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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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aufsagte. Die Zahlen flogen durch den Raum, hinein in Fredrikas Kopf, wo sie sich ins leere Nichts auflösten.
    Shit, dachte Fredrika. Shit. Shit. Shit.
    Sie riss sich zusammen. Nur nicht in Panik und Stress verfallen.
    Schnell ging sie zum Kleiderschrank zurück und begann, die Tasche zu packen. Unterhose, BH, Pullover. Sie zögerte, ein Paar zusätzlicher Hosen mitzunehmen. Würde sie wirklich länger als eine Nacht fortbleiben? Aber in dem Fall könnte sie doch zweimal dieselbe Hose anziehen, oder nicht? Statt sich jedoch mit derlei Kleinigkeiten aufzuhalten, entschied sie: Die Hose kam mit.
    Fredrika versuchte, ihre Gedanken in Schach zu halten, als sie ihr Waschzeug packte. Aus irgendeinem Grund musste sie ständig an Spencer denken.
    Ich sollte ihm davon erzählen, dachte sie. Ich sollte ihm wirklich davon erzählen.
    Die Tasche war gepackt, und die Tür schlug hinter ihr zu.
    Luft, dachte sie, ich brauche Luft.
    Draußen auf dem Bürgersteig strahlte ihr die Hitze des Asphalts um die Beine.
    Was regte sie sich denn auf? Wenn sie die Adoption so schlecht durchdacht hatte, sollte sie das ganze Projekt vielleicht einfach zu den Akten legen.
    Fredrika schluckte hart.
    Ein Blick auf die Front des Kiosks im Nachbargebäude riss sie zurück in die Realität.
    » Wer hat Lilian ermordet?«, schrien die Aushänger.
    Darauf sollte ich mich konzentrieren, dachte Fredrika und biss die Zähne zusammen. Ich sollte mich auf Sara Sebastiansson konzentrieren, die gerade ihr Kind verloren hat.
    Sie fragte sich, was wohl schlimmer war: ein Kind zu haben, es aber zu verlieren? Oder gar kein Kind zu haben?
    Aus irgendeinem Grund hatte sie nicht damit gerechnet, dass Sara persönlich öffnen würde. Sie war verwundert, als die Tür aufging und sie einander gegenüberstanden. Fredrika hatte Sara nicht mehr gesehen, seit man Lilian gefunden hatte. Ihr war klar, dass sie das Gespräch würde einleiten müssen. Aber sie öffnete nur den Mund und schloss ihn dann wieder. Sie hatte keine Ahnung, was man in so einem Fall sagte.
    Ich bin so unfähig, dachte sie müde. Zum Teufel, ich sollte auf keinen Fall Kinder haben.
    Sie holte tief Luft und versuchte noch einmal zu sprechen.
    » Es tut mir so leid.«
    Sara nickte steif.
    Das rote Haar stand flammend um ihren Kopf. Sie sah erschöpft aus.
    Fredrika unternahm ein paar zögerliche Schritte in die Wohnung. Der helle Flur wirkte vertraut. Links ging es ins Wohnzimmer, und geradeaus lag die Küche, in der Fredrika am allerersten Abend Saras neuen Freund verhört hatte. Das schien unendlich lange her zu sein.
    Saras Eltern schlossen hinter ihrer Tochter auf wie eine Verteidigungsstreitmacht. Fredrika gab ihnen die Hand. Doch, gewiss, sie hatten sich schon einmal kennengelernt. Damals, als das Paket mit den Haaren… Ja, genau, damals.
    Sie wiesen Fredrika den Weg. Sie sollte im Wohnzimmer sitzen. Das Sofa fühlte sich hart an.
    Sara setzte sich in einen großen Sessel, ihre Mutter auf die Armlehne ganz dicht neben sie. Der Vater setzte sich etwas zu nah neben Fredrika auf das Sofa.
    Eigentlich hätte Fredrika Saras Eltern lieber nicht dabeigehabt. Es widersprach ihrer Verhörtaktik, und sie spürte intuitiv, dass es Dinge gab, die in der Gegenwart der Eltern nicht zur Sprache kommen würden. Doch gleichzeitig demonstrierten sowohl Sara als auch ihre Eltern ganz deutlich, dass Fredrika entweder mit ihnen allen redete oder gleich wieder gehen konnte.
    Fredrika sah sich verstohlen in dem Raum um. In einer Ecke türmte sich eine große Standuhr mit Bauernmalerei auf. Fredrika konnte sich nicht erinnern, sie bei ihrem letzten Besuch bemerkt zu haben. Es war erst zwei Uhr.
    Da war ich aber schnell, dachte Fredrika. Ich war in Uppsala und im Büro und habe zu Hause die Tasche gepackt.
    Saras Vater räusperte sich. Fredrika sollte zur Sache kommen.
    Sie schlug ihren Block auf.
    » Also«, begann sie vorsichtig, » ich habe nur noch ein paar Fragen zu Ihrem Aufenthalt in Umeå.«
    Sara schien sie nicht zu verstehen, also erklärte Fredrika: » Damals, als Sie dort den Schreibkurs gemacht haben.«
    Sara nickte langsam. Zog an den Pulloverärmeln. Selbst jetzt noch wollte sie die Blutergüsse verstecken.
    Aus irgendeinem Grund hatte Fredrika plötzlich einen Kloß im Hals. Sie schluckte ein paarmal und tat so, als würde sie in ihren Notizen lesen.
    » Ich habe mich heute Vormittag mit Maria Blomgren getroffen«, sagte sie dann und hob den Blick, um Sara anzusehen.
    Diese reagierte überhaupt nicht.
    »

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