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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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weniger entschlossen um die schwachen Knöchel schlangen als das Efeu um das Haus.
    »Was hat Robbie dort getan?«
    »Bevor mein Mann gestorben ist, habe ich mal einen Stapel Playboy- Hefte hier bei uns entdeckt«, gab sie schließlich widerstrebend zu.
    »Aha«, entfuhr es Trent.
    »Und wo haben Sie die gefunden?«, fragte Brenna, und sie hob den Kopf und sah ihr reglos ins Gesicht.
    »Auf dem Boden seines Schranks. Sie waren unter ein paar Zeitungen versteckt – mehrere Dutzend Playboy -Hefte einschließlich der Ausgabe, in der Marilyn Monroe abgebildet war. Das kam mir irgendwie seltsam vor, denn Walter hatte immer gesagt, dass das Schmuddelhefte wären, und gleichzeitig hatte er heimlich eine ganze Sammlung davon hier im Haus. Ich habe mich wochenlang gefragt, wie ich die Sprache auf das Thema bringen sollte, bis mir eines Morgens klarwurde, dass ich das gar nicht musste. Weil ich ihm auch einfach sein Geheimnis lassen und vergessen konnte, dass es diese Sammlung gab. Schließlich haben wir alle Geheimnisse, nicht wahr, Ms Spector?« Sie sah Brenna flehend an.
    »Ja. Die haben wir auf jeden Fall.«
    »Und das Geheimnis meines Mannes …« Sie atmete hörbar aus. »Nun, das war vollkommen harmlos. Höchstens etwas peinlich, weil er schließlich ein solcher Moralapostel war.«
    Brenna nickte stumm.
    »Ich habe ihn nie wissen lassen, dass ich sie gesehen hatte.« Ihre Lider flatterten hinter den dicken Brillengläsern, doch entschlossen fügte sie hinzu: »Und am Tag nach seinem Tod habe ich sie alle aus dem Haus geschafft. Es war, als hätte es sie nie gegeben.«
    Trent sah Brenna an und fragte tonlos: »Und?«
    Sie jedoch verstand. »Mrs Tannenbaum.«
    »Wir brauchen doch bestimmt nicht derart förmlich miteinander umzugehen, oder was meinen Sie? Sie können mich Hildy nennen, wenn Sie wollen.«
    »Auch Robbie hat seine Geheimnisse, nicht wahr, Hildy?«
    Wieder sah sie auf den Boden, sagte aber leise: »Ja.«
    »Und diese Geheimnisse haben etwas mit seinem Computer zu tun?«
    Sie schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf.
    »Ich weiß, Sie denken, dass Sie Ihren Sohn vielleicht verraten, Ma’am. Aber wir suchen nach einer verschwundenen Frau. Sie hat Videos gedreht und gegen Bezahlung ins Netz gestellt.« Brenna blickte Hildy reglos an. »Das Geld hat sie sich an ein Postfach schicken lassen, das unter Robbies Namen angemietet war.«
    Hildys Augen wurden riesengroß. »Nein. Das muss ein Irrtum sein. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Doch, das wissen Sie. Es tut mir leid, aber nur dadurch, dass Sie sich zwingen, etwas zu vergessen, machen Sie es nicht ungeschehen. Es ist, wie wenn man Zeuge eines Unfalls wird und nicht hingucken kann. Auch dann bleiben die Verletzten noch verletzt.«
    »Sie behaupten, dass ich lüge. Das gefällt mir nicht.«
    »Mrs Tannenbaum. Hildy«, fuhr Brenna unbarmherzig fort. »Diese Frau war nicht einfach ein Stapel Playboy -Hefte . Sie hatte Kontakt zu vielen Menschen, und dann war sie plötzlich nicht mehr.« Brenna trat noch etwas dichter an die andere Frau heran und sah sie weiter reglos an. »Sie ist seit zwei Monaten verschwunden – genau wie Ihr Robbie.«
    »O mein Gott.«
    »Wenn Sie uns helfen, finden wir vielleicht sie beide.«
    Hildy nahm die Katzenaugenbrille ab. Die minimale Anstrengung schien ihr auch noch die letzte Energie zu rauben, aber schließlich setzte sie die Brille wieder auf und bedachte die Besucherin mit einem schmerzerfüllten Blick. »Die Frau«, setzte sie an. »Die aus dem Computer …«
    »Ja?«
    »Hat sie einen Südstaatenakzent?«

7
    »Konzentriert euch ganz auf eure Beine«, wies die Yogalehrerin Yasmine sie mit ihrer seidig weichen Stimme an und zählte dann wie jedes Mal die wichtigsten Beinmuskeln auf – den Soleus und den Gastrocnemius und den Tibialis anterior –, die nacheinander schwer werden und warme, rote Chakra-Energie empfangen sollten.
    Normalerweise liebte Jill diesen Teil des Yogakurses. Er nannte sich Shavasana oder Totenstellung, war die letzte Position vor Ende des Unterrichts und wunderbar beruhigend. Weil man bei gedämpftem Licht vollkommen reglos auf dem Rücken lag, während sich Geist und Körper wunderbar entspannten, weil es auf der ganzen Welt nur noch Yasmines Stimme und die herrlichen lateinischen Begriffe gab. Yasmine – eine Medizinstudentin – gab erst seit fünf Wochen Yogakurse, aber sie war so intelligent, dass das Studio sich glücklich schätzen konnte, weil jemand wie sie dort Unterricht abhielt.

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