Aschebraut (German Edition)
Geldgeber.«
»Vor Pokrovsky? Könnte sein. Oder …«, fuhr er langsam fort, »… vielleicht hatte er auch nie die Chance, mit den Dreharbeiten zu beginnen.«
»Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
Charlie zuckte mit den Schultern und sah Brenna traurig an. »RJ weiß ganz genau, dass Pokrovsky schon seit Jahren eine Schwäche für seine Mutter hat. Deshalb hatte er nie Angst vor ihm.«
Mehr sagte er nicht. Aber das war auch nicht erforderlich. »Sie glauben also, dass RJ vor jemand anderem abgehauen ist.«
»Etwas anderes fällt mir nicht ein.«
»Charlie«, sagte Brenna. »Hat RJ jemals den Namen Gary Freeman vor Ihnen erwähnt?«
»Er ist nicht in der Pornobranche, oder?«
»Wohl kaum«, stimmte ihm Brenna zu. »Er managt Kinderstars drüben in Los Angeles.«
Charlie schüttelte den Kopf. »Den Namen habe ich noch nie gehört. Ich kann mich nur an einen Typen aus Los Angeles erinnern, über den er mal gesprochen hat.«
Brenna sah ihn fragend an. »Über wen?«
»Einen gewissen Shane Smith.«
Brenna musste schlucken. »Er hat mit Ihnen über Shane gesprochen?«
»Ja, aber irgendwie ergab das alles keinen echten Sinn. RJ hat den Mann derart gehasst, das war echt nicht mehr normal.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Charlie seufzte. »Auch wenn dieser Name ausnehmend vermarktungsfähig ist, hat Shane Smith mit unserer Branche nichts zu tun.«
»Aber … RJ dachte, dass er in der Branche ist?«
»Ja und nein. Sie dürfen nicht vergessen, dass RJ die ganze Zeit über behauptet hat, Lula Belle hätte mit Pornos nichts zu tun. Auch wenn sie meiner Meinung nach die ungekrönte Königin der Branche ist. Sie müssen nämlich wissen …«
»Warten Sie«, bat Brenna ihn. »Sie sagen, RJ hätte gedacht, dass Shane …«
»… mit Lula Belle Geschäfte macht.«
Brenna wurde kreidebleich, doch Frankel stieß ein leises Lachen aus.
»Lula Belle und RJs alter Kumpel Shane. RJ war überzeugt davon, dass die zwei gemeinsame Geschäfte machten und dass Lula Belle zu allem Überfluss auch noch die Geliebte dieses Typen war. ›Ich werde einen Keil zwischen die beiden treiben‹, hat er mir erklärt. ›Sie wird Shane verlassen, um mir bei meinem Projekt behilflich zu sein.‹«
N
Morasco hatte bisher nichts von dem Klischee gehalten, dass mit großartigem Sex auch eine äußere Veränderung vonstatten ging. Schließlich hatte er in seinem Leben bereits öfter durchaus guten Sex gehabt, und niemals hatte irgendjemand irgendeine äußere Veränderung an ihm bemerkt. Aber als er auf die Wache kam und von Sally wissen wollte, ob es irgendwelche Neuigkeiten gab, blickte sie kurz auf, sah ihn dann aber auf eine Weise an, die ihn halb erwarten ließ, sie spucke ihm vor lauter Überraschung ihren Kaffee ins Gesicht. »Sie sehen irgendwie verändert aus, Detective.« Mehr sagte sie natürlich nicht, schaute ihn aber gleichzeitig mit einem vielsagenden Lächeln an.
»Ich habe mich rasiert«, erklärte er. Worauf Sallys Lächeln tatsächlich noch breiter wurde, so, als wüsste sie genau, was in diesem Fall »rasieren« hieß. Eilig lief er weiter bis zu seinem Schreibtisch, aber dort grinste ihn Baus – sein Tischnachbar, der nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte war – genauso breit wie vorher Sally an. »Dann haben Sie Brenna also endlich rumgekriegt.«
»Hören Sie, es gibt da diesen neuen Trend, von dem ich gelesen habe. Dabei geht es darum, dass man sich neben der Arbeit ein Privatleben zulegen soll. Probieren Sie das doch mal aus.«
»Hab ich’s doch gewusst.«
»Kümmern Sie sich doch einmal um Ihre eigenen Angelegenheiten. Das kann durchaus lustig sein.«
»Endlich hat Morasco einmal einen Stich gelandet«, rief Baus den Kollegen zu, und die spendeten tatsächlich noch Applaus.
»Es hat sich gelohnt, auf Ihre Mom zu warten.«
»Das haben mir auch schon andere erzählt«, klärte Baus ihn lachend auf.
Morasco seufzte innerlich. Witze über Mütter waren irgendwie nicht lustig, wenn der andere deshalb nicht beleidigt war. Also fuhr er den Computer hoch, wobei sein Blick auf die unterste Schublade von seinem Schreibtisch fiel. Er wusste ganz genau, was darin lag – die Papiere, die Detective Grady Carlson ihm gegeben hatte. Und mit einem Mal war es geschafft. Sein dämliches Grinsen und auch seine ungewöhnlich gute Laune legten sich mit einem Schlag. Es ist ja gut und schön, wenn wir nicht reden, Brenna. Aber ewig kann es so nicht gehen. Denn ich habe Papiere von dem Polizisten, der in
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