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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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der Türöffnung.
    » Es wäre gut, wenn der Herr Doktor mal kommen würde«, sagte sie, und Melker bemerkte einen angespannten Gesichtsausdruck bei ihr, den er noch nicht kannte.
    Ohne Fragen zu stellen, stand er auf und folgte ihr.
    Zu seinem Erstaunen eilte Schwester Anne geradewegs durch die ganze Notaufnahme und dann zur Tür hinaus. Melker räusperte sich.
    » Entschuldigung, aber worum geht es denn?«
    Schwester Anne drehte sich zu ihm um, und ihre Schritte wurden etwas weniger fest.
    » Eine Frau hat angerufen«, sagte sie. » Sie und ihr Mann sind mit dem Auto unterwegs hierher. Erstgebärende. Sie fürchten, es nicht rechtzeitig zu schaffen und dass das Kind im Auto zur Welt kommt. Sie will, dass wir sie draußen in Empfang nehmen.«
    Schwester Anne befeuchtete ihre Lippen und suchte mit dem Blick unruhig die Einfahrt zur Notaufnahme ab. Sie spürte Melkers fragenden Blick und wandte sich wieder zu ihm um.
    » Sie meinte, sie seien schon in der Nähe, und ich habe den Kreißsaal nicht erreichen können, deshalb dachte ich…
    Melker unterbrach sie mit einem Nicken.
    » Verstehe. Aber sie sind ja nicht hier. Und was sollten sie auch in der Notaufnahme? Wir sollten sie an die Frauenklinik verweisen.«
    Schwester Anne errötete.
    » Ich hatte nicht vor, Ihre Zeit mit unwesentlichen Dingen zu verschwenden«, sagte sie schnell. » Es war nur… ja, irgendwie… ihre Stimme. Ich hatte das Gefühl, es könnte alles viel eiliger sein, als es zunächst schien.«
    Melker nickte, diesmal gnädig.
    » Ich verstehe das, und ich stehe absolut zu Ihrer Verfügung. Aber wenn sie wieder anrufen, dann schicken Sie sie bitte direkt in die Frauenklinik.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging in sein Dienstzimmer zurück. Unwillkürlich sah er auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Ein neuer Tag hatte begonnen.
    Um kurz nach eins hörte Melker wieder Schwester Annes Schritte auf dem Korridor. Diesmal klang es, als würde sie rennen– und dann stand sie plötzlich in seiner Tür, nass vom Regen und mit weit aufgerissenen Augen.
    » Verdammt, Sie müssen sofort kommen«, sagte sie und wiederholte dann schnell: » Verdammt, sofort!«
    Melker Holm war über den Fluch erstaunt, der in keiner Weise in das Arbeitsklima auf der Notaufnahme passte, stürzte aber ohne ein Wort des Tadels hinter Schwester Anne durch die Station und auf den Parkplatz hinaus.
    » Weiter, zum hinteren Parkplatz«, drängte sie.
    Direkt unterhalb der Einfahrt, zwischen Besucherparkplatz und dem Eingang zur Notaufnahme selbst, lag auf dem Bürgersteig ein Mädchen. Es hatte nicht ein Stück Stoff am Leib, und sein leerer, glasiger Blick starrte, ohne etwas zu sehen, zum Nachthimmel hinauf, der seinen bleichen, nackten Körper mit Regen überschüttete.
    » Gütiger Himmel«, murmelte Melker, als er neben dem Mädchen niederkniete und seinen Puls kontrollierte, obgleich er bereits mit dem ersten Blick hatte erkennen können, dass es tot war.
    » Ich habe mich nicht getraut, sie anzufassen«, weinte Schwester Anne. » Ich habe es mich nicht getraut, weil ich gleich gesehen habe, dass sie tot ist.«
    Melker würde Schwester Anne später um ihre frühen Tränen beneiden, die sich so rasch mit dem Regen vermischten. Er selbst würde noch viele Tage nicht weinen können.
    » Ich wollte nur kurz raus, um nachzusehen, ob dieses Paar womöglich hier auf dem Parkplatz steht und wartet. Die hatten nichts weiter von sich hören lassen«, hörte er sie. » Großer Gott, und da lag sie hier. Sie lag einfach hier.«
    Wider besseres Wissen beugte Melker Holm sich vor und strich dem Mädchen über die Wange. Sein Blick fiel auf seine Stirn, auf die jemand mit krakeligen Buchstaben ein undeutliches Wort geschrieben hatte. Jemand hatte den Körper markiert.
    » Wir müssen sofort die Polizei anrufen, damit wir die Kleine ins Warme holen können«, sagte er.

Alex Recht war fast schon aus der Tür hinaus, um zur Arbeit zu gehen, als der Anruf von den Kollegen aus Umeå kam.
    » Hugo Paulsson, Kripo Umeå«, hörte er die bollernde Stimme am anderen Ende sagen.
    Alex blieb stehen.
    Hugo Paulsson seufzte.
    » Ich glaube, wir haben vielleicht euer kleines Mädchen gefunden. Das vom Hauptbahnhof verschwunden ist«, sagte er langsam. » Lilian Sebastiansson.«
    Gefunden?
    Später sollte Alex Recht sich an diesen Moment als einen der wenigen in seiner Laufbahn erinnern, in denen die Zeit vollkommen stillstand. Er hörte den Regen nicht, der ans Fenster trommelte, er sah Lena

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