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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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regelmäßiges Einkommen versprochen«, erwiderte sie. »Ich weiß nicht, wie –«
    Â»Lasst mich die Angelegenheit für Euch darlegen«, schlug Cicero vor. »Gaius Verres, der großherzige zukünftige Statthalter von Sizilien; Gaius Verres, der, wie es scheint, langjäh rige Freund und hospes des von uns gegangenen Marcus Pelorus, ist überall als ehrenwerter Mann bekannt. Dieser Gaius Verres, ein edler Römer, wurde nach jener Nacht der zurückliegenden Iden von Mitleid gegenüber der Dame Successa ergriffen, die beim Kampf in Pelorus’ Haus auf so schreckliche Weise verletzt worden war, und er versprach ihr für die folgenden Jahre ein Einkommen von fünfhundert Silberstücken. Die Vereinbarung wurde von den Magistratsbeamten Neapels zu den Akten genommen und lässt sich unmöglich leugnen. Und was müsst Ihr tun, Dame Successa, um eine so beeindruckende Summe zu erhalten?«
    Â»Nichts, Cicero«, erwiderte sie.
    Â»Nichts!«, sagte Cicero lachend. »Und ›nichts‹, wie der Magistrat zur Kenntnis nehmen möge, ist genau das, was in beider Vereinbarung steht. Ich selbst liebe Worte, Wortspiele und poetische Wendungen, und ich muss sagen, dass dieser Ausdruck doppeldeutig ist. Man könnte darunter verstehen, dass jemand nichts tun muss, um in den Genuss der Wohltaten des großherzigen Verres zu gelangen. Man könnte aber auch darunter verstehen, dass jemandens Schweigen gekauft wurde und dieser Jemand so lange Geld bekommen wird, solange er nichts tut, was besagtem Verres schaden könnte.«
    Â»Sophisterei!«, schrie Verres. »Als Nächstes behauptet Ihr, Schwarz ist Weiß.«
    Â»Gaius Verres war überaus gütig zu mir«, protestierte Successa. »Ich hatte ihm nichts vorzuwerfen.«
    Â»Natürlich hattet Ihr ihm nichts vorzuwerfen«, sagte Cicero. »Jedenfalls nicht bis letzte Nacht, als sicarii in Euer Haus eindrangen und versuchten, Euch aus dieser Welt in eine andere zu befördern.«
    Â»Und dafür bin ich wohl auch verantwortlich?«, rief Verres und hob die Hände, als wolle er die himmlischen Götter anflehen. »Warum werft Ihr mir nicht vor, an Erdbeben und Stürmen schuld zu sein?«
    Cicero ignorierte ihn und fuhr mit seiner Befragung fort.
    Â»Dame Successa, da die Bänder, die Euch zum Schweigen verpflichtet haben, nun gelöst sind, bitte ich Euch, über die Dinge zu sprechen, die sich an den Iden des September ereignet haben. Wie kam es zu Eurer Verletzung?«
    Â»Kostbare Zeit wird mit wertlosen Worten verloren«, sagte Verres.
    Â»Wenn ich dem Magistrat berichten darf«, erwiderte Cicero. »Die Sklavin Medea war ein wildes Tier. Sie war in ihrer Zelle eingeschlossen, aus der sie irgendwie freikam, um Tod und Vernichtung über das Haus Pelorus zu bringen. Wie der spätere Auftritt der Sklavin Medea in der Arena über alle Zweifel erhaben beweisen sollte, handelt es sich bei dieser Frau um eine lebende Waffe, die in der Lage ist, ihren Opfern größten Schaden zuzufügen. Wer auch immer sie in jener Nacht freigelassen hat, ist an Pelorus’ Tod ebenso schuldig wie ein Falkner, der seinen Vogel fliegen, oder ein Jäger, der seine Bluthunde von der Leine lässt. Dame Successa, ich beschwöre Euch, wer hat Medea in jener Nacht freigelassen?«
    Â»Es war Gaius Verres«, sagte sie.
    Â»Mach die Augen auf, und sieh dir an, wie sich deine schö nen Münzen in nichts auflösen.« Verres spuckte die Worte geradezu aus.
    Â»Ich hätte sie ja ohnehin nie bekommen«, knurrte Successa ihn, plötzlich wütend, an. »Und ich hätte mir nach meinem Tod auch nicht mehr so viel dafür kaufen können.«
    Â»Genug!«, erklärte Helva und schlug mit den Händen auf die Armlehnen seines Stuhls. »Genug!«
    Â»Magistrat, ich beschwöre Euch –«, begann Verres.
    Â»Magistrat, ich bin noch nicht fertig –«, begann Cicero.
    Â»Schweigt, ich bitte Euch«, sagte Helva. »Das Ganze ist eine überaus heikle Angelegenheit, voller Wendungen und neuer Entwicklungen, die sorgfältig bedacht sein wollen. Und doch haben die Vertreter beider Seiten durch angedeutete Drohungen und honigsüße Versprechungen uns einen Lö sungsweg aufgezeigt. In der Sache Batiatus gegen Verres bestehen berechtigte Zweifel an der Übertragung des Amts eines familiae emptor auf besagten Verres. Vielleicht hat

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