Aschebraut (German Edition)
dämlich?«, fragte sie. »Aber denk dran, dir die Filme anzuschauen, gehört zu deinem Job, den du so ernst wie möglich nehmen sollst. Ich will, dass du versuchst, sie dir alle so genau wie möglich anzusehen. Achte dabei auf Schatten, auf die Art, in der sie sich bewegt, auf sämtliche Details, die du vielleicht im Zimmer siehst und die uns möglicherweise einen Hinweis darauf geben, wo die Aufnahmen entstanden sind und wer der Schatten ist.«
»Du nennst das meinetwegen Arbeit«, antwortete Trent. »Ich nenne es das, womit ich meine Zeit verbringen werde, wenn ich irgendwann im Himmel lande.«
»Freut mich, dass ich dir so einfach eine Freude machen kann.«
»Das Lob gebührt im Grunde ja wohl Errol Ludlow dafür, dass er Wort gehalten hat. Ist vielleicht ja doch gar kein so übler Kerl.«
Brenna fuhr zusammen. »Hast du schon alles für deine Suche auf dem Fischmarkt vorbereitet?«
»Überzeug dich selbst.«
Sie drehte sich um, sah die Reihe postergroßer Katzenbilder, die er auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, und trat etwas näher an den Tisch heran.
»Wahnsinn. Du bist ja ein echter Künstler.«
Und das war er wirklich. Denn seine Computerbilder waren so real, dass einem Katzenfreund der Anblick der mal dicken und mal dünnen, mal zerzausten und mal frisch gebürsteten Persephone unweigerlich zu Herzen ging. Falls Trent keinen Erfolg bei seiner Suche hatte, würde sich Annette zumindest sehr über die hübschen Bilder freuen.
»Glaubst du, ich sollte sie alle mitnehmen?«, fragte Trent. »Ich meine, falls Persie seit drei Monaten bei allen diesen Fischverkäufern lebt, nehme ich am besten nur die dicken Bilder, oder was meinst du? Oh, und dann habe ich hier noch zusätzlich ein Bild erstellt, auf dem sie die Räude hat. Was grinst du denn so?«
»Persie.«
»Tja, auch wenn dich das vielleicht wundert, manche Menschen haben nichts dagegen, wenn ich ihnen Spitznamen verpasse.«
»Aber Persie ist kein Mensch.«
Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
»Am besten nimmst du alle Bilder mit. Weil du dadurch auf Nummer sicher gehst.«
»Aber sie sind furchtbar unhandlich.«
»Wofür hast du deine schicke Männerhandtasche?«
»Das ist eine Kuriertasche«, verbesserte er sie.
»Tut mir leid.« Sie lächelte erneut. »Ich hoffe wirklich, dass du dir Persephone irgendwo auf dem Fischmarkt angeln kannst.«
»Ich auch.« Er machte keinen Scherz über sein Anglerglück und hob noch nicht einmal wie sonst spöttisch die Braue. Ihm war es offensichtlich wirklich wichtig, dass er diese Katze fand.
Entschlossen steckte er die Bilder ein, und Brenna unterzog die Tasche, die er sich über die Schulter hängte, einer eingehenden Musterung – sie hatte ein helles Tarnmuster, war vorn mit fünf enormen Generalssternen bedruckt und wies einen Reißverschluss mit einem Schieber in Form einer Erkennungsmarke auf. Ihr wäre es wirklich schwergefallen, irgendein Bekleidungsstück zu finden, das einem so krass ins Auge fiel wie dieses Ding.
»Bis dann!«
Nachdem Trent die Wohnungstür hinter sich zugezogen hatte, kehrte Brenna zurück an ihren Schreibtisch und rief Lulas letzte Mail an Gary Freeman auf. Sie hatte sie ihm einen Tag nach Brennas Fernsehinterview geschickt …
Dienstag, 6. Oktober. Aus dem Radiowecker dringt ihr Name. Brenna wird von ihrem eigenen Namen aufgeweckt, nur dass nicht der Wecker ihren Namen nennt, sondern der Moderator einer Radioshow, die Mickey am Morgen heißt. Die Stimme ist so ätzend, dass sich Brenna nicht noch einmal umdreht, sondern gleich aufsteht. Deshalb weiß sie, dass sie wach ist und dass nicht ihr Wecker, sondern Mickey … Brenna blinzelt sich den Sand aus den vom Schlaf verklebten Augen. Es ist 6 Uhr 58, und sie hat soeben ihren eigenen Namen aus dem Radio gehört. Du hast bestimmt nicht richtig hingehört. »Sie heißt Brenna Spector, richtig?« Woher in aller Welt kennt Mickey meinen Namen? Gott, ich war im Fernsehen. Er kennt ihn aus Faiths Show. »Die Frau, die nie etwas vergisst – auch nicht, wenn jemand mal keine volle Leistung bringt … nicht dass mir das je passieren würde … hahaha …« O nein, o nein, o nein. »Aber wenn dir so etwas passiert und sie dich fünf Jahre später noch mal wiedersieht und daran denkt, wie du …«
Eilig zupfte sie an Mayas Haargummis. Bitte, 6. Oktober, bitte geh mir aus dem Kopf. Weil du einfach viel zu peinlich bist.
Brenna blickte wieder auf die geöffnete Mail auf ihrem Monitor. Zuoberst hatte Gary die
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