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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Stimme, die … okay, er hatte recht. Sie hatte keinen nennenswerten Südstaatenakzent. Und klang auch längst nicht so verführerisch wie in den Videos.
    Aber war sie ihr vielleicht auf irgendeine Art bekannt?
    »Mein Name ist Brenna Spector. Ich bin Privatdetektivin«, stellte sie sich vor.
    Keine Reaktion.
    Brenna kniff die Augen zu. »Ms Tannenbaum? Dürfte ich wohl reinkommen?«
    Noch immer keine Reaktion.
    »Die Idee, gleich mit der Wahrheit rauszurücken, war echt blöd«, erklärte Trent.
    Brenna wandte sich zum Gehen. »Ich dachte, dass sie mich möglicherweise sehen will.«
    Trent runzelte verständnislos die Stirn. »Und warum sollte sie das wollen?«
    »Nur so.«
    Und dann ertönte der Haustüröffner, und die Stimme stellte beinahe fröhlich fest: »Ich kenne Sie.«
    »Woher sollte sie dich kennen?«, fragte Trent mit viel zu lauter Flüsterstimme, als er neben Brenna vor der Tür von Robin Tannenbaums Apartment stand.
    Brenna zuckte mit den Schultern, doch ihr seltsames Gefühl verstärkte sich, und während eines kurzen Augenblicks ließ sie den Gedanken zu: dass Lula Belle möglicherweise Robin und dass Robin vielleicht Clea war.
    Dann wurde die Wohnungstür geöffnet.
    »Oh«, entfuhr es Trent.
    Denn er hatte sich die Schattenfrau ganz sicher nie mit einem pinkfarbenen Frotteemorgenmantel, künstlichem, karottenrotem Haar und einer Katzenaugenbrille vorgestellt. Außerdem war sie nicht mehr die Jüngste, höchstens eins fünfundvierzig groß und sah mit dem infolge einer starken Osteoporose permanent gebeugten Rücken richtiggehend unterwürfig aus.
    Auch Brenna atmete vernehmlich ein. »Mrs Tannenbaum?«
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Tochter?«, fragte Trent.
    »Wie bitte?«
    »Oder eine Enkelin?«
    Brenna räusperte sich leise und gab Mrs Tannenbaum die Hand. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs Tannenbaum. Ich bin …«
    »Brenna Spector, ja. Ich kenne Sie.« Die alte Frau entblößte strahlend weiße, aber viel zu große, falsche Zähne, als sie Brennas Satz lächelnd zu Ende sprach. »Aus den Zeitungen. Sie sind die Heldin mit dem Superhirn.«
    Brenna seufzte. »Ja.«
    »Und ich bin ihr stattlicher junger Zauberlehrling.«
    »Wie bitte?«
    »Mein Mitarbeiter Trent LaSalle. Er kann einfach nicht anders. Bitte sehen Sie ihm sein Verhalten also nach.«
    Ihr Gegenüber lächelte verblüfft. »Natürlich. Aber kommen Sie doch bitte rein.«
    Sie scheuchte Trent und Brenna in die Wohnung – die für ihre Größe überraschend klein aussah. Was eindeutig die Schuld der Möbel war. Mahagoni-Ungetüme mit schimmernden Messinggriffen stemmten ihre dicken Klauenfüße in den zarten, pinkfarbenen Teppich, dicke Gobelinkissen begruben Couch und Sessel unter sich, und auf einer riesigen Kredenz waren eine Unzahl vergoldeter Rahmen mit verblichenen Fotos aufgereiht.
    Und diese Fotos zogen Brenna magisch an.
    »Machen Sie es sich bequem«, bat Mrs Tannenbaum. »Ich hole uns schnell Tee und ein paar Kekse.«
    Trent nahm auf dem Sofa Platz – einem braunen Leder-Monstrum, das gierig nach ihm zu schnappen schien. »Tut mir leid«, erklärte er. »Aber nirgends auf der Welt gibt es eine Technik, mit der man die Silhouette dieser Frau so hinbekommen würde, dass sie …«
    »Pst.«
    »Das ist die Wahrheit, Mann.«
    »Nenn mich nicht Mann.« Brenna trat ans Fenster, vor dem die Kredenz mit all den Fotos stand. »Ist dir aufgefallen, dass sie keine Antwort auf die Frage, ob sie eine Tochter hat, gegeben hat?«
    Während sie noch nach den Fotos schielte, hörte sie das Klappern von Geschirr und die Stimme ihres Assistenten, der sagte: »Das sieht wirklich köstlich aus, Ma’am.«
    »Oh, das ist ein ganz normaler Rührkuchen. Möchten Sie ein Stückchen, Ms Spector?«
    »Nein, danke.« Brenna blieb am Fenster stehen und starrte auf die Aufnahmen – auf denen, wie es aussah, ausnahmslos derselbe pausbäckige Junge abgebildet war. Es gab mehrere Schwarzweißfotos von ihm als Baby, eins von seiner Taufe, eins von ihm als vielleicht Siebenjährigem im Fußballdress, eins, auf dem er eine Badehose trug und extrem nervös aussah, und eins, auf dem er mit ungefähr zehn neben einem stirnrunzelnden Mann – wahrscheinlich seinem Vater – stand. Außerdem gab es ein Bild von ihm als hochaufgeschossenem, pickeligem Teenager mit einem metallischen Grinsen im Gesicht, auf dem er einen hellblauen Smoking trug und eine Blumenschachtel in den Händen hielt. Allerdings war er allein, ohne das Date, für das das

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