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Ascheträume

Ascheträume

Titel: Ascheträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Temporin
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ich.
    Wir rannten zu der großen verbrannten Konstruktion. Ich hatte vor, dort hinaufzuklettern, denn als ich beim ersten Mal auf den Eisenbahnwaggon gesprungen war, hatten die Grauen mir nicht folgen können.
    Penny konnte vor lauter Angst nicht laufen, und Susan musste sie tragen. Während wir rannten, sahen wir, dass die Grauen die Arme ausstreckten und uns den Weg abschneiden wollten. Wir mussten im Zickzack flüchten, damit sie uns nicht schnappten, und so wurde der Weg beträchtlich länger.
    Als wir schließlich unten an der Achterbahn ankamen, wurde mir klar, dass meine Idee völlig unsinnig gewesen war. Es gab keine Möglichkeit, dort hinaufzuklettern. Die Balken waren viel zu weit oben und die Gleise zum Großteil zerstört.
    »Und jetzt?«, fragte mich Susan verzweifelt.
    Wir sahen uns um. Der Luna Dark war voller Grauer.
    Mit klappernden Kiefern bewegten sie sich zwischen den Fahrgeschäften hindurch. Das verbrannte Fleisch fiel ihnen von den Knochen, und sie schienen die klare Absicht zu hegen, uns zu verschlingen.
    Auf einmal hörte ich ein vertrautes Lachen.
    Mit weit aufgerissenen Augen drehte ich mich um. Ich ließ meinen Blick am Gerüst hinaufwandern, das aussah wie eine Ansammlung von Kreuzen. Und da sah ich ihn.
    Dort oben war Ludkar. Er beobachtete uns. Er stand auf einem wackligen Balken wie ein Rabe auf einem Ast.
    Ich sah, wie er die Arme auf dem Rücken verschränkte und sich nach vorn fallen ließ.
    Er fiel völlig unkontrolliert, sein schwarzer Mantel flatterte hinter ihm her. Er traf mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Wie ein Fels war er eingeschlagen und blieb eine Weile so liegen. Ich blickte auf seine nackten Füße, die er schließlich in die Asche grub, um sich aufzurichten.
    Susan sah mich fassungslos an.
    Lustlos rappelte sich der Vampir auf und klopfte sich den Staub vom Rücken, dann drehte er sich zu mir um. Sein weißes Gesicht war vollkommen ausdruckslos und doch wirkte es vorwurfsvoll.
    Er ging zu einem Aschemenschen und legte ihm die Hand auf den Kopf. Kraftvoll packte er zu und zertrümmerte ihm den Schädel.
    Ich war entsetzt.
    Die Aschemonster standen einfach so da und ließen sich nacheinander die Köpfe abreißen. Nur wenige versuchten zu fliehen, doch ohne Erfolg. Der Vampir schnappte sich einen nach dem anderen und ließ ihnen in aller Ruhe die gleiche Behandlung angedeihen. Nur zwei verschonte er, die sich, im Sand einsinkend, entfernten.
    Nachdem Ludkar sein Massaker beendet hatte, rieb er sich die Hände.
    »Lästig wie die Fliegen!«, sagte er.
    Ich kniff die Augen zusammen.
    »Du hast uns geholfen …«, flüsterte ich.
    »Nein.« Er leckte sich die dunklen Lippen. »Das ist mein Hobby.«
    Er lächelte dünn, dann wurde er wieder ernst, drehte sich um und lief mit schräg gelegtem Kopf davon. Sein Mantel bauschte sich bei jedem Schritt.
    Susan packte mich an der Schulter.
    »Wer zum Teufel ist das?«
    »Lass gut sein«, sagte ich.
    »Und jetzt geht er wieder?«
    »Lass gut sein«, sagte ich noch einmal und schwieg. Dann sagte ich: »Ich muss mit ihm sprechen.«
    Susan nickte.
    »Geh schon. Bedanke dich für uns bei ihm.«
    Ich lächelte schwach.
    »Sucht euch ein Versteck. Die Grauen können nicht in die Höhe klettern.«
    Wir umarmten uns, und ich versprach ihr, baldmöglichst zurückzukommen. Trotz der Spannungen zwischen uns, würde ich Nate bitten, nach ihnen zu sehen.
    Ich gab der Kleinen einen Kuss und ging zum Ausgang des Vergnügungsparks. Als ich ans Tor kam, war Ludkar schon weit entfernt.
    »He!«, rief ich, aber er blieb nicht stehen. »Wo gehst du hin?«
    Ich beschleunigte meinen Schritt, bis ich ihn fast eingeholt hatte. Er lief schnell, und sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte sein Gesicht nicht sehen.
    Ich blieb immer ein Stück hinter ihm, sodass ich den Eindruck hatte, mit seinen langen schwarzen Haaren zu reden.
    »Danke, dass du uns geholfen hast! Du hättest bleiben können.«
    »Kinder verursachen mir Unbehagen. Man weiß nie, was sie als Nächstes tun.«
    Ich lachte auf. Er schien von sich selbst zu sprechen.
    Meiner Ansicht nach hatte er das absichtlich gesagt.
    »Und wenn die Kreaturen zurückkommen?«, fragte ich.
    »Das wird nicht passieren. Wenn sie wissen, dass das mein Terrain ist, bleiben sie weg.«
    Diese Nachricht beruhigte mich. Ludkar ging ein bisschen langsamer.
    »Warum sind sie so plötzlich aufgetaucht?«
    »Anscheinend ist jemand in seinen Körper zurückgekehrt«, sagte er. »Ich habe den Tornado gesehen. So etwas

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