Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Alex schon zurück war. Wenn nicht, würde sie allerdings die Gelegenheit nutzen, sich für einen Augenblick der Ruhe in ihr Zimmer einzuschließen. Sie wollte nur kurz die Füße hochlegen und sich ein Musikstück anhören, dass sie von ihrer Mutter bekommen und auf ihrem MP3-Spieler gespeichert hatte.
» Dazu kann man gut meditieren«, hatte ihre Mutter mit einem Lächeln gesagt, denn sie wusste, dass ihre Tochter ebenso wie sie selbst Musik als Kraftelixier für den Alltag betrachtete.
Doch als Erstes lief sie Peder in die Arme.
» Ah, Hotdog!«, rief er.
» Hmmm«, antwortete Fredrika mit vollem Mund.
Zu ihrem Erstaunen folgte Peder ihr ins Zimmer und sackte auf einem ihrer Besucherstühle zusammen. Es würde also weder Ruhe noch Musik geben.
» Wie war dein Tag?«, fragte er müde.
» Gut und schlecht«, erwiderte Fredrika ausweichend.
Sie hatte immer noch nicht erzählt, dass sie auf eigene Faust nach Flemingsberg gefahren war. Und noch weniger hatte sie erzählt, dass sie im Verlauf des Tages einen Zeichner dorthin geschickt hatte, um ein Phantombild der Frau mit dem Hund erstellen zu lassen.
» Habt ihr bei der Durchsuchung von Gabriel Sebastianssons Sachen etwas gefunden?«, fragte sie stattdessen.
Erst antwortete Peder nicht. Dann sagte er: » Ja, das haben wir. Aber es ist alles so verdammt unklar, ehrlich gesagt.«
Fredrika setzte sich an ihren Schreibtisch und betrachtete Peder. Er sah immer noch fertig aus. Sie hatte schon einige Male regelrecht Abscheu für ihn empfunden. Er war kindisch, ungehobelt und viel zu scharf darauf, die Krallen zu zeigen, als gut war. Aber an diesem Nachmittag, als sie alle von den Ereignissen des vergangenen Tages gezeichnet waren, sah sie ihn in einem neuen Licht. Auch in Peder steckte ein Mensch. Und diesem Menschen ging es schlecht.
Sie schob sich den Rest des Hotdogs in den Mund.
Peder legte zögernd einen dünnen Stapel Papier auf ihren Schreibtisch.
» Was ist das?«, fragte Fredrika.
» Mailausdrucke aus dem Rechner von Gabriel Sebastianssons Arbeitsplatz«, erwiderte Peder.
Fredrika zog eine Augenbraue hoch.
» Ich habe sie vor einer Stunde bekommen, als ich gerade von einem Treffen mit Gabriel Sebastianssons Onkel zurückkam, was übrigens überhaupt nichts gebracht hat.«
Fredrika lächelte schief. Von solchen Treffen hatte sie im Verlauf des Tages auch einige genossen.
» Was steht in den Mails?«, fragte sie
» Lies selbst«, erwiderte er. » Ich kann nicht glauben, dass da wirklich steht, was ich gelesen habe…«
» Okay«, sagte Fredrika gedehnt und blätterte ein wenig in den Papieren herum.
Peder blieb sitzen. Er wollte offensichtlich, dass sie las, während er zuschaute. Er wirkte unruhig und neugierig zugleich.
Sie fing mit dem obersten Blatt an.
» Es ist ein Maildialog«, erklärte Peder. » Er fängt irgendwann im Januar an.«
Fredrika nickte, während sie las.
Die Mails gingen zwischen Gabriel Sebastiansson und jemandem, der sich » Großer Onkel« nannte, hin und her. Obwohl Fredrika wenig Kenntnis von Kinderbüchern hatte, erkannte sie den Namen aus der Kinderbuchserie » Die Kleine Anna und der Große Onkel« wieder.
Gabriel Sebastiansson und der Große Onkel diskutierten über verschiedene Weine und planten allem Anschein nach Termine für eine Weinprobe. Doch nachdem sie zwei Seiten gelesen hatte, spürte Fredrika eine Welle der Übelkeit in sich aufsteigen.
> Großer Onkel, 1. Januar, 09:32: Die anderen möchten ungern Weine verkosten, die älter sind als Jahrgang 1998. Was meinen Sie?
> Gabriel Sebastiansson, 1. Januar, 11:17: Ich kann mir ein 1998er Tröpfchen gut vorstellen, am liebsten wäre mir aber ein jüngerer Jahrgang. Bin skeptisch gegenüber Weinen mit zu langer Lagerung.
> Großer Onkel, 2. Januar, 06:25: Es ist auch über Weinanbaugebiete diskutiert worden und über die Sorte Trauben. Ist das etwas, worauf Sie Wert legen?
> Gabriel Sebastiansson, 2. Januar, 19:15: Ich ziehe blaue Trauben roten vor. In welcher Region der Wein produziert wurde, ist weniger von Bedeutung. Gegen etwas Exotischeres als beim letzten Zusammentreffen unseres eminenten Kreises habe ich allerdings nichts einzuwenden. Vielleicht gibt es ja etwas aus Südamerika?
» O großer Gott, großer Gott«, flüsterte Fredrika und schluckte wiederholt.
» Das ist doch wohl keine Weinprobe, worüber die da reden, oder?«, fragte Peder.
Fredrika schüttelte den Kopf. » Nein«, sagte sie, » nein, das glaube ich wirklich nicht.«
» Rote
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