Aschebraut (German Edition)
Downloads angesehen?«
Maya riss die Augen auf. »Was für Downloads?« Ihre Stimme zitterte, und plötzlich merkte Brenna, dass ihr eigener Ton erschreckend kalt gewesen war.
Sie atmete tief durch. Immer mit der Ruhe. »Ich bin dir deswegen doch nicht böse, Maya.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Am besten hätte ich gar nichts gesagt.«
»Bitte sei nicht so. Nur kann ich einfach nicht erlauben, dass du solche Filme siehst. Weil sie nicht das Richtige für junge Mädchen sind, und außerdem, was ist, wenn du versehentlich einen von ihnen löschst?«
»Von was für Filmen redest du?«
Brenna runzelte die Stirn.
»Von den Filmen von Lula Belle.«
Maya sah sie reglos an. »Die habe ich mir ganz bestimmt nicht angeguckt.«
»Und woher hattest du dann den Ausdruck?«
»Was für einen Ausdruck?«
»Den von der Gabe der Zerstörung, die sie angeblich im Blut hat.«
»Also bitte. Hast du etwa nie gehört, wie sie das gesagt hat?«
»Wer?«
Maya biss sich auf die Lippe.
Brenna legte ihr eine Hand auf die Schulter, sah ihr ins Gesicht und wiederholte leise: »Wer hat das gesagt?«
Immer noch sah Maya sie vollkommen reglos an. »Grandma«, stieß sie schließlich hervor. »Sie sagt diesen Satz fast jedes Mal, wenn die Sprache auf Clea kommt.«
N
Kevin Wiggins, Portier der Stars, rief höflich »Auf Wiedersehen«, als die hübsche junge Frau erneut an ihm vorüberging.
Sie antwortete nicht. Die Frauen antworteten nie.
Auch wenn das sicher dumm war, war er trotzdem leicht enttäuscht – nicht von ihrer gleichgültigen Reaktion, sondern von ihr selbst. Denn er hatte angenommen (oder vielleicht eher gehofft), dass sie berühmt und auf der Flucht vor den Paparazzi in dieses Hotel gekommen war. Denn mit ihrer großen dunklen Sonnenbrille, ihren leuchtend roten Lippen und dem weich schimmernden blonden, hochgesteckten Haar sah sie wie Grace Kelly in dem Hitchcock-Thriller aus – auch wenn ihre Brüste wesentlich beeindruckender waren.
Aber nein, sie war einfach ein Callgirl – deutlich schicker als die Frauen, die normalerweise kamen, aber trotzdem traf sie sich mit Männern eindeutig für Geld. Kevin hatte ihre Zeit genommen. Eine Stunde. Alles klar.
Er stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Als er vor inzwischen zwanzig Jahren im MoonGlow angefangen hatte, hatte er sich seine Arbeit völlig anders vorgestellt. Ein Hotel im Herzen New Yorks … das klang unglaublich glamourös.
Aber schließlich war er damals auch aus Cicero in Illinois hierhergekommen und hatte bis dahin nie auch nur das Meer gesehen. Er hatte gedacht, dass sämtliche Hotels hier in New York Orte der Romantik und Intrigen wären – sogar Absteigen wie diese, wo die Wände fleckig waren, die Böden klebten und man sich in den halbblinden Spiegeln kaum noch sah. Es war die Art von Ort, die im wahrsten Sinn des Wortes »schmierig« war. Doch das störte Kevin nicht. In seiner ersten Arbeitswoche hier hatte er jeden Augenblick damit gerechnet, Frank Sinatra und Gene Kelly in ihren Matrosenuniformen an sich vorbeitanzen zu sehen, während sie aus voller Kehle von den vielen tollen Mädchen sangen, die man in der Großstadt traf. Doch das Leben war nun mal kein Film – wenn irgendwelche Typen durch die Tür dieses Hotels getänzelt kamen, waren sie garantiert auf Crystal Meth, und bei dem Gedanken, wo an ihren ungewaschenen Körpern sie wahrscheinlich irgendwelche Waffen bei sich trugen, wurde einem schlecht.
Kevin hoffte immer, dass jemand wie Donald Trump oder Roger Wright das MoonGlow kaufte und in einen Ort verwandelte, an dem zu arbeiten den Menschen eine Ehre war. Aber nein – die Leitung des Hotels blieb immer gleich, und auch das MoonGlow selbst veränderte sich einzig dahingehend, dass es immer mehr verfiel.
Kevin Wiggins, Portier der Verdammten.
Doch was machte das schon aus. Kevin hatte seinen kleinen Fernseher in seinem Hinterzimmer, und an Abenden, an denen nicht viel los war, konnte er sich dort in aller Ruhe seine Lieblingsfilmklassiker ansehen. Ohne Unterbrechung, und es nahm auch niemand jemals daran Anstoß, dass er lautstark mitsang, sobald Frankie oder Gene oder Dino oder Debbie einen Song zum Besten gab.
Außerdem hatte er jede Menge Phantasie – und ab und zu ein hübsches Mädchen, das ihr Nahrung gab. Junge, ob sie ein bezahltes Date war oder nicht, nett hatte sie auf alle Fälle ausgesehen.
Und irgendwo in diesem Haus lag jetzt ein Glückspilz, der inzwischen selig wie ein Baby
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