Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Panik, als ich ihm verkündete, dass ich schwanger war. Er wollte, dass ich es wegmachen lasse, und zwar sofort.«
Magdalena schüttelte den Kopf.
» Er musste mich nicht lange bitten«, sagte sie knapp. » Natürlich habe ich es wegmachen lassen. Und danach habe ich ihn nie wiedergesehen.«
» Wo wurde die Abtreibung durchgeführt?«, fragte Fredrika.
» Im Klinikum Söder. Aber es war noch so früh in der Schwangerschaft, dass ich ein paar Wochen warten musste,ehe der Eingriff überhaupt durchgeführt werden konnte.«
Fredrika sah, wie sich der Blick der anderen Frau verschleierte.
» Es war fürchterlich. Wissen Sie, der Eingriff misslang, ohne dass es die Ärzte bemerkten. Also bin ich in dem Glauben, dass das Kind weg wäre, wieder nach Hause gefahren. Aber in Wirklichkeit war es noch in mir. Ein paar Tage später hatte ich die Fehlgeburt. Mein Körper hat sozusagen die Abtreibung vollendet, indem er den Fötus abgestoßen hat. Ich glaube, dass ich deshalb nie wieder schwanger werden konnte. Wahrscheinlich bin ich durch die nachfolgende Infektion unfruchtbar geworden.«
Die beiden Frauen schwiegen. Fredrika schluckte und suchte nach Worten, die sie brauchte, um die entscheidende Frage formulieren zu können.
» Wo haben Sie das Kind verloren?«, fragte sie leise.
Magdalena runzelte verständnislos die Stirn.
» Wo die Fehlgeburt geschah?«, flüsterte sie.
Magdalenas Gesicht fiel in sich zusammen, und sie schlug die Hand vor den Mund, wie um einen Schrei zu unterdrücken.
» Im Bad meiner Eltern«, weinte sie. » Ich hatte die Fehlgeburt dort, wo er Natalie hingelegt hat.«
Peder war richtig mies drauf, als er am Sonntag zur Arbeit kam. Der einzige Lichtblick war, dass es ihm gelungen war, Jimmy glücklich zu machen, indem er ihn auf dem Weg zur Arbeit angerufen hatte.
» Bald Torte, Pedda?«, hatte Jimmy am anderen Ende der Leitung gejubelt.
» Bald Torte«, hatte Peder bekräftigt. » Vielleicht schon morgen.«
Wenn es dann einen Grund zum Feiern geben würde, hatte er im Stillen hinzugefügt.
Peders schlechte Laune verbesserte sich auch nicht gerade dadurch, dass Ellen es noch nicht geschafft hatte, die dringend benötigten Registerauszüge zu besorgen.
» So etwas braucht Zeit, Peder«, hatte Ellen ihm erklärt.
Er hatte keinen Streit vom Zaun brechen wollen, also war er lieber in sein Zimmer zurückgegangen, ehe er etwas Dummes sagen konnte.
Die vergangene Nacht hatte ihm mitnichten Seelenfrieden gebracht.
Er hatte auf dem Sofa geschlafen, und das war noch nie vorgekommen. Einen Moment lang hatte er erwogen, zu Jimmy in die betreute Wohngemeinschaft zu fahren und dort zu übernachten, aber das hätte den Bruder nur verwirrt und beunruhigt.
Der Schlafmangel machte Peder ungerecht, und dessen war er sich bewusst. Deshalb hatte er, ehe er aus dem Haus gegangen war, kein einziges Wort mit Ylva gewechselt. Den Arbeitstag hatte er mit zwei Tassen schwarzen Kaffees eröffnet.
Er setzte sich an den Computer und unternahm ein paar Zufallsrecherchen in verschiedenen Registern, stieß dabei aber schnell an seine Grenzen. Zu einigen Registern hatte er keinen vollen Zugang, und es gab sogar welche, in die er gar nicht erst hineinkam.
Also öffnete er seinen Schrank und holte alles Material heraus, das er bisher gesammelt hatte. Er wiederholte dieselben Sätze, die sie alle in den letzten Tagen immer wieder gesagt hatten. Was wissen wir? Was wissen wir nicht? Und was müssen wir unbedingt wissen, um diesen Fall lösen zu können?
Sie meinten, das Warum zu kennen. Die Frauen wurden dafür bestraft, dass sie eine Abtreibung vorgenommen hatten. Das passte zu den Worten: » Frauen, die nicht alle Kinder gleich viel lieben, dürfen gar keine haben.« Erst hatte Peder diese Äußerung so interpretiert, dass der Mann alle Frauen bestrafen wollte, die nicht buchstäblich alle Kinder zu gleichen Teilen liebten, aber jetzt wusste er, dass er damit falschgelegen hatte.
Was die Ermittler definitiv nicht wussten, war, wie der Mann ausgerechnet diese Frauen hatte auswählen können– aus all denjenigen, die irgendwann in ihrem Leben eine Abtreibung hatten vornehmen lassen. War der Mörder der Vater der Kinder, gegen die sich die Mutter » gewendet« hatte?
Peder hielt das für unwahrscheinlich.
Der Mörder stammte aus ihrem Umfeld, und zwar zu einem lange zurückliegenden Zeitpunkt. Die Abtreibungen lagen Jahre zurück. War es der Arzt, der sie durchgeführt hatte? Oder hatte er lediglich die alten
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