Aschenputtel: Thriller (German Edition)
sehen oder bedenken müssen?
Sie hatten immer noch kein Motiv für die Entführung gefunden. Wenn Gabriel Sebastiansson der Entführer von Lilian gewesen war, was war dann sein Motiv gewesen? Es hatte keinen Sorgerechtsstreit gegeben, keine Anzeigen, dass er dem Mädchen früher einmal Schaden zugefügt hätte.
Seit dem Besuch bei seiner Mutter hegte Fredrika nicht mehr den geringsten Zweifel, dass Gabriel Sara wirklich misshandelt hatte. Mit dieser Familie stimmte irgendetwas ganz und gar nicht.
Fredrika setzte sich an den Computer, um eine Liste mit Fragen zusammenzustellen, die sie Teodora Sebastiansson stellen wollte. Schon allein der Gedanke an den knotigen Finger der Dame, der ihr den Parkplatz für ihr Auto wies, ließ sie erstarren. Nein, das war sicherlich keine gesunde Familie. Die Frage war nur, warum jemand wie Sara sich entschieden hatte, in diese Familie einzuheiraten. Sie schien ja im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter eine einfache, unprätentiöse, unkomplizierte Person zu sein. Es würde ohne Frage interessant werden, Gabriel Sebastiansson kennenzulernen, wenn es einmal so weit wäre.
Ihr Handy klingelte, und sie musste die Arbeit an der Liste unterbrechen, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Am anderen Ende war eine Männerstimme zu hören.
» Spreche ich mit Fredrika Bergman?«
» Ja, ich bin dran. Und mit wem spreche ich?«
» Ich heiße Martin Ek, ich arbeite bei SatCom. Wir haben vorgestern kurz miteinander telefoniert. Sie haben nach Gabriel Sebastiansson gefragt.«
SatCom, das Unternehmen, in dem Gabriel Sebastiansson sich in den letzten zehn Jahren hochgearbeitet hatte und wo er jetzt zum Führungskreis gehörte.
Fredrika wurde sofort hellhörig.
» Ja?«
» Nun«, begann Martin Ek, der anscheinend erleichtert war, dass sie sich an ihn erinnerte. » Sie haben darum gebeten, mich zu melden, wenn Gabriel von sich hören lassen sollte.«
» Ja?«, sagte Fredrika wieder und hielt den Atem an. » Und jetzt hat er Kontakt zu Ihnen aufgenommen?«
Martin Ek zögerte, und Fredrika hatte fast das Gefühl, dass er am liebsten wieder aufgelegt hätte.
» Nein. Er hat nichts von sich hören lassen.«
Fredrikas Schultern sackten ein wenig hinab.
» Aber es kann sein, dass ich etwas entdeckt habe, das für Sie interessant sein könnte«, sagte er dann schnell.
» Okay«, sagte Fredrika gedehnt und griff nach Papier und Stift. » Was genau haben Sie entdeckt?«
Wieder eine Pause.
» Es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie hierherkämen und es sich selbst ansähen«, sagte er förmlich.
Fredrika zögerte. Sie hatte weder Zeit noch Lust, Gabriel Sebastianssons Arbeitsplatz zu besuchen. Außerdem war Peder derjenige, der diesen Kontakt zu pflegen hatte. Er und nicht Fredrika sollte sich um Gabriel Sebastianssons Bekanntenkreis kümmern.
» Sie wollen also auf keinen Fall sagen, worum es sich handelt?«, fragte sie. » Wir haben zurzeit nämlich ziemlich viel zu tun.«
Sie hörte Martin Ek am anderen Ende der Leitung tief Luft holen.
» Es ist etwas, das ich in seinem Computer gefunden habe«, sagte er schließlich.
Er atmete noch ein paarmal tief durch, ehe er fortfuhr: » Bilder. Widerwärtige Bilder. Verdammt, so etwas Krankes habe ich noch nie gesehen. Ich wäre wirklich sehr froh, wenn Sie kommen könnten. Am besten gleich.«
Fredrika schluckte.
» Ich bitte meinen Kollegen, dass er sich so schnell wie möglich bei Ihnen meldet, in Ordnung?«
» Gut.«
Fredrika wollte gerade das Gespräch beenden, als Martin Ek sagte: » Aber bitte beeilen Sie sich.«
Wüste.
Durst.
Kopfschmerzen.
Peder Rydh hatte einen Kater und schreckte aus dem Halbschlaf, als Alex anrief. Ein Mädchen, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Lilian Sebastiansson handelte, sei tot in Umeå gefunden worden. Er bat Peder, sofort zu Sara Sebastianssons Wohnung zu fahren und dafür zu sorgen, dass sie selbst oder ein naher Angehöriger mit der Zehnuhrmaschine nach Umeå flog. Alex würde dasselbe Flugzeug nehmen und die Zuständigen auf dem Flughafen treffen. Und dann bekam Peder noch den Auftrag, unter allen Umständen herauszufinden, wie Umeå ins Bild passte.
Peders erste Reaktion war Panik.
Wie zum Teufel konnte das Kind tot sein?
Es war doch nur zwei Tage verschwunden gewesen, und seit die Informationen der Dame, die im Zug neben Sara und Lilian gesessen hatte, hereingekommen waren, war der Vater doch wegen des Verdachts, am Verschwinden des Kindes beteiligt zu sein, per Haftbefehl gesucht
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