Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Prioritäten setzt«, hätte Fredrika gesagt, wenn sie ihn gesehen hätte.
Peder beschloss, Alex zu bitten, die von ihm vernachlässigten Spuren, die aber vielleicht doch wichtig sein konnten, von einem Kollegen verfolgen zu lassen.
Dann betrachtete er die von ihm zusammengestellten Listen. Zu viele Personen mit zu kurzen Strafen.
In der Ermittlergruppe hatten sie sich auf folgende Eckdaten geeinigt:
dass der gesuchte Mörder aus irgendeinem Grund inaktiv gewesen war, nachdem er die Kontrolle über Nora verloren und bis er an ihrer Stelle Jelena » rekrutiert« hatte,
dass er wahrscheinlich schon aus früherer Zeit in ihrem Strafregister zu finden und wegen so schwerer Gewaltverbrechen verurteilt war, dass er die meisten der Jahre, seit Nora ihn verlassen hatte, im Gefängnis verbracht hatte,
dass er wahrscheinlich richtig krank im Kopf war,
dass er möglicherweise Zuhälter war.
Wenn er sich an diese Eckdaten hielt, sollten dann nicht viel weniger Namen auf seiner Liste stehen? Aber wie filterte man solche Informationen aus?
Peder hackte frenetisch auf die Tastatur ein. Verdammt, die Polizeiregister waren für diese Art der Ermittlung nicht gemacht, dachte er wütend.
Bei den ersten Unterlagen, die er schon hatte bearbeiten können, hatte Ellen ihm geholfen, aber die war bereits nach Hause gegangen und würde nicht vor morgen früh zurückkommen.
Vielleicht war das jetzt für ihn ein guter Augenblick, um ebenfalls nach Hause zu gehen und zu schlafen.
Bei dem Gedanken packte ihn die Reue. Wie wenig es ihn nach Hause lockte– wie wenig er sich seiner kaputten Ehe stellen wollte! Die Kinder fehlten ihm, aber ihre Mutter war er zutiefst leid.
» Scheiße, was soll ich denn tun?«, flüsterte er. » Was zum Teufel soll ich nur tun?«
Pia Nordh hatte nichts von sich hören lassen, seit er ihre Wohnung verlassen hatte, und darüber war Peder überaus dankbar. Er schämte sich zutiefst dafür, wie er sich an jenem Morgen benommen hatte. Und dass es sich anfühlte, als wären seither Jahre vergangen, obwohl doch in Wirklichkeit nur ein paar Tage verstrichen waren, erschreckte ihn überdies.
Er betrachtete seine sauber aufgereihten Notizen. Dann las er wieder. Und wieder. Zog aus der Schublade die Skizze mit dem Zeitstrahl, die Fredrika und er erstellt hatten, als sie Gabriel Sebastianssons Tagesablauf rekonstruiert hatten. Angelte nach einem leeren Blatt Papier, um einen neuen Zeitstrahl zu zeichnen.
Es geht zu schnell, dachte er. Wir sind zu wenige, um zu viel in zu kurzer Zeit im Kopf zu behalten. Deshalb übersehen wir Details.
Die Eltern von Magdalena Gregersdotter hatten ihr Haus in Bromma vor über fünfzehn Jahren verkauft. Wenn der Mord an Natalie mit Magdalenas Elternhaus zu tun hatte, dann musste der Mörder auf irgendeine unbegreifliche Weise vor dem Verkauf Kontakt zu ihr gehabt haben.
Also. Erst einmal hielt sich der Mörder in Stockholm auf. Seine und Magdalenas Wege hatten sich gekreuzt, wahrscheinlich als sie das » Verbrechen« begangen hatte, für das sie nun bestraft wurde. Dann war er zeitweilig oder dauerhaft nach Umeå gezogen. Dort hatte er sich lange genug aufgehalten, um sowohl Sara Sebastiansson als auch der inzwischen toten Nora aus Jönköping zu begegnen.
Peder hielt inne, und dann beschloss er, sein umfassendes Material noch einmal einzuschränken. Vermutlich hatte der Mann das Verbrechen, für das er dann seine Strafe hatte absitzen müssen, entweder in Umeå oder in der näheren Umgebung dieser Stadt begangen.
Peder betrachtete seine Liste und fügte dann einen letzten Punkt hinzu.
Der Mann musste nicht zwangsläufig sieben Jahre lang im Knast gesessen haben. Er konnte auch in die Klapsmühle eingewiesen worden sein.
Alex klopfte an Peders Tür.
» Könntest du kurz auf eine Sitzung in die Löwengrube kommen, ehe wir für heute Schluss machen?«
» Klar.«
Er schickte Ellen noch schnell eine E-Mail mit der Liste seiner Kriterien. Darum würde sie sich morgen kümmern müssen.
» Abtreibung?«, fragte Peder fassungslos.
» Ja«, antwortete Frederika.
» Hat Magdalena Gregersdotter denn auch ein Kind abgetrieben? Der Profiler hat doch gesagt, dass die Frauen wahrscheinlich dasselbe › Verbrechen‹ begangen haben.«
Fredrika nickte eifrig. » Ich weiß«, sagte sie. » Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, mit Magdalena zu sprechen. Aber das mache ich gleich morgen früh.«
» Könnte es der Arzt gewesen sein, der die Abtreibungen durchgeführt hat?«, fragte
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