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Ascheträume

Ascheträume

Titel: Ascheträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Temporin
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ihm dröhnte es, dass die Gläser bebten.
    »Hört ihr … mich?«, sagte er mit zitternder Stimme.
    Komisch. Er war nicht gerade der Typ, der sich von einer Menschenmenge einschüchtern ließ.
    Leonard machte es sich bequem, um sich an der Szene zu weiden.
    »Ich muss euch etwas sagen«, fuhr Esteban fort und kratzte sich verlegen am Kopf. »Alles, was ich über Thara gesagt habe, stimmt nicht.«
    Ich fuhr auf meinem Stuhl auf, als hätte ich einen Schlag von zehntausend Volt bekommen. Was zum Teufel tat er da? Die Suarez zeigte dieselbe Reaktion wie ich, aber im Gegensatz zu mir verharrte sie in einem Schockzustand.
    »Es stimmt nicht, dass wir zusammen im Bett waren …« Esteban biss sich auf die Zunge und blickte hinter sich, als würde jemand mit dem Gewehr auf ihn zielen. »Thara ist in Ordnung. Ich aber bin ein kleines …«, er war kurz davor zu heulen »ich bin ein kleines Schweinchen mit Durchfall.«
    Er schlug sich die Hände vors Gesicht. Seine Karriere als Maulheld war vorbei. Die hatte er sich gründlich versaut. Er tat mir fast leid.
    Christine drehte sich zu mir um und sagte: »Hast du gesehen? Die Sache mit den Fotos hat funktioniert.«
    Dann gab es donnernden Applaus. Alle Schüler, die in der Mensa versammelt waren, standen auf, klatschten und pfiffen ihn aus. Man hörte Hohnschreie. Gedemütigt verließ Esteban die Empore und verschwand.
    Als wir in unsere Klassenzimmer zurückgingen, hörte ich das Dröhnen eines Motorrads, das sich entfernte. Wahrscheinlich das Motorrad, in das Christine die Herzchen geritzt hatte.
    Leonard hatte Biologie im Labor im dritten Stock, uns hingegen drohte Geschichte bei Fräulein Palmer. Christine sah eindeutig erfreut aus, ich dagegen fühlte mich so, als hätte das alles nichts mit mir zu tun gehabt, als wäre nichts mehr wichtig. Esteban war meine letzte Sorge. Er war nichts im Vergleich zu der Aschewelt, mit der ich mich auseinandersetzen musste.
    Als ich mich gesetzt hatte, erinnerte ich mich, dass die Palmer uns für den heutigen Tag Blut und Tränen versprochen hatte wie Winston Churchill den Engländern. Und natürlich fiel die Wahl auf mich.
    Dabei war ich wirklich nicht in der Stimmung, mich abfragen zu lassen, aber es wäre kontraproduktiv gewesen, die vorigen Ereignisse als Entschuldigung heranzuziehen.
    Fräulein Palmer sah mich an und klopfte mit dem Stift aufs Pult, als sei es ein Metronom.
    »Also?«, sagte sie mit ihrer schneidenden Stimme. »Wollen Sie antworten oder warten Sie, bis ein neuer Bürgerkrieg ausbricht?«
    Ich warf einen gleichgültigen Blick in die Klasse. Hier vor allen zu stehen, ohne ein Wort zu sagen, hätte peinlich sein müssen, aber ich empfand nichts.
    Christine zog komische Grimassen, mit denen sie mir offenbar soufflieren wollte, aber nicht einmal ein Schimpanse hätte begriffen, was sie meinte.
    »Wissen Sie, Fräulein Palmer«, kam es aus meinem Mund, »ich hatte in letzter Zeit Probleme …«
    »Wir alle haben Probleme«, antwortete sie mit einem entnervten Lächeln. »Morgen muss ich bei meiner Schwiegermutter zu Mittag essen, heute muss ich mit dem Hund zum Tierarzt, weil er mir ständig auf den Teppich kotzt, und gestern ist die Waschmaschine kaputtgegangen. Aber jetzt bin ich hier und spreche nicht über meine Probleme. Ich versuche nur, meine Pflicht zu tun.« Sie schlug mit dem Stift aufs Pult wie mit einem Richterhammer. »Also sehen Sie zu, dass Sie die Ihre tun, Thara.«
    Ich glaube, wenn ich noch ein paar Sekunden mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich ihr gesagt, was ich in Wirklichkeit dachte: Dass es mir egal war. Aber dazu hatte ich keine Möglichkeit mehr.
    Denn genau in diesem Augenblick erschütterte ein lauter Knall die Schule.
    Es hörte sich an wie eine Explosion.
    Die Palmer stand erschrocken auf und forderte die Klasse auf, sitzen zu bleiben. Es gab eine kurze Aufregung, dann schaltete sich der Feueralarm ein, und sofort griff Panik um sich.
    Fräulein Palmer kreischte, wir sollten geordnet die Schule verlassen, aber meine Mitschüler verhielten sich wie Vögel nach einem Schuss. Sie schrien und drängten zum Ausgang. Nach dem, was wir in den Nachrichten gesehen hatten, war die Aufregung verständlich.
    Nur Christine blieb sitzen.
    Als ich mich nach der Palmer umdrehte, war auch sie weg.
    Ich ging zu meiner Freundin und sah, dass sie etwas in ihr Handy tippte. Sie hielt inne.
    »Leonard ist im Bio-Labor«, sagte sie besorgt. »Er ist eingeschlossen und kommt nicht mehr raus.«
    »Bist du

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