Asharas Rückkehr - 19
schob sie alle Mutmaßungen über Dios Krankheit beiseite. »Komisch. In Armida kamst du mir ziemlich ungeduldig vor, und ich hätte die meiste Zeit am liebsten gebrüllt. Ich habe es immer gehasst, wenn die Leute meinten, sie wüssten, was am besten für mich ist, vor allem, wenn sie mich gar nicht kennen.«
»Ich wünschte, ich hätte öfter mal sagen können, dass ich nicht das tun wollte, was für mich vorgesehen war, sondern etwas anderes. Aber mein Vater hält sich für den klügsten Menschen, auch wenn er es nicht ist. Ich hatte den größten Teil einer guten terranischen Erziehung auf Darkover bereits abgeschlossen. Die bleibt weit hinter unserer eigenen Ausbildung zurück, aber sie war besser, als sie viele andere erhalten. Nur habe ich sie nie beendet, denn kaum hatte Regis einen Erben, sahen meine Eltern keine Notwendigkeit mehr dafür. Sie schafften mich eiligst nach Ardais, als wollten sie nicht, dass ich in Armida herumhänge. Regis hätte erlaubt, dass ich den Planeten verlasse, aber meine Eltern waren dagegen. Hätten sie es gestattet, wären wir uns vielleicht an der Universität begegnet.« Das wäre ein schönes Durcheinander geworden.
»Aber ich dachte, Regis ist … na ja, der König von Darkover!« »Ja und nein. Theoretisch nimmt er den Königsthron ein. Aber unsere Könige stammen traditionell aus der Domäne
Elhalyn, nicht aus der Domäne Hastur. Es ist alles sehr kompliziert, selbst für mich, und ich bin damit aufgewachsen.«
»Elhalyn? Gibt es von denen noch welche? Ich glaube, ir-gendjemand hat den Namen einmal erwähnt - es tut mir Leid, aber ich komme ziemlich durcheinander mit diesen vielen Familien.«
»Es gibt noch Elhalyns, aber Derik, der letzte männliche Vertreter der Linie, starb, bevor er den Thron besteigen konnte. Jetzt sind nur noch Priscilla, seine Schwester, und deren Kinder übrig. Die Elhalyns waren immer ein labiler Haufen, und nach allem, was man hört, war Derik nicht nur ein bisschen verrückt. Wenn wir den Comyn-Rat noch hätten, würde Priscilla darin sitzen, denn die Elhalyn gestehen ihren Frauen diese Macht zu. Ich kenne sie natürlich, habe sie immer gekannt, aber sie bleiben unter sich. Priscilla ist zurückhaltend, und nach Derik konnte sich ohnehin niemand mehr dafür begeistern, einem Elhalyn viel Einfluss einzuräumen.«
»Verstehe. Aber das erklärt immer noch nicht, warum dein Onkel nicht richtig König ist. Das hat mich schon verwirrt, als ich es auf der Geschichtsdiskette gelesen habe.«
»Wir sind ein sehr traditionsbewusster Planet, Marguerida. Wenn überhaupt, dann lassen wir nur sehr zögernd von unseren Gepflogenheiten ab. Und wir haben eben seit Jahrhunderten Könige aus der Elhalyn-Linie gehabt. Sie sind eine Seitenlinie der Hastur, aber durch die Tradition sanktioniert. Regis musste nach der Rebellion viele Veränderungen vornehmen, und dann noch einmal, nachdem die Weltenzerstörer kamen und wahllos Angehörige der Domänen ermordeten. Mehrere von Regis’ Kindern wurden getötet. Es war eine schreckliche Zeit - Kleinkinder wurden in ihren Wiegen umgebracht, weil auf diese Weise eine allgemeine Unordnung geschaffen werden sollte, in der die gierigen Menschen hinter den Weltenzerstörern die Macht übernehmen wollten. Deshalb hat Regis die
Stelle eines Regenten anstatt eines richtigen Königs eingenommen, um so etwas von unserer Vergangenheit zu bewahren, während er uns weiter in die Zukunft führte. Selbst das ist eine Tradition; die Hasturs haben Generationen von Elhalyns als Regenten gedient.«
»Du sagst, du kennst diese Kinder von Priscilla. Sind das legitime Thronerben?«
Mikhail zuckte die Achseln. »Sie stammen nicht direkt aus der männlichen Linie, aber da es bei den Elhalyn Sitte ist, ihren Frauen den Status einer Comynara zu gewähren, sind sie es vielleicht. Es ist eine heikle Rechtsfrage, verstehst du.«
»Und Regis wartet gewissermaßen ab und hofft, dass eines von Priscillas Kindern vernünftig genug ist, den Thron besteigen zu können?«
»So sieht es aus. Regis ist schlau. Das muss er auch sein, um alles zusammenzuhalten. Und er trifft nicht gern vorschnell Entscheidungen. Er zieht es vor, die Dinge laufen zu lassen, bis sich manche Probleme von allein erledigen - anders als meine Mutter, die gerne Entscheidungen erzwingt. Sie lieben sich, aber sie liegen oft im Streit, weil Mutter immer glaubt, sie kann ihn nach ihrer Pfeife tanzen lassen wie früher, als sie noch klein waren. Und sie hatte auf jeden Fall so viel Einfluss,
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