Asche und Schwert

sorgen, dass unser Haus sich bis an die Küste Neapels hin erweitert!«
    Â»Was ist dann das Problem?«, fragte Lucretia.
    Batiatus warf einen Blick um den Baum herum auf die imposante Gestalt des Freigelassenen, Timarchides, der die Flammen betrachtete.
    Â»Er«, erwiderte Batiatus.

VI  CENA LIBERA
    VI
    CENA LIBERA
    Er stand am Rand der thrakischen Ebene, wo die erste einer ganzen Reihe von Felsnasen den Beginn des Vorgebirges markierte. Am Himmel konnte man einzelne rostrote Flecken erkennen, die Adern in hellem Marmor glichen und von der untergehenden Sonne stammten, obwohl Wolken in einer geradezu unirdischen Geschwindigkeit darüber hinweghuschten. Sanfte Winde zupften an seinem langen Haar, während sich runde Kieselsteine durch die Sohlen seiner Halbstiefel aus Schafsleder gegen seine Füße drückten.
    In der Ferne sah er mehrere einsame Gestalten. Thrakische Schäfer standen regungslos wie Statuen inmitten ihrer Herden. Er blickte sich nach seinen eigenen Tieren um, doch nichts und niemand schien in der Nähe zu sein.
    Außer Sura.
    Â»Mein Ehemann!«, sagte sie in einer Sprache, die er seit über einem Jahr nicht mehr gehört hatte. »Mein Ehemann ist zurückgekehrt!«
    Ihre Lippen waren feucht und rot wie die Früchte, die sie auf den Hügeln pflückte. Ihr pechschwarzes Haar wehte im Wind. Er hob die Arme, doch bevor er nach ihr greifen konnte, schwebte sie von ihm hinweg, ohne sich anscheinend bewusst zu sein, wie viel Schmerz sie ihm damit bereitete.
    Â»Thrakien wird ohne uns weiterleben«, sagte er mit widerhallender Stimme und deutete auf die Ebene unter ihnen, als sich am Himmel ein Blitz wölbte und in einen fernen Baum schlug.
    Die Wolken huschten noch schneller über den Himmel, und er sah die Armeen des Mithridates und der Römer, die in genau dieser Ebene aufeinandertrafen. Er suchte seine Schafherde, und für einen Moment kam es ihm so vor, als entdecke er Schafe mitten unter den Soldaten, doch als er die Szene erneut ins Auge fasste, konnte er nur Krieger erkennen: die Geten mit ihren Schädelmasken und die Priester-Kriegerin mit der bemalten Haut. Mithridates selbst hielt sich furchtlos aufrecht, während überall um ihn herum Blitze niedergingen.
    Sura trieb vor ihm dahin, als schwimme sie durch die Luft. Ihre Beine wirbelten fast waagerecht auf und ab, und es sah aus, als würde ihr dunkles Haar von unsichtbaren Wellen getragen. Ihre zerfetzten Kleider öffneten sich auf eine ebenso schwebende Art, sodass er die Wölbung ihrer Brüste und die Schatten ihrer Oberschenkel sehen konnte. Sie streckte die Arme nach ihm aus und gab ihm ein Zeichen, er möge mit ihr in den Himmel auffliegen.
    Â»Komm mit mir, mein Ehemann«, sagte sie. »Sei wieder frei.«
    Aufs Neue hob er die Arme, doch seine Finger konnten ihre Hände nicht ganz erreichen. Er beugte sich über den Rand der Felsnase und mühte sich nach Kräften, sie zu umfassen, doch es gelang ihm einfach nicht, sie zu berühren. Flammen zuckten in den Falten ihrer Kleider auf, zuerst klein, doch dann immer mächtiger, und rasch waren sie so hoch gestiegen, dass sie Sura vollkommen umhüllten. Er erinnerte sich an die Schreie des Mannes, der beim Begräbnis an jenen brennenden Holzstapel geheftet war; der um Freiheit gefleht und doch eigentlich nur noch nach dem Tod verlangt hatte.
    Suras Blick war voller Trauer, aber es sah nicht so aus, als habe sie Schmerzen.
    Â»Berühre mich«, beschwor sie ihn. »Berühre mich, und wir werden zusammen sein.«
    Wolken zogen über ihren Kopf hinweg, als plötzlich rote Tränen aus Blut über ihre Wangen zu strömen begannen.
    Â»Sura!«, rief er. »Komm zurück zu mir!«
    Roter Regen strömte vom Himmel herab. Er durchnässte sie beide, löschte das Feuer, das Sura umgab, und verwandelte die Flammen in einen zischenden roten Nebel. Es war Blut, Blut, das seine Arme bedeckte, als er die Hände nach ihr ausstreckte.
    Â»Bist du noch mein Mann?«, fragte sie, und ihre Stimme, die immer schwächer wurde, trieb von ihm fort. »Kannst du dich noch daran erinnern, wer du bist?«
    Â»Das werde ich nie vergessen!«, rief er, doch seine Worte gingen unter im Wind. »Mein Name ist –«
    Â»Spartacus!«, sagte Varro und schüttelte ihn. Er war sofort wach, die Arme erhoben, um einen Angriff abzuwehren, zu dem es nicht kam. Seine Haut war feucht, aber nicht