Aschebraut (German Edition)
etwas macht.«
Brenna sah sie fragend an. »Dass er was macht?«
»Na, Sie wissen schon. Dass er irgendwelche Pillen nimmt.« Sie schob sich eine seidig weiche Strähne hinters Ohr und nestelte an dem Tennisarmband, das sie zwischenzeitlich wieder trug. »Ich meine, ich war mit ihm bereits in jeder Menge Bars, und es hat immer so ausgesehen, als vertrüge er noch nicht mal einen Drink, in dem kein Schirmchen steckt.«
»Trent nimmt keine Drogen.«
Annette wandte sich ihr zu. »Schätzchen, ich weiß, dass Sie seit Jahren seine Chefin sind, aber Bosse kennen ihre Angestellten häufig lange nicht so gut, wie sie sich einbilden.«
»Er hat niemals irgendwelche Drogen angerührt.«
»Bei allem gebührenden Respekt, aber Sie wussten schließlich nicht einmal, dass er ein Foursquare-Konto hat.«
»Sie müssen mir glauben. Ich kenne Trent sehr gut. Das Foursquare-Konto passt durchaus zu seiner Persönlichkeit, eine Überdosis Benzodiazepan aber ganz sicher nicht. Es gab immer nur eins, woran er sich berauschen konnte. Und das war er selbst.«
»Brenna?«
»Ja?«
»Bitte reden Sie nicht in der Vergangenheitsform von ihm.«
Brenna musste schlucken, denn urplötzlich stürmte alles, was geschehen war, gleichzeitig auf sie ein. Erst die Sache mit Errol und jetzt die mit Trent. Trent auf seinem eigenen Küchenboden, halbbekleidet, vollgepumpt mit irgendwelchen Pillen … Brenna hatte nicht dabei sein müssen, um zu wissen, wie es abgelaufen war. Sie hätte nicht einmal den Lippenstift an diesem Weinglas sehen, den süßlichen Parfümgeruch in seiner Wohnung riechen oder einen kurzen Blick auf die Besucherin erhaschen müssen, um zu wissen, dass dies eindeutig Diandras Werk gewesen war. Diandra hatte ihn mit diesen Pillen vollgepumpt, genau wie Errol einen Tag zuvor. Diandra, diese Hexe, die sich Clea nannte und sich wie ein Wurm in Brennas Leben fraß, um es vom Rand her zu zerstören.
Brenna dachte an den 30. September. Sie war auf dem Weg nach Tarry Ridge gewesen, und Trents halb vom Lärm der Disco übertönte Stimme hatte laut in ihrem Ohr gedröhnt …
»Diese Blondine … sie sieht irgendwie wie Jessica Alba aus.«
»Jessica Alba ist nicht blond.«
»Ich meine vom Hals abwärts. Und sie lässt mich kaum noch aus den Augen … Hallo, Süße. Na, wie wäre es mit noch ’nem Cosmo – mit ’nem möglichst großen Schuss Trent?«
Brenna fährt zusammen. »Das kann doch wohl unmöglich funktionieren.«
»Und, wie heißt du, Schätzchen? Diandra. Ein Name, der dafür geschaffen ist, dass man ihn in Ekstase stöhnt. Weißt du, was ich damit sagen will, Süße?«
Während mehrerer Sekunden hört sie nur noch Hintergrundgeräusche – das lärmende Geschnatter von mindestens hundert Leuten sowie einen donnernden Bass, der aus superstarken Boxen kommt …
»Lass mich raten«, sagt sie. »Diandra muss sich gerade übergeben.«
»Falsch, Miss Oberschlau. Sie gibt mir gerade ihre Nummer.«
»Du machst Witze.«
»Was? Nein, Baby, nein, ich habe nicht dich Miss Oberschlau genannt. Ich … ja, ich telefoniere gerade mit meiner … aber … nein, ich sage dir, sie ist mein Boss. Ich schwöre dir, ich … warte … oh, sei doch nicht so … verdammt.« Stöhnend wendet Trent sich wieder Brenna zu. »Ich habe doch gesagt, du vermasselst mir die Tour.«
Brenna biss sich kräftig auf die Lippe, und es war wieder Dezember, und Trent kämpfte ihretwegen um sein Leben. Diandras wegen, die ihn einfach hatte fallen lassen, als er nur ein durchschnittlicher Typ in einer Diskothek gewesen war, sich ihm aber richtiggehend an den Hals geworfen hatte, kaum dass sie erfahren hatte, wer er war. Die ihm aufgelauert und ihn angebettelt hatte, sie noch mal hereinzulassen, um ihm Wein und Pillen einzuflößen, diesem lieben, dummen Kerl, und das alles … wegen RJ Tannenbaums Mac Pro?
Ihr gegenüber hielt ein junges Mädchen einen Säugling in den Armen, und die beiden starrten sie aus samtig schwarzen Augen an. Genauso hatte auch Diandra Brenna auf der Bootstour an den Niagarafällen angestarrt. Hatte Brenna direkt ins Gesicht gesehen, nur hatte sich Brenna in dem Augenblick nicht mehr dabei gedacht, als dass es ein Moment geteilten Leids gewesen war. Wie lange verfolgte Diandra sie jetzt schon? Wie lange informierte Diandra sich schon über sie, und seit wann stellte sie Trent mit Hilfe seines lächerlichen Foursquare nach?
Bitte komm wieder in Ordnung, Trent. Bitte bleib am Leben, werde wieder wach und kehr mit
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