Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Kursteilnehmer, an die Sara sich noch erinnern konnte. Schließlich hatten sie keine anderen Anhaltspunkte, wenn es herauszufinden galt, warum das Kind ausgerechnet in Umeå aufgetaucht war.
Im Moment gingen die Ermittler in Umeå davon aus, dass das Mädchen in Stockholm ums Leben gebracht worden war und deshalb die Gruppe von Alex die Ermittlungen leiten würde.
Hugos Mitarbeiter hatten Informationen darüber zusammengestellt, wie Lilian gefunden worden war. Der Anruf, der Schwester Anne auf den Parkplatz gelockt hatte, war von einem Handy mit nicht registrierter Prepaidkarte ausgegangen, und zwar ungefähr dreißig Kilometer südlich von Umeå. Danach war dieses Handy nicht mehr aktiv gewesen. Ein Mann und eine hochschwangere Frau waren nie im Krankenhaus angekommen, weshalb die Ermittlergruppe annahm, dass das Gespräch ausschließlich geführt worden war, um das Klinikpersonal auf den Parkplatz zu locken. Irgendjemand hatte gewollt, dass das Kind gefunden würde, und zwar so schnell wie möglich.
Es gab so vieles an diesem Fall, das Alex verwirrte, und er spürte ganz deutlich, dass er dort, wo er sich jetzt befand, nicht klar denken konnte. Er musste so schnell wie möglich nach Stockholm zurückkehren, damit er die Ruhe fand, sich hinzusetzen und richtig nachzudenken. Im ganzen Körper verspürte er eine unangenehme Unruhe. Diese Geschichte wollte sich einfach nicht zusammenfügen.
Die heisere Stimme von Sara Sebastiansson unterbrach Alex in seinen Gedanken.
» Ich habe sie nie weggeben wollen«, flüsterte sie.
» Wie bitte?«, fragte Alex.
» Auf ihrer Stirn stand: Unerwünscht. Aber das ist nicht wahr. Ich habe sie nie weggeben wollen. Sie war das Beste, was ich je hatte.«
Fredrika verbrachte den Rest des Tages damit, möglichst viele der Freunde, Bekannten und Kollegen zu verhören, deren Adressen sie von Sara und ihren Eltern bekommen hatte und die zu Sara Sebastianssons engerem Kreis gehörten. Der Liste waren nach der ersten Telefonrunde noch weitere Namen hinzugefügt worden. Eine Reihe der Personen überließ sie ihrer neuen Kollegin.
Das Bild, das zusehends von Sara entstand, war eindeutig. Sie wurde grundsätzlich als eine überaus warmherzige und positive Person angesehen, als Gutmensch. Fast alle Befragten, auch die, die ihr nicht so nahe standen, hatten seit einigen Jahren den Eindruck gewonnen, dass ihre private Situation recht schwierig war. Ihr Ehemann galt als hart und rücksichtslos, kalt und kontrollierend. Manchmal hatte sie gehinkt, wenn sie zur Arbeit kam, manchmal hatte sie mitten im Sommer langärmlige Pullover getragen. Sicher hatte man es ja nicht gewusst, aber wie oft konnte ein Mensch hinfallen und sich versehentlich verletzen?
Kein Einziger der Befragten wollte das Bild der verantwortungslosen Mutter und leichtlebigen Ehefrau bestätigen, das Teodora Sebastiansson von Sara zu vermitteln versucht hatte. Im Gegenteil: Eine der engeren Freundinnen von Sara erzählte, dass Gabriel sie von Anfang an mit anderen Frauen betrogen habe. Die Freundin weinte während des Gesprächs und sagte: » Wir haben irgendwie gedacht, dass sie von ihm loskommen würde, dass sie die Kraft finden würde, ihn zu verlassen. Aber dann wurde sie schwanger, und da wussten wir alle so gut wie sicher, dass es nun vorbei war. Sie würde ihn nie mehr loswerden.«
» Aber sie hat ihn doch verlassen, oder?«, fragte Fredrika mit gerunzelten Augenbrauen. » Sie hatten sich doch getrennt?«
Die Freundin weinte noch mehr und schüttelte den Kopf.
» An eine Scheidung hat niemand geglaubt. So jemand wie er bleibt doch an einem kleben. Für immer.«
Doch Fredrika fiel auf, dass selbst diejenigen, die Sara als » uralte Freunde« bezeichnete, Bekanntschaften aus der Zeit als Erwachsene waren. Es gab nicht eine einzige Freundin aus Saras Jugendzeit in Göteborg, und nach der Liste zu schließen, waren ihre Eltern die Einzigen an der Westküste, mit denen sie noch Kontakt hatte.
» Sara hat einmal erzählt, dass sie mit fast allen brechen musste, als sie Gabriel kennenlernte«, erklärte Saras Freundin. » Wir anderen haben Sara und Gabriel ja nur als Paar gekannt, aber die anderen, die Sara schon früher gekannt hatten, konnten wohl nie so recht akzeptieren, dass sie nun mit ihm zusammen war.«
Und in allen Gesprächen wurde vor allem deutlich, dass Sara keinen anderen Feind hatte als ihren Mann.
Erschöpft und mit einem Hotdog in der Hand machte Fredrika sich auf den Weg ins Haus. Sie hoffte sehr, dass
Weitere Kostenlose Bücher