Aschenputtel: Thriller (German Edition)
hatte Sara einsam gemacht.
» Sie durfte keine Freunde haben«, erklärte Saras Mutter. » Fast niemanden.«
Sie warnten Alex und Peder auch vor Saras Schwiegermutter. Zwar waren sie ihr nur einmal begegnet, bei der Hochzeit. Doch der Eindruck wirkte noch immer nach.
» Die würde für ihren Sohn durchs Feuer gehen«, seufzte Saras Vater. » Die Frau ist nicht ganz richtig im Kopf.«
Peder nahm die Liste mit Namen und Telefonnummern an sich, die die Eltern zum Teil mithilfe des Handys der Tochter zusammengestellt hatten, und während Alex das Auto zurück nach Kungsholmen fuhr, telefonierte Peder die Liste ab. Die Reaktion war überall die gleiche. Oh nein, nicht schon wieder. War es denn so schlimm, dass diesmal die Polizei höchstselbst anrief? Was hatte sich der Idiot jetzt schon wieder ausgedacht? Nein, niemand hatte von ihm gehört, keiner wusste, wo er sein könnte.
» Aber sprechen Sie doch mal mit seiner Mutter«, empfahl ein Mann, der früher einmal ein guter Freund sowohl von Sara als auch von Gabriel gewesen war.
Peder steckte das Handy in die Jackentasche. Er dachte flüchtig an Fredrika.
» Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, dass mein Sohn ein anderes Mädchen kennenlernen würde«, sagte Teodora Sebastiansson. Ihr Blick ging ins Leere, irgendwo hinter Fredrika, die wiederum die alte Dame interessiert über den Rand der Kaffeetasse hinweg musterte.
» Sie verstehen schon«, fuhr Teodora zögerlich fort. » Wir hegten gewisse Erwartungen an Gabriel. Ja, eigentlich nicht anders, als es wohl alle Eltern für ihre Kinder tun. Doch er zeigte schon sehr früh im Leben, dass er seinen eigenen Weg gehen wollte. Wahrscheinlich hat er deshalb ausgerechnet Sara ausgewählt.«
Sie nahm einen kleinen Schluck Kaffee und stellte die Tasse dann wieder vor sich auf den Tisch.
Fredrika fragte behutsam: » Haben Sie eine Vorstellung davon, wie die Beziehung zwischen Sara und Gabriel eigentlich funktionierte?«
Sie erkannte sofort ihren Fehler. Teodora setzte sich, wenn das überhaupt möglich war, noch gerader in ihrem Stuhl auf.
» Wenn Sie damit fragen wollen, ob ich als Lilians Großmutter über die widerlichen Lügen informiert bin, die meine Schwiegertochter über meinen Sohn verbreitet, so lautet die Antwort auf diese Frage: Ja. Ich denke, das habe ich auch bereits in unserem Telefonat erwähnt.«
Die Botschaft war unmissverständlich: Entweder machte Fredrika einen Rückzieher, oder die Fragestunde war augenblicklich beendet.
» Ich verstehe, dass dies ein heikles Kapitel ist«, sagte Fredrika heiser, » aber wir befinden uns in einer sehr ernsten Ermittlung, und…«
Teodora beugte sich über den Tisch, der sie voneinander trennte, und bohrte ihren stahlblauen Blick in Fredrikas Augen.
» Mein Enkelkind– nicht Ihres, sondern mein Enkelkind– gehört zum Kostbarsten, was ich habe, und es ist verschwunden. Glauben Sie wirklich«, zischte sie, » glauben Sie auch nur eine Sekunde lang, mir erklären zu müssen, wie ernst die Situation ist?«
Fredrika holte tief Luft. Sie hielt dem Blick stand, obwohl sie spürte, wie sie zitterte.
» Niemand bezweifelt, dass Sie sich Sorgen machen«, erwiderte sie mit einer Ruhe, die sie selbst erstaunte. » Doch es wäre wünschenswert, wenn Sie unsere Fragen beantworten könnten und uns das Gefühl gäben, dass Sie wirklich mit uns zusammenarbeiten wollen.«
Dann berichtete sie von dem Paket, das Sara Sebastiansson am Morgen erhalten hatte. Eine ungemütliche Stille machte sich im Raum breit, und zum ersten Mal, seit sie dorthin gekommen war, hatte Fredrika das Gefühl, etwas gesagt zu haben, das Teodora wirklich berührte.
» Wir sagen nicht«, nahm Fredrika ihre Ausführungen wieder auf, » dass Ihr Sohn in irgendeiner Weise mit dieser Sache zu tun hat. Aber wir müssen, ich wiederhole: Wir müssen Kontakt zu ihm bekommen. Wir können und wollen dabei die Informationen über ihn, über seine und Saras Ehe, die uns zur Kenntnis gelangt sind, nicht ignorieren. Wir können ihn unmöglich von der Liste der relevanten Personen streichen, die wir zusammengestellt haben, wenn wir nicht mit ihm sprechen können.«
Eine solche Liste existierte zwar nicht, aber ansonsten war Fredrika sehr zufrieden mit sich. Wenigstens schenkte Teodora ihr jetzt die nötige Aufmerksamkeit.
» Wenn Sie auch nur ahnen, wo er sich aufhält, dann wäre jetzt die Gelegenheit, es zu sagen«, sagte Fredrika leise, aber mit Nachdruck.
Teodora schüttelte langsam den Kopf.
» Nein«,
Weitere Kostenlose Bücher