Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
ein Blitz und nicht ein Stück Stahl. Sein Gegner kämpfte mit zwei Schlagstöcken, die die Luft zum Sirren brachten, wenn er herumwirbelte, parierte und zuschlug.
» Kalari-payit «, wisperte Rishi. »Die älteste Kampfkunst der Welt.«
Ash entdeckte einen jungen Mann, der auf einen Schrein in der Ecke der Trainingskammer zuschritt. Dort vollführte er eine Reihe übertrieben wirkende Bewegungsabläufe, High Kicks, tiefe Verbeugungen und Drehungen und beendete das Ganze schließlich mit einem Gebet vor der Statue des Schreins. Es war ein Skelett mit schwarzer Haut, dessen blutrote Augen den jungen Mann anglotzten, als verfolgte es jede Bewegung mit, um ihn auf der Stelle zu verschlingen, falls eine davon misslingen sollte.
»Kali«, raunte Ash. Sie beteten die Göttin des Todes an.
»Sie macht dir Angst, nicht wahr?«, sagte Rishi.
»Sie ist böse.« In seinem ganzen Leben hatte Ash noch nie etwas so Abscheuliches gesehen, selbst die Rakshasas waren weniger schlimm.
Rishi schüttelte den Kopf. »Sie ist jenseits von Gut und Böse. Sie ist eine Göttin. Sie mag furchterregend sein, ja, aber sie ist auch der größte Schutz, den die Menschheit hat. Kali ist diejenige, die die Rakshasas bekämpft, also muss sie eine Form annehmen, die das Grauen der Dämonen noch übertrifft.«
»Aber Sie haben doch gesagt, dass sie den Tod liebt. Ist das etwa nicht böse?«
»Ist der Tod böse?«, fragte Rishi. »Frag die Alten – oder die Kranken, die der Tod von ihren Leiden erlöst. Und denk nur an die, welche wirklich Böses tun. Der Tod setzt ihren Untaten ein Ende, oder nicht?«
»Genug!«, kommandierte Ujba. Eine nach der anderen hielten die kämpfenden Parteien inne. Alle Jungen standen schnaufend da und schauten auf ihren Lehrmeister. Nur Hakim und sein Gegner hörten nicht auf.
Die wollen sich gegenseitig killen , dachte Ash. Man meinte, dass der Dolch jede Sekunde warmes Rot verspritzen oder die Knüppel einen Schädel einschlagen müssten, sodass Hakims Hirn aus seinen Ohren platzen würde. Aber irgendwie landete keiner einen Treffer. Dann stach Hakim zu, doch sein Katar wurde zwischen den Stöcken festgeklemmt. Er ließ die Waffe los und verpasste seinem Gegner einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Der Junge blinzelte und war für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt. Das nutzte Hakim, um hochzuspringen und dem anderen das Knie gegen das Kinn zu rammen, was den Jungen von den Füßen holte. Mit ausgebreiteten Armen krachte er zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb.
»Genug, habe ich gesagt!«, knurrte Ujba.
Hakim presste die Handflächen aufeinander. »Vergebt mir, Meister.« Sein Blick fiel auf Ash. Kurz wirkte er verwirrt, dann zornig. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch langsam wieder.
Die Jungen räumten die Grube, zwei zerrten Hakims Opfer davon. Ujba hob den heruntergefallenen Katar auf, wischte ihn sauber und drückte ihn Ash in die Hand.
»Hakim«, orderte Ujba.
Hakim machte einen Satz nach vorn und berührte die Füße seines Gurus. Dann sah er Ash an und lächelte.
Ashs Finger schlossen sich um den Griff der Waffe. Das war verflucht cool. Der Griff hatte die Form eines »H«, sodass man die untere Querstrebe festhalten konnte, während die obere als Schutz diente. Die Klinge war ein längliches Dreieck aus Stahl, das direkt aus Ashs Faust zu wachsen schien, und traf ihr Ziel, indem man damit zustieß – mit den ganzen zwanzig Zentimetern rasiermesserscharfen Metalls. Die Spitze war auf besondere Weise gehärtet, damit sie sogar Panzerplatten durchdringen konnte – es war eine Waffe, die auf der ganzen Welt ihresgleichen suchte. Ash probierte sie in beiden Händen aus, bevor er sich für seine rechte entschied.
Ujba zeigte auf Hakim. »Töte ihn.«
»Was? Nein«, protestierte Ash. »Das kann ich nicht.«
»Da gebe ich dir völlig recht. Aber ich will, dass du es versuchst .«
»Nein«, beharrte Ash und schaute Hilfe suchend zu Rishi. Doch der alte Mann hockte sich nur an den Rand der Grube und beobachtete aufmerksam das Geschehen.
Ujba seufzte. »Motiviere ihn ein bisschen, Hakim.«
Hakim schritt auf Ash zu, ohne eine große Show daraus zu machen, einfach schnurstracks geradeaus. Dann öffnete er die Faust und verpasste Ash eine Ohrfeige mit der flachen Hand. Eine saftige Ohrfeige.
Ashs Ohren klingelten und er fiel hin. Seine Wange stand in Flammen, dabei hatte er Hakim nicht einmal ausholen sehen, so schnell hatte der zugehauen. Ash tastete nach dem Katar und
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