Aschenputtel: Thriller (German Edition)
von dem Ermittlungsleiter höchstselbst als » Alex« reden würde?
» Es ist gut für dich gelaufen, Peder«, sagte der Kollege. » He, verdammt, herzlichen Glückwunsch!«
Peder hob beschwichtigend die Arme und bedankte sich für das Lob. » Die nächste Runde geht auf mich«, rief er dann, und sofort scharten sich noch mehr Kollegen um ihn.
Ein Strom von Fragen brach über ihn herein. Die Jungs waren daran interessiert zu hören, wie in Rechts Gruppe gearbeitet wurde. Peder genoss die Aufmerksamkeit derart, dass er sich nicht die Mühe machte, von den Dingen zu erzählen, die er an seinem neuen Arbeitsplatz als nicht so gelungen empfand. Zum Beispiel dass es ihnen oft an Mitteln mangelte und dass sie sich von allen Seiten Leute ausleihen mussten. Und dass er in viel größerem Ausmaß allein arbeitete, als er das früher hatte tun müssen. Und dass Alex Recht nicht in allen Situationen seinem fantastischen Ruf gerecht wurde.
Irgendwann ging das Gespräch über zu den anderen Mitarbeitern in der exklusiven Gruppe. Und natürlich kamen sie auch auf Fredrika Bergman.
Einer von Peders Exkollegen aus Södermalm ergriff das Wort.
» Wir haben auch einen von diesen Zivilangestellten in unserer Gruppe. Und ich sage euch, ich habe noch nie mit einer solchen Niete zusammengearbeitet! Quatscht die ganze Zeit von Datenbanken und Strukturen und zeichnet Figuren und zieht Striche. Ziemlich viel Gerede und null Taten, wenn ihr mich fragt.«
Peder schluckte rasch das Bier herunter, das er gerade angesetzt hatte, und nickte eifrig.
» Verdammt wahr!«, rief er. » Und dazu nicht das geringste Gefühl dafür, was relevant ist und was nicht. Springt einfach auf jeden Karren auf und macht jede Arbeit unmöglich.«
Ein anderer Kollege schielte Peder mit verschleiertem Blick an und grinste schief.
» Aber vielleicht ist sie ja nett anzuschauen, diese Fredrika, was?«
Peder grinste zurück.
» Also«, begann er, » es widerstrebt mir doch ein bisschen, das zu sagen… aber, doch, sie ist echt ganz nett anzuschauen.«
Die Männer zwinkerten einander zu, und dann bestellten sie eine weitere Runde Bier.
Es wurde elf, ehe es Peder gelang, die Runde unbemerkt in Pia Nordhs Richtung zu verlassen. Der Kopf drehte sich ihm von Alkohol und Schlafmangel, aber sein Bauchgefühl konnte ihn nicht trügen. Das hier war eine jener seltenen Gelegenheiten im Leben eines Mannes, da er das Recht auf Sex mit einer anderen Frau als mit seiner eigenen hatte.
Als Pia eine Weile später ihre Wohnungstür hinter ihnen schloss, hatte er nicht einmal mehr eine Unze schlechten Gewissens im Leib. Da waren nur noch Alkohol und Lust, und denen bereitete er einen königlichen Empfang.
Teodora Sebastiansson war ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit, dessen war sie sich selbst bewusst, und sie gefiel sich auch in dieser Rolle, obwohl sie manchmal die Empfindung überkam, sie hätte keinen Platz mehr in der Zeit, in der sie jetzt lebte.
Ihre eigene Mutter hatte ihr gegenüber nie einen Zweifel daran gelassen, worum es im Leben vor allem ging: Man musste etwas lernen, man musste heiraten, und man musste sich verewigen.
Letzteres geschah ganz einfach durch Fortpflanzung. Ausbildung, Ehemann und Kinder– die heilige Dreifaltigkeit einer Frau. Eine Karriere konnte nur innerhalb der strikten Grenzen dieser Dreifaltigkeit verwirklicht werden, und man benötigte sie eigentlich auch gar nicht, denn der Ehemann versorgte die Frau schließlich. Die Ausbildung genoss man lediglich, um mit gebildeten Menschen Konversation betreiben zu können.
Teodora war, wie sie Fredrika Bergman anvertraut hatte, der festen Ansicht, dass ihr Sohn eine unendlich bessere Partie hätte machen können als Sara. Geduldig hatte sie in den Kulissen gewartet und gehofft, dass der Sohn sich eines Tages besinnen und diese Person verlassen würde, solange die Möglichkeit dazu noch bestand. Zu ihrem großen Ärgernis war das jedoch nicht geschehen. Stattdessen war es tatsächlich Sara gewesen, die Teodoras erstes Enkelkind zur Welt brachte.
Da Teodora selbst in einer harten Schule des Lebens groß geworden war, hatte sie keinerlei Bedenken gegen die verzweifelten und gerechtfertigten Versuche des Sohnes gehabt, seine Frau hart heranzunehmen. Sie hatte– ganz anders, als sie Fredrika Bergman berichtet hatte– durchaus einen großen Einblick in das gemeinsame Leben des Sohnes mit Sara und die Turbulenzen gesehen, in die deren Beziehung zeitweise geraten war. Und Teodora
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