Aschenputtel: Thriller (German Edition)
erläuterte Fredrika. » Und ich meine, wenn das wirklich der Fall wäre, hätten wir zurzeit keinerlei Chance, den Täter zu finden, weil wir in der völlig falschen Zeitspanne nach ihm suchen.«
Alex nickte nachdenklich.
» Okay, Freunde«, sagte er. » Heute Abend lassen wir die Gedanken ruhen. Wir gehen nach Hause und machen etwas, das Spaß macht. Und wenn wir uns morgen wiedersehen, dann fangen wir als Erstes damit an, unser Material noch einmal zu durchleuchten. Jede Kleinigkeit. Auch die Hinweise, die wir schon verworfen haben. In Ordnung?«
Alex war selbst erstaunt darüber, dass er zwei Mal während derselben Sitzung das Wort » Freunde« verwendet hatte. Er musste lächeln, als er daran dachte.
Betrübt ging Ellen Lind von der Arbeit nach Hause. Seit dem Verschwinden des Kindes hatte sie hart gearbeitet, und auch wenn sie nur Assistentin war, dachte sie bei sich, so sollte ihr Chef doch auch einmal ihren Einsatz würdigen. Derlei Dinge vergaß Alex manchmal einfach. Ganz zu schweigen davon, wie er den armen Mats Dahlman behandelte. War Alex überhaupt klar, dass der Analytiker so hieß?
Doch alle trüben Gedanken waren wie weggeblasen, als sie ihr Handy hervorkramte und sah, dass sie mehrere Anrufe von ihrem Freund verpasst hatte. Er hatte auf ihrer Mobilbox eine knappe Mitteilung hinterlassen, dass er sie gern später im Hotel Anglais treffen wollte, wo er die Nacht verbringen würde. Und er bat um Entschuldigung, weil er sich das letzte Mal so dumm verhalten habe.
Ellens Herz schlug schneller vor Freude.
Gleichzeitig verspürte sie aber auch einen kleinen Ärger. Sie mochte derlei Gefühlsschwankungen nicht.
Ellens Nichte war es schließlich, die sich gegen teure Bezahlung darauf einließ, sich um die Kinder zu kümmern.
» Brauchen die überhaupt noch einen Babysitter?«, hatte sie gefragt. Sie selbst hatte gerade ihr Abitur gemacht.
Ellen hatte kurz an Lilian Sebastiansson gedacht und dann bestimmt gesagt: » Ja.«
Sie beeilte sich, nach Hause zu kommen, um den Kindern wenigstens noch Gute Nacht sagen zu können.
Die Nichte sah ihrer Tante belustigt zu, wie diese lediglich in Unterwäsche bekleidet in der Wohnung auf- und ablief und verzweifelt nach etwas suchte, das sie anziehen wollte.
» Du siehst aus wie ein frisch verliebter Teenager«, kicherte sie, und Ellen wurde rot.
» Ja, ich weiß, ich bin wahrscheinlich albern, aber ich freue mich einfach so, wenn er mal Zeit hat.«
Die Nichte lächelte warmherzig.
» Nimm den roten Pullover«, schlug sie vor. » Rot steht dir gut.«
Eine Weile später saß Ellen im Taxi zum Hotel. Erst als sie auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, merkte sie, wie müde sie eigentlich war. Es waren harte und schwere Arbeitstage gewesen. Sie hoffte, Carl würde nichts dagegen haben, wenn sie von dem ganzen Elend, das da geschehen war, erzählte. Sie musste einfach mit irgendjemandem darüber reden.
Carl wartete schon im Eingang des Hotels auf sie. Ein warmes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sie sah.
» Ist das schön, dass wir uns diese Woche sogar zwei Mal sehen können«, murmelte Ellen, als sie einander umarmten.
» In manchen Wochen ist es leichter als in anderen«, sagte Carl und hielt sie ganz fest.
Er strich ihr über den Rücken, lobte den Pullover, den sie ausgesucht hatte, und sagte, sie sehe großartig aus, obwohl sie so erschöpft war.
Die Zeit bis zum Einschlafen ging im Nu vorbei. Sie tranken Wein, aßen ein wenig, redeten lange und ernst über die Geschehnisse der letzten Tage. Und dann hatten sie leidenschaftlichen Sex.
Ellen lag entspannt in seinen Armen und war im Begriff einzuschlafen, als sie noch flüsterte: » Ich bin so froh, dass wir uns begegnet sind, Carl.«
Sie spürte, dass er lächelte.
» Geht mir ganz genauso.«
Dann schloss er seine Hand um ihre linke Brust, küsste sie auf die Schulter und flüsterte: » Du gibst mir wirklich alles, was ich brauche.«
Teil II
Spur des Zorns
Freitag
Als Jelena aufwachte, war es dunkel in der Wohnung. Sie lag auf dem Rücken und versuchte, die Augen zu öffnen. Das eine Auge wollte nicht aufgehen. Und dann auf einmal fuhr der Schmerz in sie. In sie, gegen sie. Unmöglich, sich zu wehren, unmöglich, ihn auszuhalten.
Er raste durch ihren Körper, schüttelte sie. Als sie sich auf dem Bettlaken krümmte, klebte der Rücken an den Stellen, wo die Blutflecke auf der Haut eingetrocknet waren, am Stoff fest.
Jelena gab fast sofort jeden Versuch auf, nicht zu
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