Aschenputtel: Thriller (German Edition)
dekorative Accessoires wie Bilder oder Lampenschirme waren mit ausgesuchter Akkuratesse zusammengestellt und sichtlich in der Absicht, dem Haus eine Aura von stehen gebliebener Zeit zu verleihen.
Fredrika konnte sich nicht erinnern, je etwas Ähnliches gesehen zu haben. Nicht einmal die bürgerlichsten Freunde ihrer Großeltern hatten etwas Vergleichbares zu bieten gehabt.
Teodora Sebastiansson stand direkt hinter ihr und beobachtete mit kaum verhohlenem Vergnügen Fredrikas faszinierte Bewunderung.
» Mein Vater hat eine gigantische Porzellansammlung hinterlassen, unter anderem die Porzellanpuppen, die dort auf dem obersten Regalbrett sitzen«, schnarrte ihre Stimme, und Fredrika richtete ihren Blick auf den hohen Vitrinenschrank, der einen Ehrenplatz direkt neben dem wunderbaren schwarzen Flügel einnahm.
Sie musste an ihre Mutter denken. Sie wusste, wenn sie die Augen schloss, würde sie sofort in die Zeit vor dem Unglück zurückversetzt werden und sich selbst neben ihrer Mutter am Flügel sitzen sehen. Hörst du die Melodie, Fredrika? Hörst du, wie sie spielt, ehe sie es sich in unseren Ohren gemütlich macht?
Teodora folgte Fredrikas Blick und strich mit den Fingern über den Flügel.
Ich bin auf dem besten Wege, den Draht zu dieser Dame zu verlieren, dachte Fredrika. Ich muss die Initiative zurückerobern.
» Leben Sie allein in diesem großen Haus?«
Teodora lachte trocken. » Ja, und was mich betrifft, kommt kein Altersheim infrage.«
Fredrika lächelte scheu und räusperte sich. » Ich bin hier, weil wir Ihren Sohn suchen. Wir haben ihn nach wie vor nicht erreichen können.«
Teodora hielt einen Moment inne, und dann fragte sie unvermittelt: » Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
Und Fredrika hatte erneut die Kontrolle über den Verlauf des Gesprächs verloren.
Peder Rydh versuchte, mindestens zehn Sachen gleichzeitig zu erledigen, was unweigerlich darin endete, dass er seine Arbeitssituation als noch chaotischer empfand. Mithilfe eines Stempels auf der Kiste, die an Sara Sebastiansson geschickt worden war, hatte er die Firma identifizieren können, die das Paket ausgeliefert hatte. Erwartungsfroh hatte er das Büro der Firma aufgesucht, das ebenfalls auf Kungsholmen lag. Irgendjemand musste doch das Paket entgegengenommen haben und somit auch eine Beschreibung desjenigen abgeben können, der es aufgegeben hatte.
Doch seine Hoffnungen wurden sofort zunichtegemacht.
Das Paket war am Vorabend der Zustellung offenbar nach Dienstschluss anonym aufgegeben worden. Das Personal hatte es am Morgen in dem 24-Stunden-Einwurfschacht für Pakete gefunden. Der Absender des Pakets hatte einen Umschlag aufgeklebt, der Informationen über den Empfänger, die gewünschte Auslieferungszeit und die Bezahlung in bar enthielt. Leider war die Überwachungskamera am Einwurfschacht schon lange kaputt, und deshalb gab es kein Bild von der Person, die das Paket gebracht hatte.
Peder hatte den Umschlag mit dem Geld und mit den Informationen zum Empfänger beschlagnahmt und per Expressboten ans SKL geschickt, aber er bezweifelte, dass die Kollegen irgendwelche Hinweise auf den Täter finden würden.
Fluchend war er dann zum Haus zurückgefahren, um dort Alex abzuholen, mit dem er Sara Sebastiansson einen weiteren Besuch abstatten wollte. Und da hatte Ylva angerufen.
Ihre Stimme war angespannt gewesen, und sie hatte darüber reden wollen, was am Abend zuvor geschehen war. Peder hatte sie auf später vertröstet; gerade sei er zu beschäftigt. Es machte ihn wütend, und es stresste ihn, dass sie angerufen hatte. Sie waren so unglaublich weit voneinander entfernt. Manchmal schien es, als seien die Zwillinge das einzig Gemeinsame, was sie noch hatten.
Sara Sebastiansson schlief, als sie ankamen, und würde wohl auch nicht wachzubekommen sein. Der Arzt, der am Morgen gerufen worden war, hatte ihr eine wirksame Dosis Beruhigungsmittel verpasst. Peder betrachtete sie, wie sie da auf der Seite im Bett lag. Ein bleiches Gesicht, von zerzaustem rötlichem Haar umrahmt. Ein sommersprossiger Arm ragte unter der Decke hervor, und diesmal bekam auch er die Brandwunde zu sehen. Und eine Wade mit einem Bluterguss. Wie farbenfroh das Böse sich zeigte, stellte Peder müde fest.
Alex sprach in der Küche leise mit Saras Eltern, die eifrig die vergangenen Übeltaten des Schwiegersohns aufzählten. Sie hatten die Namen von Personen aufgelistet, die für die Polizei interessant sein könnten. Die Liste war kurz. Der gewalttätige Ehemann
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