Aschenputtel: Thriller (German Edition)
verdammt sorgfältig, und plötzlich hinterlässt er Spuren.«
» Aber das hat er doch auch im Zug getan«, wandte Alex ein.
» Weil er nicht anders konnte«, sagte Peder. » Er konnte schließlich nicht in Socken oder barfuß gehen oder anfangen, den Waggon zu wischen. Da wäre er den Leuten aufgefallen. Außerdem konnte er sich in dem Zug relativ sicher fühlen. Da gab es schließlich massenhaft Fußabdrücke.«
» Du glaubst also, er hat die Frau in Jönköping umgebracht, um sie zum Schweigen zu bringen?«
» Ja«, antwortete Peder nach kurzem Nachdenken. » Das scheint mir die einzig logische Erklärung.«
Alex überlegte.
» Okay, aber woher wusste er davon?«
» Wovon?«
» Woher wusste er, dass er Grund hatte, sie zum Schweigen zu bringen?«
» Genau das frage ich mich auch«, antwortete Peder nachdenklich. » Woher zum Teufel wusste er, dass sie die Polizei angerufen hatte? Oder hätte er sie in jedem Fall umgebracht?«
Ellen Lind war fröhlich und guter Dinge. Wenn sie an den vergangenen Abend und die Nacht dachte, wurde ihr innerlich ganz warm. » Er liebt mich«, murmelte sie vor sich hin.
Dem Himmel sei Dank, dass sie sich am gestrigen Abend noch mit ihm hatte treffen können. Er war ihr ein guter Zuhörer gewesen. Sie hatte sich diesen schlimmen Lilian-Fall dringend von der Seele reden müssen. Wenn er auch keine eigenen Kinder hatte, schien er trotzdem zu begreifen, welch harte Arbeit dies für alle Beteiligten bedeutete.
Dann hatten sie über ein paar Filme gesprochen, die sie sich ansehen wollten. Ellen verspürte ein Kribbeln. Sie waren noch nie zusammen im Kino gewesen. Ihre Beziehung hatte sich bislang ausschließlich in den Hotels abgespielt, wo er gerade wohnte, und auch vom Inhalt her waren ihre Treffen fast immer gleich verlaufen: Sie aßen etwas, sie redeten, sie hatten Sex, sie schliefen ein.
Es ist gut, wenn wir einmal etwas Neues unternehmen, dachte Ellen und grinste schelmisch in sich hinein.
Wenn sie es schaffte, ihn ins Kino zu kriegen, dann würde es für ihn bald sicher auch kein Problem mehr sein, ihre Kinder kennenzulernen. Wenn er sie wirklich liebte, dann würde er einsehen, dass die Kinder zu dem Paket dazugehörten.
Ellen lächelte, als sie ihr Handy herausholte. Sie hatte ihm eine SMS geschickt und wartete jetzt auf Antwort. Aber das Handy zeigte keine neuen Nachrichten.
Als sie sich am Morgen getrennt hatten, hatte Ellen gefragt, wann sie sich das nächste Mal sehen würden. Da hatte er einen kurzen Moment gezögert und dann geantwortet: » Ich hoffe, bald. Mal sehen, wann ich es das nächste Mal einrichten kann.«
» Wann ich es das nächste Mal einrichten kann«, wiederholte Ellen leise für sich selbst und lächelte ein wenig schief. Dass aber auch immer alles zu seinen Bedingungen geschehen musste.
Der Sonne war es endlich gelungen , Stockholm in eine Ahnung von Wärme zu tauchen, stellte Fredrika Bergman fest, als sie sich beeilte, vor ihrem Wohnhaus zu parken. Mit dem Schlüssel in der Hand sprang sie die Treppen hinauf und war in wenigen Sekunden in der Wohnung. Es würde nicht lange dauern, eine kleine Reisetasche für den Aufenthalt in Umeå zu packen.
Die Tasche lag auf dem obersten Regalbrett im Kleiderschrank. Dahinter blitzte der Geigenkasten hervor. Fredrika versuchte, ihn nicht zu sehen, sich nicht zu erinnern. Aber es kam wie immer. Die Gedanken waren schneller, als der Wille, sie wegzuschieben, stark war. Mit dem immer gleichen schmerzhaften Automatismus rauschten die Wörter durch ihren Kopf.
Ich hätte jemand anders werden können. Ich könnte heute jemand anders sein.
Vor einiger Zeit hatte Fredrikas Mutter das Thema einmal angesprochen.
» Die Ärzte haben nie gesagt, dass du gar nicht mehr spielen kannst, Fredrika«, hatte sie mit sanfter Stimme gesagt. » Sie haben nur gesagt, dass du es nicht zum Beruf wirst machen können.«
Fredrika aber hatte stur den Kopf geschüttelt, während ihr die Tränen in den Augen brannten. Wenn sie nicht mehr so viel spielen konnte wie früher, dann wollte sie gar nicht mehr spielen.
Der Anrufbeantworter blinkte, als sie aus der Küche kam. Die Nachricht versetzte sie in Staunen.
» Guten Tag, mein Name ist Karin Mellander«, sagte eine heisere Stimme, die wahrscheinlich einer älteren Frau gehörte. » Ich rufe vom Adoptionszentrum an, es geht um Ihren Antrag. Es wäre schön, wenn Sie mich zurückrufen könnten. Die Nummer ist…«
Fredrika stand stumm da, während die Stimme eine Telefonnummer
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