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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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bestimmt nicht.
    Ash ging zur Tür.
    »Ich hab noch was vor. Ich komm nächstes Mal mit.«
    Anita schaute auf ihre Uhr. »Das Taxi wartet schon. Kommst du alleine klar?«
    »Er will seine Freundin suchen gehen«, flötete Lucky, während sie durch einen langen Looping-Strohhalm Orangensaft schlürfte.
    »Du hast eine Freundin?«
    »Nein. Lucky ist nur mal wieder bescheuert, wie immer.«
    »Und warum hast du dann das Nike an?« Lucky drehte sich zu ihrer Tante um. »Er denkt, darin sieht er sportlich aus. Als ob.«
    »Wie heißt sie denn?«, wollte Tante Anita wissen.
    »Ich habe keine Freundin.«
    Der Taxifahrer draußen hupte und Tante Anita griff nach dem großen, geflochtenen Picknickkorb. »Na schön. Ich hoffe, du gibst dich nicht mit den falschen Mädchen ab, Ashoka. Wenn die Zeit reif ist, wird dir deine Mutter sicherlich ein absolut geeignetes Mädchen aus einer guten, respektablen Familie aussuchen. So ist es Tradition.«
    Lucky legte hinter Anitas Rücken eine Knutschpantomime hin. Ash durchbohrte sie mit Blicken, zwang sich aber dazu, die Klappe zu halten.
    Wart’s nur ab, Lucks.
    Dann ging er in sein Zimmer und holte seinen Geldbeutel. Und warf ihn wieder hin. Warum gestand er sich nicht einfach ein, dass sie gar nicht der Hauptgrund war, warum er lieber ins Café wollte?
    In Wahrheit wollte er die anderen nur nicht begleiten, wofür es nur eine einzige Erklärung gab: Er hatte Angst. Angst vor Mayar, Savage und der ganzen Bande. Selbst jetzt, viele Tage später, nachdem sein Onkel schon etliche Male zur Festung gefahren und wieder gut nach Hause gekommen war, wollte Ash nichts anderes, als sich verkriechen.
    Wovor fürchtete er sich denn? Vor Rakshasas, die gar nicht existierten?
    Dämlich. Du benimmst dich wie ein mieser Feigling!
    Wie sollte ein Mädchen je mit jemandem ausgehen wollen, der sich noch nicht einmal aus dem eigenen Haus traute? Am besten stand er sofort seinen Mann.
    Ash rannte nach draußen. »Wartet!«, brüllte er. »Ich komme mit!«
    Onkel Vik erwartete sie am Flussufer, wo er gerade eine Laterne aus dem Kofferraum des Mercedes holte.
    »Ist die Brücke noch immer gesperrt?«, fragte Tante Anita, als sie das Ruderboot entdeckte.
    »Willkommen in Indien«, witzelte Onkel Vik.
    Ash betrachtete erst den Kahn, dann seinen Onkel. »Du kannst rudern?«
    »Steig einfach ein.« Onkel Vik winkte Eddie zu und rief: »Fahr ruhig. Ich nehme sie später mit nach Hause.«
    Vik stieß das Boot mit dem Ruder ab und fand, nachdem er eine Weile herumgemurkst hatte, einen gleichmäßigen Rhythmus und schipperte sie über den Ganges.
    Bis zum gegenüberliegenden Ufer waren es etwa fünfhundert Meter, doch glücklicherweise glitt der Fluss gemächlich dahin und machte ihnen die Überfahrt leicht, als wüsste er, dass es zu heiß war, um zu hetzen. Ash blickte ins Wasser und beobachtete, wie sein Gesicht sich im schwarzen, glitzernden Wasser kräuselte.
    »Gibt’s was Interessantes zu sehen?«, wollte sein Onkel wissen.
    »Nur mich.« Ash lehnte sich zurück. »Wie kann man nur so lächerlich gut aussehen?«
    »Ein Ausbund an Bescheidenheit«, spottete Onkel Vik. »Genau wie dein Vater.«
    »Was ist denn das da?« Lucky zeigte auf etwas, das ein Stück weit flussaufwärts schwamm.
    Es schien ein in Lumpen gehüllter, tief im Wasser treibender Baumstamm zu sein. Als die Strömung ihn näher trug, hielt Ash die Laterne darüber.
    Und blickte in das Gesicht einer Frau. Ihre Haut war verschrumpelt, blass und wächsern und das weiße Haar hatte sich zu einem Knäuel verheddert. Ihre Augen waren trübe. Man hatte sie in einen Reissack gewickelt – Ash erkannte das Elefanten-Logo der Varanasi-Best-Rice-Company.
    Schnell drehte Anita Lucky von der Leiche weg und drückte sie an sich, doch Ash starrte die Tote wie gebannt an, obwohl es ihm die Kehle zuschnürte und sein Herz wie wild klopfte.
    »Warum hat man sie nicht eingeäschert?«, wollte er wissen.
    Sein Onkel ächzte nur, während er weit ausholte, um schleunigst von der toten Frau fortzukommen. Schließlich seufzte Vik. »Nicht jeder kann sich das Brennholz leisten, Ash.«
    Also haben sie sie einfach in den Fluss geschmissen. Ash verfolgte mit den Augen, wie die Frau davontrieb, bis sie sich in der Dunkelheit verlor.
    Schließlich prallte der Kahn sanft gegen das Ufer. Mit hochgerollten Hosenbeinen half Ash seinem Onkel dabei, das Boot aus dem Wasser und an Land zu wuchten. Onkel Vik zeigte die Böschung hinauf. »Wir laufen hoch zu den Sieben

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