorus’ Vermögen bereits beträchtlich zusammengeschrumpft ist. Es bleibt fast nichts mehr übrig.«

XVII  POSTERITAS
    XVII
    POSTERITAS
    Â»Träume ich« , sagte Batiatus, der auf den Stufen des Forums stand, »oder haben wir gerade einen gewaltigen Reinfall erlebt?«
    Â»Ich habe keine Ahnung von Euren Träumen, Batiatus«, sagte Cicero, den Blick nach vorn gerichtet. Die beiden seufzten wie aus einem Mund und gingen die Treppe zur Straße hinab. Varro folgte ihnen, wachsam wie immer.
    Â»Der Magistrat hat unseren Beweisen überhaupt keine Beachtung geschenkt«, beklagte sich Batiatus. »Stattdessen hat er nach wie vor diesem Unfug über die ›letzten Worte‹ Glauben geschenkt!«
    Â»Der Magistrat hat sich als meisterhafter Diplomat er wiesen«, erwiderte Cicero. »Genaugenommen sind Statthalter nämlich gar nicht unantastbar, aber die Staatsge schäfte laufen glatter, wenn wir so tun, als wären sie es. Sofern wir es nicht mit wahrhaft monströsen Ereignissen zu tun haben, empfiehlt es sich, auf alle Andeutungen über ein Verbrechen zu verzichten. Der Magistrat hat dafür gesorgt, dass sämtliche Beteiligten auseinandergehen konnten, ohne dass an irgendjemandem der Makel einer Anklage haftet.«
    Â»Aber verdammt, ich will ja gerade, dass dieser Makel an Verres haften bleibt. Ich will,

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