Aschebraut (German Edition)
Augen. »Danke.«
Brenna wartete einen Moment und nippte vorsichtig an ihrem Kaffee. Schließlich aber fragte sie: »Also, kannst du mir sagen, wer dieses Postfach gemietet hat?«
Kate zog einen Zettel aus der Handtasche und schob ihn Brenna hin. »Natürlich brauche ich dich nicht dran zu erinnern, dass du keine Ahnung hast, wie du an diesen Namen und die Adresse gekommen bist.«
Brenna schüttelte den Kopf und starrte auf das Blatt. Kate hatte darauf in ihrer ordentlichen Schrift den Namen Robin Tannenbaum, gefolgt von einer Adresse nicht in City Island, sondern in Forest Hills, Queens, notiert.
Hallo, Lula Belle …
War es tatsächlich so leicht gewesen? Führten all diese Geheimniskrämerei, all die Fragen, die Besessenheit all dieser Männer, die sie nur als Schatten kannten, zu einem so einfallslosen Namen und in einen langweiligen Vorort, weniger als eine Stunde von dem Restaurant entfernt, in dem sie gerade saß? Sie schämte sich beinahe dafür, dass Gary Freeman sie so gut bezahlte, denn sie hatte schließlich kaum etwas dafür getan. Wobei natürlich eine Frage offenblieb …
Falls Lula oder Robin oder wie auch immer sie in Wahrheit hieß, in Queens zu Hause war, warum hatte sie sich dann ein Postfach zwanzig Meilen entfernt in dem abgelegenen Kaff gemietet, in dem Brenna aufgewachsen war?
Und der Name. Robin. Rotkehlchen . Wie ein verletzter kleiner Vogel …
»Ich wünsche mir manchmal, ich wäre du«, erklärte Kate, und Brenna schaute sie fragend an.
»Ich meine … ich habe mir vor kurzem ein paar alte Fotoalben angesehen und dabei ein Bild entdeckt, auf dem ich vielleicht fünfzehn war. Ich war im Freibad, hatte einen String-Bikini an und saß neben diesem unglaublich attraktiven blonden Jungen, der mich angesehen hat, als wäre ich der Mittelpunkt der Welt. Aber mir ist beim besten Willen nicht eingefallen, wie er hieß.«
»Es gibt gute und schlechte Erinnerungen, Kate. Ich kann sie mir nicht aussuchen.«
Schnaufend kämpfte sich Kate von ihrem Stuhl hoch. »Vielleicht wäre ich auch gerne einfach noch mal jung.«
Brenna hörte, wie das Paar am Nachbartisch verstohlen miteinander flüsterte. Beide trugen schlabberige Sweatshirts über engsitzenden Jeans, und das Mädchen, das das Aussehen eines Models hatte, starrte Kate so angewidert an, als würde ihr bei ihrem Anblick schlecht.
Während ihrer Schulzeit hatte Katie unzählige andere Mädchen mit genau demselben Blick bedacht. Aber auch wenn manche vielleicht sagen würden, dass sie deshalb jetzt bekam, was sie verdiente, hasste Brenna Menschen, die der Ansicht waren, es gäbe im Leben immer eine Art ausgleichender Gerechtigkeit.
Deshalb starrte sie das Mädchen böse an, bis es sich verlegen abwandte, und hielt Kate lächelnd ihren Mantel hin.
»Bret Masterson.«
»Hä? Was?«
»Der blonde Junge aus dem Freibad. Er war dort der Bademeister und total verrückt nach dir.«
Kate fing an zu strahlen. »Richtig! Vielen Dank.«
Brenna verließ hinter ihr das Restaurant und dachte an Robin Tannenbaum und daran, wie sie weitermachen sollte, während sie zugleich im Freibad war. 23. August 1983 …
Sie tritt durch das Tor und riecht den Geruch von Chlor, heißem Beton und Sonnenöl. Suchend sieht sie sich nach ihren Freundinnen Carly und Becky um und nimmt dabei aus dem Augenwinkel Katie Johnson wahr. Sie sitzt auf dem Sprungbrett, schmiegt sich an Bret Masterson und legt ihren Kopf an seine starke Schulter, als gehöre er dorthin. Einmal sie sein, wünscht sich Brenna. Einmal Katie Johnson sein. Wenigstens für einen Tag.
Sie fuhren durch die baumbestandene Straße, die auf Brennas Zettel stand, und sahen sich nach einem freien Parkplatz um.
»Wie sehe ich aus?«, erkundigte sich Trent.
Eine Frage, die ihr – wie der Großteil des Geplappers ihres Assistenten, das sie täglich über sich ergehen lassen musste – aus zwei Gründen auf die Nerven ging. Erstens fuhren sie bereits zum dritten Mal an Robins Haus vorbei, und wenn er auch nur halb so sehr auf freie Parklücken wie auf sein eigenes Bild im Rückspiegel geachtet hätte, stünden sie bestimmt schon längst vor Robins Tür. Und zweitens wusste Trent genau, dass ihr sein Kleidungsstil zutiefst missfiel. Da machten die zerrissenen Jeans und das ärmellose Cowboyhemd, in dem er jetzt hinter dem Steuer saß und dessen Größe den Verdacht weckte, er hätte es womöglich einem Viertklässler gestohlen, der darin in einer Oklahoma -Schulaufführung aufgetreten war, ganz
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