Aschebraut (German Edition)
Bagel, und am liebsten hätte Brenna ihr erklärt: Du kannst doch deine Schuhe selbst schon seit Jahren nicht mehr sehen.
Das war nicht wirklich nett, aber bitte … Seit dem letzten Frühstückstreffen zwecks Informationsaustausch (12. November letzten Jahres. Elephant and Castle . Zimtpfannkuchen, Speck, Würstchen, Butter, Vollkorntoast) hatte Kate noch einmal kräftig zugelegt – dabei hatte sie mit locker hundertvierzig Kilo auch schon damals wie ein Walross ausgesehen.
Nicht dass Brenna das gekümmert hätte. Schließlich war es Kate O’Hanlons Körper, und sie konnte damit machen, was sie wollte – auch wenn Brenna hoffte, dass sie, wenn sie immer so viel aß, wenigstens ein cholesterinsenkendes Mittel nahm. Weil zum Beispiel die Bezeichnung »Fischplatte« für die Fett- und Kalorienbombe, die sie jetzt gerade verspeiste, völlig irreführend und es fast schon ein Verbrechen war, dass ihr zu der Riesenmenge Frischkäse, die sie serviert bekommen hatte, nicht gleich auch ein Gratis-Stent geliefert worden war.
Bereits der Gedanke daran, wie sich Kates Arterien fühlen mussten, machte Brenna vollkommen k. o. Und er war nicht das Einzige, was sie bei diesen Frühstückstreffen schaffte, auch wenn sie von unschätzbarem Wert für beide Frauen waren. Für sie selbst, weil sie im Rahmen ihrer Arbeit öfter mal Informationen über Postfächer und andere Dinge brauchte, und für Kate O’Hanlon (die als Katie Johnson eins der City-Island-Grundschul-Obermiststücke gewesen war), weil ihre eigene Erinnerung an ihre großen Zeiten längst nicht so konkret wie die von Brenna war.
Als Brenna um halb acht durch die Tür des Restaurants getreten war, hatte Kate mit einem derart breiten Lächeln von dem Sahneberg auf ihrem Becher heißer Schokolade aufgeblickt, als wäre sie seit Wochen hilflos auf dem Meer getrieben und Brenna das ersehnte Rettungsschiff. »Was hat Kurt McKenna auf der Frühjahrsfete im achten Schuljahr über mich gesagt?«, hatte sie sie ohne Umschweife gefragt. Kein Hallo, wie ist es dir im letzten Jahr ergangen? Oder wenigstens ein Warum interessierst du dich für dieses Postfach? Nichts.
Was für Brenna vollkommen in Ordnung war. Je weniger sie jemandem wie Kate verraten musste, umso besser.
»Tut mir leid, dass mir deine Schuhe an dem Tag nicht aufgefallen sind«, sagte sie jetzt. »Aber glaub mir, Kurt McKenna hat eindeutig auch woanders hingesehen.«
»Wow, Wahnsinn … nicht so schnell. Wo stand Kurt genau? Was habe ich in dem Moment gemacht? Was für ein Lied wurde gerade gespielt?«
» Maneater von Hall and Oats.«
»Das war eins von meinen Lieblingsliedern!«
»Hat auch gut zu dir gepasst.«
»Wirklich witzig«, antwortete Kate. »Nun erzähl schon weiter.«
»Du hast mit Steve Barkley getanzt.«
»Mit wem?«
»Steve Barkley. Knopf im Ohr und Stachelhaar. Der Kerl, der Marcus Bladenschweiler täglich nach der Schule eine reingehauen hat.«
Kate sah sie mit großen Augen an, und wieder seufzte Brenna innerlich. »Er hatte immer rote Converse an.«
»Oh, richtig! Also, wo stand Kurt in dem Moment?«
»Direkt hinter mir – neben der Schüssel mit dem Punsch. Er sprach mit Dave Brinkman, während ihre Freundinnen auf der Toilette waren.«
Kates Augen fingen an zu blitzen. »Wenn die Katze aus dem Haus ist …«
Brenna kämpfte heldenhaft gegen ein Gähnen an. »Du sagst es. Also, Steve hat dich im Kreis herumgewirbelt, und ich schätze, dass dein Rock ein bisschen hochgeflogen ist, und …«
»Konnte man was sehen?«
»Ich habe nicht wirklich auf deinen Rock geachtet, Kate.«
»Okay, okay. Und was ist dann passiert?«
»Dave sagt: ›Hast du das gesehen? Katie Johnson sieht mal wieder total heiß aus.‹ Daraufhin dreht Kurt sich zu ihm um und antwortet: ›Fünf Minuten irgendwo mit einem solchen Hinterteil – dafür würde ich sogar dem Pudel meiner Großmutter das Fell über die Ohren ziehen.‹«
Kate lächelte, und das erinnerte Vergnügen darüber, derart begehrt worden zu sein, zauberte eine hübsche Röte in ihr aufgedunsenes Gesicht. »Kurt war damals mit Sally Kinkaid zusammen, richtig?«
Brenna schüttelte den Kopf. »Mit Mimi Richardson. Sie war auf der Toilette, als er das gesagt hat, und als sie zurückkam, hat er Dave verschwörerisch angegrinst.«
»Er hat wirklich verschwörerisch gegrinst?«
»Wenn ich es doch sage.«
»Und die blöde Mimi hat es nicht gemerkt.«
»Das war sein und Daves kleines Geheimnis.«
Glücklich schloss Kate die
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