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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Das Gras roch nach Regen, nach Herbst und nach Tod. Aber das entsprang nur meiner Fantasie, denn wir stiegen über ein Gräberfeld an alten Grabsteinen und schmiedeeiser nen Kreuzen vorbei. Ein leichter Wind wehte. Kaum spür bar und gerade deshalb so unheimlich.
    Ich hatte keine Ahnung, wer die Toten waren, aber ich hoffte, ihre schneeweißen Gerippe würden sich nicht plötzlich aus den Gräbern erheben.
    Irgendwo rechts hinten flackerte etwas Rotes, Unheimli ches.
    »Was ist das?« Vor Schreck fasste ich Megs Schulter.
    »Was?«
    »Das Licht!«
    »Ach so, nur die Totenleuchte. Früher, im Mittelalter, brannte da immer ein Licht. Wir haben eine Kerze zur Er innerung an Kira hineingestellt.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. Waren wir wegen Ki ra hier? Wollten wir unsere eigene Totenfeier veranstalten?
    Meg wandte sich nun nach links, wo sich das Dach über dem Chorraum der Kirche erhob. Darunter hatte sich eine Gruppe dunkler Gestalten versammelt, die uns offensicht lich erwarteten.
    »Mann, wo bleibt ihr denn?« Bastians Stimme klang un geduldig.
    »Hallo, Jule.« Nikolaj tauchte aus dem Dunkel auf.
    Nikolaj! Wie gesagt, wir hatten uns unter der Woche nur im Unterricht gesehen und den Kuss hatte ich sozusagen schon im Archiv abgelegt. Okay, ich hatte mich auch nicht getraut, ihn von mir aus anzusprechen nach meinem Schwur, mich nicht mehr zu verlieben. Aber jetzt stand er plötzlich vor mir und lächelte sein schönstes McDreamy-Lächeln. Und ich hatte das Gefühl, dass mir nichts passie ren konnte, solange er nur hier war.
    »Ich sehe nichts«, sagte Meg, »verdammt, es ist stock dunkel!«
    Neben mir flammte plötzlich ein Licht auf. Nikolaj hob eine Laterne hoch. »Mit besten Grüßen von Pater Antonius’ Grab.«
    Nach und nach erkannte ich die anderen. Außer Meg, Bastian und Nikolaj hatten sich noch Pink, Indi, Danny und Sonja versammelt
    »Was ist mit Trixie?«, fragte Meg.
    »Trixie fühlt sich nicht gut«, erklärte Pink.
    »Ach was, sie will sich nur wieder drücken.«
    »Warum sind wir hier?« Sonja versuchte, die Angst in ih rer Stimme zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht be sonders gut. »Und warum haben wir die Laternen von den Gräbern geholt?«
    Warum hatten sie ausgerechnet Sonja mitgenommen? Sie war schließlich nicht gerade der Typ für Abenteuer. Aber dann fiel mir ein, was Meg gesagt hatte. Jeder der Novizen bekam eine Chance. Eine Chance wofür?
    »Immer cool, Prinzessin«, murmelte Bastian. »Ich ver spreche dir, das wird die geilste Nacht deines Lebens.«
    Seltsamerweise schien Sonja das zu beruhigen.
    »Ihr beide, Sonja und Jule, müsst schwören, dass ihr uns nicht verpfeift«, bestimmte Meg. »Das hier geht nur uns et was an.«
    Ich zögerte keinen Moment. Wie auch? Ich war bereits hier. Ich konnte nicht zurück, wollte nicht zurück. Schließlich stand ich dicht neben Nikolaj – zwischen uns nur die Laterne von Pater Antonius’ letzter Ruhestätte.
    »Ich bin verschwiegen wie ein Grab«, murmelte ich.
    Leises Gelächter stieg auf.
    »Prinzessin?«, sagte Bastian.
    »Ich verrate euch nicht, ehrlich.«
    »Okay«, flüsterte Indi, »fangen wir an.«
    »Komm«, Nikolaj zog mich in den Kreis. Seine Hand um klammerte meine, als gehörten sie für immer zusammen.
    Mann, Jule, komm wieder runter!
    »Für Kira«, sagte Meg. »Sie hat ihre Entscheidung getrof fen und wir müssen sie respektieren. Denn sie war eine von uns.«
    Der Rest wiederholte den Satz.
    »Denn sie war eine von uns.«
    »Weil wir nicht konform gehen.«
    »Weil wir nicht konform gehen.«
    »Weil WIR entscheiden!«
    »Weil WIR entscheiden!«
    »Weil wir die Schwerkraft überwinden.«
    »Weil wir die Schwerkraft überwinden.«
    »Weil Klettern Intuition ist.«
    »Weil Klettern Intuition ist.«
    Ehrlich, das Ganze war total irre! Ich konnte es nicht glauben. Wir waren nicht in Ravenhorst auf dem Friedhof. Jemand hatte uns irgendwohin gebeamt, wo wir allein wa ren. Wo wir denken und tun konnten, was wir wollten.
    Das war Freiheit!
    Die Nacht war kühl, der leichte Wind plötzlich sanft, wie er über mein Gesicht strich und mir Tränen in die Augen trieb. Das Totenlicht flackerte heftiger. Die Bäume rausch ten und ich dachte, das ist strange, total strange. Aber – und diese Erkenntnis ließ mich frieren – sie gehören zu sammen, oder? Sie sind nicht allein. So wie du, seit Jasper dir die Freundschaft gekündigt hat und Lara dich ins offe ne Messer laufen ließ. Einer von uns hatte gehen müssen. Deswegen war ich

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