Aschenputtel: Thriller (German Edition)
fort: » Vor allem in Ländern, wo noch sehr späte Abtreibungen zugelassen waren. In diesen Fällen glich die Abtreibung dann eher einer Geburt. Wenn der Kopf des Kindes im Geburtskanal der Frau sichtbar wurde, wurde das Gift direkt in den Schädel injiziert, sodass das Kind im Grunde tot geboren wurde.«
» Mein Gott!«
» So ist es jedenfalls früher gemacht worden«, schloss sie. » Aber wie gesagt, vielleicht bedeutet das in diesem Fall ja gar nichts.«
Die Gedanken jagten durch Alex’ Kopf.
» Sagen Sie das nicht«, sagte er dann zu der Rechtsmedizinerin. » Sagen Sie das nicht.«
Mit neuer Energie wandte Alex sich dem Ermittlungsmaterial zu, das er vor sich hatte.
Die Stimmung in der Löwengrube war, während der amerikanische Professor gesprochen hatte, wie elektrisiert gewesen. Und es war ja auch wirklich lange her gewesen, dass Alex jemandem begegnet war, der so viel Vernünftiges zu sagen gehabt hatte. Im Grunde hatte er die gesamte Struktur für die weitere Arbeit der Gruppe vorgezeichnet.
Alex zog sich den Bericht heran, den er eben von der Arbeitsgruppe bekommen hatte, die in der Wohnung von Jelena Scortz gewesen war. Es war äußerst schwierig gewesen, dem Staatsanwalt einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung abzuringen. Der Staatsanwalt hatte befunden, dass Jelena Scortz viel zu wenig zugegeben hatte, als dass man sagen könnte, sie sei am Tod von Lilian Sebastiansson beteiligt gewesen. Erst als Alex darauf hingewiesen hatte, dass sie ganz unabhängig davon, inwieweit man sie der Beihilfe zum Mord würde beschuldigen können, doch zumindest zugegeben hatte, dass der tatverdächtige Unbekannte sich in der Wohnung aufgehalten habe, hatte der Staatsanwalt nachgegeben. Es hatte für einen Durchsuchungsbefehl genügt.
Doch genau wie der Profiler es vorausgesehen hatte, hatte die Untersuchung der Wohnung keine Informationen erbracht, die die Identifizierung ihres Täters erleichterten. Natürlich hatten sie eine ungeheure Menge von Fingerabdrücken in der Wohnung gefunden, doch die hatten sie im Großen und Ganzen Jelena Scortz zuordnen müssen. Ihre Fingerabdrücke waren polizeilich registriert, seit sie vor ein paar Jahren wegen Diebstahl und Hehlerei angeklagt worden war. Keiner der anderen Fingerabdrücke hatte zu einem Treffer im Register geführt. Und der Täter selbst, so nahmen sie inzwischen an, hatte überhaupt keine Abdrücke hinterlassen.
Von den Bildern, die man in Jelenas Schlafzimmer gemacht hatte, wo sie nach der Misshandlung gelegen haben musste, wurde Alex regelrecht übel: blutige Betttücher, Blut an den Wänden und auf dem Fußboden.
Die Beamten, die die Hausdurchsuchung durchgeführt hatten, hatten nichts gefunden, was auf die Anwesenheit eines Mannes hindeutete. Im Bad hatte nur eine Zahnbürste gestanden, und die war beschlagnahmt worden. Alex war ganz sicher, dass sie auch darauf lediglich Jelenas DNA würden sichern können.
Eigentlich waren in der Wohnung nur zwei Dinge von Interesse gewesen. Das eine waren einzelne Haare, die man auf dem Badezimmerfußboden gefunden hatte. Mit etwas Glück würden sich diese als Haare von Lilian Sebastiansson erweisen, und dann hätten sie keine Probleme mehr, Jelena Scortz mit dem Mord an Lilian in Verbindung zu bringen.
Das andere war ein Paar dunkler Ecco-Schuhe in Größe 46, die akkurat nebeneinander im Flur standen.
Erst begriff Alex gar nichts. Wie konnte jemand, der offenbar so intelligent und strategisch vorging wie ihr Mörder, einen solchen Fehler begehen?
Doch dann begriff er, dass es nur eine Antwort auf diese Frage geben konnte, und sein Puls schnellte in die Höhe.
Natürlich! Der Mörder war, nachdem er Jelena misshandelt hatte, in die Wohnung zurückgekehrt. Er war zurückgekehrt und hatte entdeckt, dass sie weg war. Hatte sich leicht ausrechnen können– zumal in den Zeitungen gestanden hatte, dass man nach ihr suchte–, dass die Polizei sie früher oder später ohnehin mit dem Mord in Verbindung bringen würde.
» Zum Teufel!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
Er starrte auf das Foto mit den Ecco-Schuhen. Darin lag so viel Hohn, so viel Hochmut, dass ihm die Knie weich wurden.
Er wusste, dass wir Jelena früher oder später identifizieren und dann auch die Wohnung finden würden, dachte Alex. Und er hat die verdammten Schuhe als Gruß zurückgelassen.
Es war schon fast halb acht, und Fredrika Bergman überlegte, ob sie, ehe es Abend wurde, noch bei Margareta Gregersdotter vorbeifahren oder besser
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