Aschenwelt
zog mich an und steckte meine Geldbörse in die Tasche. Mein Telefon brauchte ich nicht, Anne war bei mir und ihres sowieso kaputt. Und jemand anderes brauchte mich nicht zu erreichen.
Auf dem Weg zur Bahn lauerte uns wieder Kevin auf. Ganz zufällig habe er hier gestanden. Ha ha.
»Was machstn heute?«, fragte er.
»Wir gehen in die Stadt«, antwortete ich kurz angebunden und wollte weiter, ihn einfach stehen lassen.
»Wir?«, fragte er.
»Ja, Anne und ich, du Vollidiot.«
»Ach so, ja.«
Mein Gott, war dieser Kerl verblödet, dachte ich. Er beachtete Anne mit keinem Blick und sagte nicht einmal Hallo. Kevin wurde mir immer unheimlicher. Er schien so auf mich fixiert zu sein, dass er sonst nichts wahrnahm.
»So, Kevin. Hör mir mal zu«, sagte ich. »Ich sag das nur ein einziges Mal.«
Er nickte.
»Es ist ja toll, dass du dich um mich sorgst.«
Er lächelte.
»Aber ich hab keinen Bock drauf! Ich will, dass du mich in Ruhe lässt. Ich will dich auch nicht mehr sehen. Denn mir wird davon übel. Hast du mich verstanden?«
Er nickte immer noch, aber sein Lächeln war gestorben.
»Also dann, ein schönes Leben noch.« Ich griff nach Annes Hand und lieà Kevin stehen. Er machte keine Anstalten, uns zu folgen, meine Ansprache schien also gewirkt zu haben.
»Du bist echt gemein«, lieà sich Anne vernehmen.
Ich schwieg mich aus und zog sie mit mir in die Bahn, die gerade in den Bahnhof einfuhr.
Ich rechnete damit, dass Anne nochmal das Kevinthema aufgreifen würde, aber sie lieà es bleiben. Es hätte sowieso nichts genutzt. Für mich war es nämlich erledigt.
Wir mussten nur zwei Stationen fahren und noch ein paar Minuten zu Fuà gehen, dann waren wir bei unserem Minipark angelangt. Während der Fahrt hielt ich Annes Hand fest. Ich hatte Angst, wieder in der Aschenwelt zu landen, bevor wir etwas zu rauchen hatten. Doch wir hatten Glück. Und als wir auf dem Grünstreifen angelangten, saà der Typ mit den Steinchen auf meinem Platz im plattgetrampelten Gras und stierte Löcher in die Baumkrone über ihm. Es sah ganz so aus, als wartete er auch mich. Und dem war wohl auch so.
Ich bat Anne, etwas entfernt stehen zu bleiben und auf mich zu warten, aber unauffällig. Immerhin ist es illegal, Drogen zu konsumieren und sowieso, mit ihnen zu handeln. Vielleicht wurde der Typ misstrauisch, wenn ich gleich zu Anfang meine Freundin mit im Schlepptau hatte.
Anne hatte damit kein Problem. Sie fand den Typ gruselig und war froh, nicht in seine Nähe gehen zu müssen.
Ich ging alleine zu ihm und sagte »Hi«.
Er zuckte zusammen und schaute mich erschrocken an, als hätte ich ihn bei etwas Verbotenem erwischt. Aber sein Gesicht hellte sich auf, als er mich erkannte.
»Hey! Schöne Frau! Na, alles im Lot?« Er grinste mich an, und ich musste mich anstrengen, nicht fortwährend auf seine Zahnlücke zu glotzen.
»Mir gehtâs prima. Dir?«
»Alles chicko. Komm her, setz dich.«
Ich hatte darauf gehofft.
»Schon wieder so geiles Wetter heute.« Er blickte in die Baumkrone über ihm. Ich fragte mich, ob er da etwas verloren hatte.
»Und?«, fuhr er fort. »Wie war die Reise gestern?«
»Ãh?«
Er lachte. »Na, der Trip! Geil, nä?«
Ich nickte.
»Wusst ich.« Er zwinkerte wieder. »Ist schon geiles Zeug das.«
»Darum bin ich hier«, sagte ich.
»Willst noch ân Trip?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das heiÃt, schon. Aber ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht etwas davon verkaufen könntest.«
»Bist dir sicher?«
Ich nickte.
»Is aber nicht ganz billig das Zeug. Dafür brauchst auch ganz wenig, weiÃte ja.«
»Was kostet es denn?«
»Nun. Ich hab immer Päckchen à zwei Gramm. Das reicht gut und gerne für zehn bis fünfzehn Trips. Ewig also. Kostet aber zweihundert Scheine.«
»ScheiÃe«, entfuhr es mir. »Soviel hab ich nicht dabei. Kann ich auch weniger kaufen?«
»Was hastn dabei?«
»Hundert.«
»Hmm«, grübelte er. »WeiÃt was? Ich mag dich und auÃerdem bist du eine der hübschesten Frauen, die ich seit langem gesehen hab.«
Ich merkte, wie ich rot wurde und wünschte mir, er würde damit aufhören. Bin sowieso lesbisch, wollte ich ihm sagen, seine Komplimente konnte er sich sonstwo hinstecken.
Aber er sprach weiter: »Ich mach dir heute
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