Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Peder nachdenklich.
» Wir dürfen jetzt nicht vorgreifen.« Alex machte eine abwehrende Geste. » Erst müssen wir sicher sein, dass Magdalena auch wirklich eine Abtreibung hatte. Und wenn das so ist, müssen wir klären, warum er ausgerechnet ins Bad ihres Elternhauses geschlichen ist und ihr totes Kind dort abgelegt hat und nicht vor dem Krankenhaus, in dem sie das Kind hat abtreiben lassen.«
» Früher haben die Frauen Abtreibungen selbst vorgenommen«, sagte Peder nachdenklich.
Alex unterbrach ihn. » Wir müssen uns fragen, warum wir das alles nicht früher mitgeteilt bekommen haben.«
» Eben weil wir so denken, wie du gerade redest.«
Peder und Alex sahen Fredrika verständnislos an.
» Na, du hast doch gerade gesagt: › mitgeteilt bekommen‹. Sollte es nicht so sein, dass wir aktiv Informationen einholen? Wenn wir nun der Meinung wären, dass Fakten etwas sind, um das wir uns selbst bemühen müssen, zum Beispiel, indem wir die richtigen Fragen stellen, dann wären wir der Vorstellung der anderen, welche Informationen sie uns gern zukommen lassen, nicht derart ausgeliefert.«
Alex und Peder tauschten einen raschen Blick.
» Oder was meint ihr?«, fragte Fredrika, plötzlich verunsichert.
Zum ersten Mal seit Tagen platzte aus Alex ein lautes, befreites Lachen.
» Ich meine, du hast ganz sicher recht.«
Fredrika errötete augenblicklich.
» Sara Sebastiansson wollte nicht von der Abtreibung erzählen, und wir haben doch alle irgendwie gedacht, dass sie, hätte sie eine besondere Verbindung zu dem Krankenhaus und nicht nur zu Umeå im Allgemeinen, uns schon davon erzählt hätte«, sagte Alex und wurde wieder ernst. » Und das war ein Fehler. Wir hätten von Anfang an dranbleiben und sie mehr drängen sollen, auch wenn das unpassend erschien.«
Er sammelte seine Papiere ein.
» Wir machen morgen weiter. Es ist schon spät, und wir sind heute weit gekommen. Sehr weit, wenn man es genau nimmt.«
» Und genau deshalb fühlt es sich nicht gut an, nach Hause zu gehen«, warf Peder ein.
» Ich weiß, was du meinst, aber wir brauchen alle ein wenig Ruhe. Wir sehen uns morgen früh. Die anderen wissen auch schon Bescheid. Sie werden alle da sein, auch wenn Sonntag ist. Wenn das alles hier vorbei ist, haben wir genug Zeit, uns freizunehmen.«
Fredrika sah aus dem Fenster auf den unerfreulich grauen und wolkigen Himmel.
» Vielleicht wenn der Sommer endlich kommt«, sagte sie trocken.
Der letzte Tag
Ellen Lind war am Sonntag als Erste im Büro. So arbeitete sie am liebsten: als Erste kommen, als Erste wieder gehen.
Während der Computer hochfuhr, schickte sie eine SMS an ihre Tochter. Hundertmal hatte sie die Kinder schon gefragt, ob es in Ordnung sei, wenn sie ohne Babysitter allein zu Hause blieben, und sie hatten ihr ebenso unisono geantwortet: Ja, ja.
Sobald sie das E-Mail-Programm aufrief, blinkte ihr Peders Nachricht zuoberst entgegen. Meine Güte, was glaubte der eigentlich, welche Art Suche man im Polizeiregister durchführen konnte? Hatte er immer noch nicht begriffen, dass es in der Wirklichkeit ein wenig anders zuging als in der neuesten Folge von irgendeiner amerikanischen Krimiserie?
Ellen beschloss, dennoch einen Versuch zu unternehmen. Sie rief ihre Kontaktperson bei der Reichskripo an und bat sie um Hilfe. Die Frau hielt mit ihrem Ärger nicht hinterm Berg.
» Verdammte Scheiße, es ist Sonntag, und ich soll rein und arbeiten oder was?«
Ellen ging nicht darauf ein. Natürlich waren dies hier extreme Umstände, aber auch wenn es für alle Beteiligten anstrengend war, musste sie doch zugeben, dass die Arbeit an dem Fall sie faszinierte.
Weniger spannend, sondern richtiggehend frustrierend war indes, dass sie immer noch nichts von Carl gehört hatte. Sie hatte die ganze Zeit in der Hoffnung, dass er sich melden würde, das Handy eingeschaltet gehabt, aber er hatte ihr nicht eine Zeile geschrieben. Eigentlich hatte Ellen keinen Grund, an Carls Liebe zu zweifeln. Aber sie hatte die Sorge, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Wenn er bis zum Abend nichts von sich hören ließe, würde sie anfangen, die Krankenhäuser abzutelefonieren.
Trotzdem…
Trotzdem stimmte irgendetwas nicht. Eine kaum spürbare Unruhe machte sich in Ellen breit und ließ sich einfach nicht abschütteln.
Ruhelos stand Ellen auf und tigerte zum Faxgerät, um die in der Nacht gekommenen Nachrichten einzusammeln. Fredrika hatte einen kleinen Stapel vom Universitätskrankenhaus in Umeå bekommen. Es
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