Aschebraut (German Edition)
sie bitte anrufen, sobald Sie etwas hören.«
»Und dafür haben Sie mich geweckt?«
»Tut mir leid.«
»Das sollte es. Denn das war wirklich unhöflich.«
»Nein, es tut mir leid …«
»Hören Sie, für ein solches Gespräch bin ich eindeutig zu müde.« Brenna wollte ihre Augen wieder schließen, doch die Schwester hob die Hand.
»Tut mir leid«, erklärte sie zum dritten Mal. »Ich habe das Pferd von hinten aufgezäumt. Oder die Zügel vertauscht. Oder was auch immer.« Sie riss ihren Mund zu einem Gähnen auf. »Ich habe Sie nicht geweckt, weil ich Ihnen das von Ihrer Freundin sagen wollte. Sondern um Ihnen zu sagen, dass Mr LaSalle wieder völlig in Ordnung kommen wird.«
Brenna richtete sich eilig auf. »Was? Warten Sie – er wird wieder völlig gesund?«
»Ja«, bestätigte die Schwester ihr. »Aber er ist noch ziemlich müde. Deshalb lassen wir ihn einfach weiterschlafen und verabreichen ihm weiter Flüssigkeit. Denn er ist ziemlich dehydriert. Aber davon abgesehen ist er okay. Sein Gehirn hat keinen Schaden abbekommen.«
»Sind Sie sich da völlig sicher?«
»Nun … er hat mich gefragt, ob er wirklich im Krankenhaus ist oder ob er einen Traum von unartigen Krankenschwestern hatte.«
Brenna sprang von ihrem Stuhl und fiel der Schwester um den Hals.
»Dann ist das also normal?«
»Ja«, erklärte Brenna lachend. »Das ist bei ihm vollkommen normal.« Sie machte wieder einen Schritt zurück und blickte auf das Namensschild der jungen Frau. »Danke, Bernadette.«
»Ihr Vorname ist Brenna, richtig?«
»Ja.«
»Dann möchte Mr LaSalle Sie sehen.«
»Ja? Kann er? Ich meine, ist er in der Lage …«
Brennas neue Freundin nickte. »Aber nur ein paar Minuten, ja? Dann verlegen wir ihn für den Rest der Nacht in ein normales Krankenzimmer.«
Eilig folgte Brenna ihr durch eine Doppeltür, vorbei an einem Schwesternzimmer einen langen, mit durch Vorhänge abgetrennten Betten vollgestellten Gang hinab. Sie kamen an einem alten Mann mit Sauerstoffmaske, einem kleinen Mädchen, das aus Leibeskräften schrie, während ihr ein Arzt das Knie punktierte, und zwei vorübergehend freien Betten vorbei, und dann endlich hatten sie ihr Ziel erreicht.
»He, B. Spec.«
Sie ersparte sich die Mühe, auf den Spitznamen zu reagieren, stürzte glücklich auf ihn zu und nahm ihn aus Rücksicht auf den Tropf, an dem er hing, möglichst behutsam in den Arm. Noch immer konnte sie das kleine Mädchen schreien hören.
»Sie könnten ruhig ein bisschen was für die Atmosphäre tun, meinst du nicht auch?«
Seine Stimme klang erschreckend schwach. Sofort machte sich Brenna wieder von ihm los und sah ihn sich genauer an. Mit den eingefallenen Wangen, dem in seiner Stirn klebenden Haar und der leichenblassen Haut – als hätte man die aufgesprühte Bräune aus seinem Gesicht gesaugt – sah er vollkommen verändert, wie ein trauriger, zerbrechlicher Gelehrter aus. Trotz der leuchtend roten Kussmund-Tätowierung, die unter dem dünnen Hemd, das man ihm angezogen hatte, in ihrer gesamten lächerlichen Pracht zu sehen war.
»Ich sehe wahrscheinlich echt beschissen aus.«
»Was ist passiert, Trent?«
»Ich … ich bringe es noch nicht mal über mich, ihren Namen auszusprechen.«
»Diandra.«
Er zuckte zusammen. »Ich habe diesen … pawlow’schen Reflex auf diesen Namen«, krächzte er. »Nur dass ich nicht sabbern, sondern kotzen muss.«
»Was ist nur in dich gefahren, dass du sie noch einmal reingelassen hast?«
»Brenna, ich …«
»Ich weiß, du bist ein Mann, aber bitte. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Und wenn du mir jetzt erzählst, dass sich schließlich jeder einmal irren kann, kann ich für nichts mehr garantieren.«
»Sie hat Tannenbaums Computer mitgenommen.«
Brenna schloss kurz die Augen. »Das hatte ich mir schon gedacht.«
»Aber das ist kein Problem.« Er richtete sich mühsam auf. »Ich sage dir … auf dem Ding waren nichts als Pornos … und das Cloud Storage Gateway , das er runtergeschmissen hat. Ich wette, dass sie nicht mal merken wird, dass das je drauf gewesen ist.«
»Ich bin nur froh, dass du noch lebst. Du hast verdammtes Glück gehabt.« Sie sah ihn wieder an. »Wir haben beide verdammtes Glück gehabt.«
Als er lächelte, bemerkte sie, wie rissig seine Lippen waren.
»Also, was zum Teufel ist ein Cloud Storage Gateway ?«, erkundigte Brenna sich.
»Der Weg in eine Cloud .«
»Na, vielen Dank. Das hilft mir wirklich weiter.«
Er stieß einen Seufzer aus.
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