Aschebraut (German Edition)
überhaupt?«
Das war ebenfalls ein wörtliches Zitat. Denn genau dieselbe Antwort hatte Brenna ihm gegeben, als sie am 1. Oktober in der Küche des Hauses von Lydia Neff gewesen waren. »Der Weg zum Herzen einer Frau führt über ihr Gedächtnis«, stellte sie jetzt grinsend fest.
Morasco sah ihr ins Gesicht, seine Miene wurde ernst, und in seinen Augen lag ein Hauch desselben Schmerzes wie am Vorabend, als Lula Belle auf das verletzte Vögelchen zu sprechen gekommen war … Hätte Mama mich gesehen, wäre sie wahrscheinlich überrascht gewesen. Denn sie dachte, ich hätte die Verrücktheit meines Dads geerbt. Sie dachte, ich könnte nichts anfassen, ohne dass es zerbricht. Mama hat immer gesagt, ich hätte die Gabe der Zerstörung im Blut.
»Was ist los, Nick?«, fragte sie ihn leise, während gleichzeitig jemand in ihrem Rücken »Platz da!« schrie.
Trent. Sie drehte sich um und sah, dass sich ihr Assistent mit dick verbundener Stirn von der jungen, bebrillten Sanitäterin in einem Rollstuhl durch den Warteraum kutschieren ließ.
»Na, bist du entlassen?«, fragte sie.
»Nachdem die Ärzte von meinem Gehirn total beeindruckt waren, darf ich jetzt wieder gehen.«
»Toll. Aber ich möchte, dass du mir etwas versprichst.«
»Tut mir leid, aber mein Herz gehört schon Claudia hier.«
Wieder lächelte die Sanitäterin.
»Sie sind eine unglaublich tolerante Frau«, erklärte Brenna ihr, wandte sich dann aber sofort wieder ihrem Assistenten zu. »Ich meine es ernst. Sobald du hier rauskommst, möchte ich, dass du nach Hause fährst und dich dort ausruhst. Geh ins Bett und schlaf dich richtig aus. Und zwar möglichst …«
»… ohne dass mein wildes Pony in den Pferch kommt, alles klar. Vertrau mir. Heute Abend werden meine Fingerspitzen ganz bestimmt nichts anderes mehr erforschen als die anschmiegsame Tastatur von Tannenbaums Mac Pro.«
»Ich glaube, mir wird schlecht.«
»Das heißt, außer Claudia …«
»Viel Spaß mit dem Mac Pro«, wünschte ihm die Sanitäterin.
»Ah, wie kann man nur so kalt sein, Baby?« Er sah Brenna an. »Wirklich, Claudia und ich haben schon jede Menge Gemeinsamkeiten zwischen uns entdeckt. Ihr Bruder ist Computermann beim FBI.«
»Du hast aber keinen Bruder, Trent.«
»Nein, aber weißt du …«
»Ich kenne mich nicht im Geringsten mit Computern aus«, fiel Claudia ihm ins Wort.
»Scheint, als ob du eher auf derselben Wellenlänge wie ihr Bruder bist. Vielleicht sollte sie dich ihm mal vorstellen.«
»Okay, ich gebe mich geschlagen«, seufzte Trent.
Brenna beugte sich zu ihrem Assistenten vor und nahm ihn eilig in den Arm. »Bleib anständig.«
»Wenn du so etwas zum T-Man sagst, ist das so ungefähr dasselbe, wie wenn du die Sonne bitten würdest, nicht zu scheinen.«
»Ist es nicht.«
»Aber dem T-Man zu sagen, dass er nicht in der dritten Person von sich selbst sprechen …«, mischte sich Morasco ein.
»Oder dass er sich nicht selbst mit derart blöden Spitznamen belegen soll …«
»Schon gut, schon gut. Versprochen«, fiel Trent Brenna ins Wort.
Morasco legte eine Hand auf Brennas Schulter, als sie vor ihm durch die Tür des Krankenhauses trat. »Also, hör mir zu. Es gibt da eine Sache, über die ich mit dir reden will. Hast du Lust auf einen Drink?«
»Es ist gerade mal drei Uhr.«
»Du hast dich um die Mittagszeit erst mit einem Wagen überschlagen und danach eine gefühlte Ewigkeit in einer engen Röhre zugebracht. Wodurch der Rest des Tages automatisch Happy Hour wird.«
»Da hast du wahrscheinlich recht«, räumte sie lachend ein. »Aber ich sollte nach Hause zu Maya fahren, und wenn ich dann betrunken wäre, wäre sie wahrscheinlich nicht gerade erfreut.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Willst du mich vielleicht nach Hause fahren? Mein Wagen ist in der Werkstatt.«
»Ja, ich weiß.«
»Und deiner steht noch dort, wo du uns gerettet hast.«
»Das weiß ich ebenfalls. Und wie ich mein Glück kenne, wurde er inzwischen sicher abgeschleppt.«
Sie traten an den Straßenrand, doch als Brenna einem Taxi winken wollte, um zum zweiten Mal an diesem Tag zum Inwood Hill Park zu fahren, hielt er sie zurück. »Also, erstens ist es Aufgabe des Mannes, das Taxi heranzuwinken …«
»Und wer sagt das?«
»Dieser Mann.«
»Sexist.«
»Und zweitens …«
»Sekunde«, bat ihn Brenna, als ihr Handy schrillte, und warf einen Blick auf das Display. Es war eine unbekannte Nummer, aber mit derselben Vorwahl wie die Nummer, von der aus sie in der
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