Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Sie bat mich, Sie zu grüßen.«
Sara starrte Fredrika weiterhin unbewegt an.
Vielleicht haben sie ihr irgendetwas Beruhigendes gegeben, dachte Fredrika. Irgendein Medikament.
» Sara und Maria haben seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr«, erklärte Saras Vater barsch. » Das haben wir Ihrem Chef bereits in Umeå erklärt.«
» Ich weiß«, antwortete Fredrika schnell. » Aber bei meinem Gespräch mit Maria Blomgren haben sich noch ein paar Fragen aufgetan.«
Sie versuchte hartnäckig, Saras leeren Blick einzufangen.
» Im Frühjahr, bevor Sie nach Umeå fuhren, waren Sie mit einem Jungen zusammen«, sagte sie.
Sara nickte fast unmerklich.
» Nachdem Sie Schluss gemacht hatten, was geschah da?«
Sara wand sich ein wenig.
» Ach, was geschah da wohl?«, sagte sie gedehnt. » Eigentlich nicht viel. Er war eine Zeit lang sauer, und er nervte mich, aber dann hat er irgendwann verstanden, dass wir nicht zusammenpassten, und von mir abgelassen.«
» Er hat also danach nie mehr Kontakt zu Ihnen aufgenommen? Nach dem Sommer vielleicht? Und er ist damals auch nicht zu Ihnen nach Umeå gekommen?«
» Nein, niemals.«
Fredrika dachte nach.
» Sie sind länger als Maria in Umeå geblieben«, begann sie. » Wie kam das?«
» Ich habe dort einen Sommerjob bekommen«, sagte Sara vorsichtig. » Da konnte ich einfach nicht Nein sagen. Maria war wütend deswegen. Und neidisch.«
» Maria sagte, Sie hätten schon während der Fahrt nach Umeå gewusst, dass Sie nicht unmittelbar nach dem Kurs zurückfahren würden. Sie sagte, Sie hätten den Sommerjob bereits organisiert gehabt, ehe Sie die Reise angetreten hatten.«
» Sie lügt.«
Saras Antwort kam so schnell und mit solcher Schärfe, dass Fredrika völlig verdutzt zurückfragte: » Sie lügt?«
» Ja.«
» Warum sollte sie nach so vielen Jahren in dieser Sache lügen?«, fragte Fredrika vorsichtig nach.
» Sie war neidisch auf mich, weil ich diese Chance bekommen hatte und sie nicht«, erwiderte Sara heftig. » Das hat sie nie verwunden. Sie hat es sogar als Grund hergenommen, dass wir nicht wie geplant in Uppsala zusammenwohnen sollten.«
Sara sank im Sessel zusammen.
» Vielleicht hat sie auch alles falsch verstanden«, sagte sie erschöpft.
» Maria hat erzählt, dass sie zu Hause in Göteborg einen Sommerjob hatte«, fuhr Fredrika fort. » Hatten Sie das nicht auch?«
Sara sah sie fragend an.
» Ich meine, hatten Sie keine anderen Pläne für den Rest des Sommers? Der Kurs in Umeå sollte doch nur wenige Wochen dauern.«
Saras Blick schwankte.
» Ich konnte doch nicht einfach die Chance sausen lassen, dort zu arbeiten«, sagte sie leise. » Das ging über alles andere.«
Saras Mutter rutschte unruhig auf der Armlehne hin und her.
» Mir fällt da ein«, sagte sie vorsichtig, » dass ich damals Örjan getroffen habe, du weißt schon, der diese Pension leitete, in der du hin und wieder ausgeholfen hast. Er hat mir damals erzählt, du hättest ihm abgesagt, weil du im Sommer nicht in der Stadt sein würdest.«
Saras Miene verfinsterte sich.
» Ich bin ja wohl nicht dafür verantwortlich, was der alte Kerl in der Gegend rumerzählt«, zischte sie.
» Nein, wirklich nicht«, ging Saras Vater dazwischen. » Und außerdem trügt uns in so einer Zeit alle das Gedächtnis. Das ist ja wohl auch klar, oder?«
Er weiß etwas, dachte Fredrika. Er merkt, dass Sara versucht, irgendetwas zu verbergen. Auch wenn er möglicherweise nicht weiß, was es ist. Aber er will ihr helfen.
» Okay«, sagte Fredrika und versuchte, sich ein wenig bequemer im Sofa hinzusetzen. » Aber wie war das, als Sie dort hinkamen? Wie sind Sie an diesen Job gekommen?«
» Die brauchten dort jemanden, der dem Dozenten helfen sollte«, erklärte Sara leise. » Ich hatte ziemlich gute Texte geschrieben, fanden sie, und deshalb haben sie mich angesprochen.«
» Sara konnte schon immer gut schreiben«, flocht der Vater ein.
» Das bezweifele ich nicht«, sagte Fredrika aufrichtig. » Aber ich könnte mir vorstellen, dass in der Schreibgruppe eine Art Konkurrenz entstanden sein könnte. Wir wissen doch, wie das war, in dem Alter…«
» Da war niemand, der es mir übelgenommen hätte«, sagte Sara und zupfte an einer Haarsträhne. » Sie hatten schon, als wir angekommen waren, gesagt, dass sie für den Rest des Sommers eine Aushilfe brauchen würden und dass diejenigen von uns, die interessiert wären, sich bewerben sollten.«
» Und dann wurden Sie ausgewählt.«
» Und dann wurde
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