Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Genau.«
» Na ja«, meldete sich Peder zu Wort, und Alex nickte ihm aufmunternd zu.
» Ich finde, das klingt ziemlich weit hergeholt.«
» Wie sollte es denn sonst gelaufen sein?«, fragte Fredrika. » Alles ein Zufall?«
» Gelegenheit macht Diebe.«
Fredrika wollte ihren Ohren nicht trauen und gerade widersprechen, als Alex sie unterbrach. » Können wir erst einmal zusammentragen, was wir herausgefunden haben? Diskutieren können wir anschließend.«
Er nickte Peder zu, damit dieser fortfahren möge.
Demonstrativ wartete Peder ein paar Sekunden darauf, dass Fredrika protestieren würde, doch zu seinem Bedauern schwieg sie. Ellens Handy klingelte, sie stand auf und ging hinaus, und dann erst fuhr Peder fort, aus seinen nachlässig zusammengeschriebenen Notizen zu referieren und die Kollegen von seinen mageren Informationen in Kenntnis zu setzen: Niemand habe die Ereignisse in Flemingsberg bemerkt, niemand habe gesehen, wie Lilian den Zug verlassen hatte.
» Die Befragung hat wirklich nicht viel ergeben«, schloss Peder, dem das plötzlich irgendwie peinlich war.
Alex schüttelte besänftigend den Kopf. » In der derzeitigen Lage können wir unmöglich entscheiden, was wichtig ist und was nicht.« Er seufzte. » Fredrika, was hast du über Sara Sebastiansson und ihren Exmann herausgefunden?«
Fredrika hielt gern Vorträge. Sie war eloquent und brachte die Dinge auf den Punkt, und von ihren früheren Arbeitgebern war sie für ihre Präsentationen immer gelobt worden. Nichtsdestotrotz ahnte sie, dass sie hier, bei der Polizei, eher als hochtrabend und allzu formell angesehen würde.
Fredrika schilderte ihren eigenen Eindruck von Sara und deren Beschreibung der Ereignisse in Flemingsberg. Außerdem berichtete sie, was ihre Recherche in den eigenen Registern erbracht hatte, und von ihrer Theorie, dass der Ehemann immer noch ein großes Problem für Sara Sebastiansson darstellte.
Als Erster äußerte sich dazu Alex.
» Hast du denn mit dem Exmann gesprochen?«, fragte er.
» Er heißt Gabriel, und offiziell sind sie immer noch verheiratet, somit ist er ihr Ehemann und nicht ihr Exmann«, begann Fredrika. » Und nein, ich habe ihn noch nicht erreichen können. Er wohnt auf Östermalm in einem kleinen Haus im Innenhof einer Bauträgergemeinschaft. Eben gerade, bevor unsere Sitzung anfing, habe ich seine Mutter erreicht. Sie gab an, ihr Sohn sei beruflich unterwegs. Sie meinte, er werde wohl den ganzen Tag über in Uppsala sein. Ich habe ihn angerufen, aber sein Handy war ausgeschaltet. Da er auf jeden Fall darüber informiert werden muss, was mit seiner Tochter geschehen ist, habe ich eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen.«
» Wie lebt er heute? Ist er alleinstehend?«, fragte Alex und machte sich beiläufig Notizen.
» Das habe ich weder mit Sara noch mit der Mutter geklärt, aber ich werde mich natürlich darum kümmern.«
Alex dachte einen Augenblick nach. Ein Vater, der seine Frau offensichtlich mehrere Male misshandelt hatte und es vielleicht immer noch tat, war in der Tat eine sehr interessante Person, wenn es darum ging, ein verschwundenes Kind zu finden. Wahrscheinlich war er am interessantesten von allen, zumindest hatten ihn dies die Jahrzehnte an Polizeiarbeit und Erfahrung gelehrt.
» Wie sieht denn die Sorgerechtsregelung aus?«, fragte er Fredrika und lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen im Stuhl zurück.
» Sara Sebastiansson selbst sagte, sie und ihr Ehemann hätten darüber nie gestritten, aber die Großmutter des Mädchens schien empört darüber, dass ihr Sohn das Kind nicht häufiger bei sich hatte. Ich habe den Eindruck, dass die Großmutter mit dem Alltag des Sohnes sehr vertraut ist. Zum Beispiel hat sie darauf hingewiesen, dass ihr Sohn damals, als er Sara an einem Abend hundert Mal angerufen hatte, › völlig außer sich vor Sorge um das Kind‹ gewesen sei. Sie behauptete, Sara habe Lilian, ohne Gabriel davon in Kenntnis zu setzen, auf eine Reise mitgenommen.«
» Das heißt, dass sie also doch um das Kind gestritten haben– zumindest früher«, stellte Alex fest. » Gibt es irgendeinen Anlass anzunehmen, dass Sara Sebastiansson die Unwahrheit gesagt hat und in Wirklichkeit niemals von ihrem Mann misshandelt und gequält wurde?«
Fredrika schüttelte entschieden den Kopf. » Nein«, sagte sie mit Nachdruck. » Ich sehe nicht, wie das möglich sein sollte. Nicht bei derart gut dokumentierten Verletzungen.«
» Da ist doch irgendetwas faul«,
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