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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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du nicht in Panik gerätst.
    Die Strömung riss an ihr. Die Haie aus König Beras’ Zitadelle kamen Zia viel zu nahe. Unter Wasser schrie Summer in einem Strudel aus Luftblasen auf, als eine Raubfischnase hart gegen ihren Fußknöchel stieß. Zia wich mit einer abrupten Bewegung aus.
    Dann tauchten sie im Tempel der Haie auf. Er war ein Trümmerfeld. Eine Explosion hatte die Kathedrale zerstört. Tropfsteine und Felsen waren heruntergebrochen. Ein Haikadaver lag halb an Land geworfen neben dem zertrümmerten Steg.
    Zia schob sich heran und Summer kroch auf zitternden Knien auf die geborstenen Planken. Im Licht ihrer Falter beobachtete sie, wie Dajee nach Luft schnappte und sich ängstlich an Zia klammerte.
    »Das ist gruselig hier!«, japste sie. »Zurück kann ich dich aber nicht bringen.«
    »Ich weiß, Dajee, ich danke dir! Und Zia natürlich auch.«
    Das Mädchen zuckte nur lässig mit den Schultern, aber es konnte sich ein stolzes Grinsen nicht verkneifen. Trotz ihrer Angst blitzte die Abenteuerlust in ihrer Miene auf. Im Spiegel des Wassers sah Summer ihr wirkliches Gesicht: die schwarze Haut und die Dämonenfratze. Dann warf sich Zia im Wasser herum und das Spiegelbild des Mädchens, das Tierläufer- und Tandrajblut in den Adern hatte, zersplitterte, und da war nur noch Dajee, sechs Jahre alt, mit roten Wangen, nassen Locken und einem verschmitzten Zahnlückenlächeln. »Grüß Tänzer Licht von mir«, rief sie.
    »Leb wohl«, sagte Summer leise. Doch da waren das Kind und der Hai bereits wieder untergetaucht.

    Summer zog die Knie an den Körper und blieb eine Weile sitzen. Wenn ich Indigo wäre, wo würde ich mich verstecken? Warum wäre es mir so wichtig gewesen, diese Zitadelle zu erobern? »Weil der alte Turm immer noch der sicherste Platz ist«, flüsterte sie. »Und wenn ich die Macht hätte, Zorya das Leben zu nehmen, dann würde ich diese Macht nicht teilen. Ich würde dieses Geheimnis besser hüten als alles, was ich je besessen habe. Ich würde der Herr über Leben und Tod sein. Also würde ich mich zurückziehen. Dorthin, wo niemand mein Geheimnis ergründen kann.«
    Jetzt wurde sie ruhig. Zu ruhig für einen Menschen. Mit schmalen Augen sah sie sich im Tempel um. Die Backsteinwand war nur ein wenig beschädigt. Irgendwo brummten die Generatoren. Also waren die Anlagen, die aus den unterirdischen Strömungen der Quellen den Strom gewannen, zumindest zum Teil noch intakt. Das hieß, es gab in der Zitadelle vielleicht noch Strom. Halb unter Trümmern begraben lag ein langes Stück eines Metallkabels. Das konnte ihr nützlich sein. Sie befühlte die Taschen ihrer Uniformjacke. Es war alles noch da: der Sprengstoff, wasserdicht verpackt in der Metallkapsel, das Feuerzeug, ein Messer und Tellus’ Plan der verborgenen Schächte. Leider keine Schusswaffe. Aber auch ein Messer würde genügen, Indigo lange genug zu schwächen.

falter aus glas
    D ie Wucht der Explosion hatte einige der rostigen Steigeisen in dem Schacht gelockert. Mehrere brachen unter ihrem Gewicht, als sie nach oben kletterte. Ein Verbindungsschacht war verschüttet, aber sie schaffte es, einen schmalen Durchgang freizuräumen und sich auf den Ellenbogen kriechend weiterzuziehen. Die Kammer, in der sie wie erwartet landete, hatte sich in ein Lager für Metalltrümmer verwandelt. Sie hörte, wie Leute dort arbeiteten, Brocken herumwuchteten, sich Befehle zuriefen. Vorsichtig lugte sie hinter einer verbogenen Metallplatte hervor und entdeckte einige Soldaten.
    Ein paar Minuten beobachtete sie die Männer und Frauen, eignete sich ihre Bewegungen an, die Müdigkeit, die Erschöpfung in den bleichen Mienen. Dann zog sie rasch die Stiefel an, schulterte das zusammengerollte Kabel und trat hinter dem Schuttberg hervor, als würde sie ganz selbstverständlich zu ihnen gehören. Ohne abzuwarten, bis jemand sie ansprach, fluchte sie, schüttelte sich das Wasser aus dem Haar und betrachtete missmutig ihre tropfnasse Jacke. »Seht euch die Sauerei nur an«, sagte sie zu einer Frau. »Geht bloß nicht da hinten zur Tür. Da ist ein Rohr gesplittert. Die ganze Brühe fließt von der Decke runter.«
    Die Frau grinste nur und arbeitete weiter.

    »He, wo willst du denn hin?«, rief ihr jemand nach. »Wir sind hier noch lange nicht fertig!«
    Summer hob nur kurz die Drahtrolle an ihrer Schulter an, ohne stehen zu bleiben. »Ersatzteil für den Fahrstuhl. Die Sicherungsseile haben was abgekriegt.«
    Dann hatte sie die Tür bereits erreicht. Niemand rief

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