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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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der Schattenfrau gewesen war. Schon morgens, wenn er wach geworden war, hatte er den herrlich weichen Südstaatenakzent im Ohr gehabt und sich beherrschen müssen, um Lula Belle nicht vor seiner Familie oder seinen Kunden zu zitieren, nicht ihr zartes Flüstern nachzuahmen und sich vollkommen in ihrer Welt und ihrem Leben zu verlieren, wenn ihm das, was sie der Kamera gebeichtet hatte, durch den Kopf gegangen war. Weil das allein für ihn bestimmt gewesen war. Nicht für die Abonnenten. Nein, für ihn allein. Denn die Abonnenten hatten stets nur einen müden Abklatsch ihrer Originalfilme gesehen, die zuerst für ihn allein gedacht gewesen waren. »Ich weiß, ich klinge wie ein Freak«, hatte er Brenna gegenüber eingeräumt.
    »Das tun Sie nicht.«
    »Oh, doch. Sehen Sie, deshalb dachte ich, Ludlow wäre perfekt – denn schließlich bringt der Kerl den größten Teil von seinem Leben mit noch unheimlicheren Typen zu. Wohingegen Sie …«
    »Machen Sie sich über mich keine Gedanken.«
    Dank Lula Belle hatte er seine Schulden tilgen können, Lula Belle hatte ihn heißgemacht, ihm das Herz gebrochen und sich dann urplötzlich, ohne auch nur ein Wort der Erklärung, aus dem Staub gemacht. Zwei Monate zuvor hatte sie ihm die letzte Mail geschickt, und seither hatte er nichts mehr von ihr gehört. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass sie verschwunden war, aber sich keinem Menschen anvertrauen. Also bitte, wem in aller Welt hätte er davon erzählen sollen?
    »Ich habe Angst, dass ihr vielleicht was zugestoßen ist. Ich meine … Gott … falls es sie überhaupt jemals gegeben hat. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde ich verrückt.«
    »Haben Sie die Mails alle gelöscht?«
    »Die letzte nicht.«
    »Und was ist mit den Filmen?«
    Wieder einmal holte er tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Die habe ich alle noch.«
    Brenna bat ihn, ihr die Videos und die letzte Mail von Lula Belle zu schicken und, wenn möglich, aufzuschreiben, wohin ihre Schecks gegangen waren.
    »An die Postfächer kann ich mich nicht erinnern. Mein Zahlengedächtnis ist erschreckend schlecht.«
    Brenna seufzte innerlich. »Die Orte würden mir schon reichen. Ein paar der Orte fallen Ihnen doch bestimmt noch ein.«
    »Natürlich«, sagte er und hängte noch ein »Danke, Brenna« an.
    »Gary«, fragte sie zum Schluss, »gibt es sonst noch irgendwas, was Sie mir sagen wollen?«
    »Wie bitte?«
    Zementmischer, dreh dich im Kreis … »Gibt es sonst noch einen Grund, aus dem Sie mich angeheuert haben – außer meiner Erfahrung bei der Suche nach Vermissten und den netten Dingen, die die Klatschtanten im Fernsehen über mich gesagt haben?«
    Er sagte erst mal nichts und fragte dann: »Und was für ein anderer Grund sollte das sein?«
    Inzwischen war das Telefongespräch beendet, und sie rief bei ihrem Polizistenfreund Morasco an. (Sah sie ihn etwa im Ernst als ihren Polizistenfreund ? Oh Mann!) Gary Freemans Heimlichtuerei steckte anscheinend an. Natürlich konnte sie verstehen, dass er kein Interesse daran hatte, im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines Pornostars genannt zu werden, aber sie zu bitten, selbst die Menschen anzulügen, die ihr wirklich nahestanden, das gab Brenna das Gefühl, noch einsamer als sonst zu sein – und das sagte eine Menge aus. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie Maya bei der Freundin übernachten ließ. Denn sie wollte nicht völlig allein in ihrer stillen Wohnung sein, ohne eine andere Gesellschaft als die Videos von Lula Belle, den hartnäckigen Gestank von Trents Rasierwasser und Gary Freemans lächerlichen Satz im Kopf: Sie dürfen niemandem verraten, wer ich bin.
    »Willst du nach der Arbeit noch vorbeikommen und Pornos mit mir gucken?«, sprach sie Nick Morasco auf die Mailbox. Und zuckte zusammen. »Das heißt, es geht nicht wirklich um Pornographie, sondern um Performance-Kunst. In Zusammenhang mit einem Fall. Ich werde es dir erklären, wenn, oder eher, falls du kommst. Ich meine … du weißt schon … falls du nicht schon irgendwelche anderen Pläne hast.« Damit legte sie wieder auf.
    »Das hast du wirklich super hingekriegt«, erklärte Trent.
    »Ach, halt die Klappe.«
    »Keine Bange, Mädels sind echt süß, wenn sie derart dämlich klingen.«
    Die Augen verdrehend, schickte Brenna ihm die Lula-Belle-Downloads.
    »He!« Seine Stimme wurde schrill wie die von einem jungen Mädchen, wenn es Twilight sah. »Du hast alle Videos gekriegt?«
    »Wer klingt jetzt wohl

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