Asharas Rückkehr - 19
davon aus, ich wüsste, wovon sie reden - aber niemand sagt mir etwas. Ich komme mir vor, als wäre ich in einer Verschwörung des Schweigens gefangen. Und ich habe es langsam wirklich satt!« Sie hatte die Stimme gehoben, und mehrere Leute von Nachbartischen sahen zu ihr hin. Sie bekam erneut heiße Wangen, als sie merkte, dass sie die Aufmerksamkeit auf sich zog, und sie schluckte heftig. »Aber Lew hat dir doch sicher erzählt…«
»Ich habe meinen Vater in den letzten zehn Jahren nur ein paar Mal kurz gesehen, und er hat mir ohnehin nie viel erzählt, wenn er mich ausnahmsweise mit seiner Anwesenheit beehrte.« Die Bitterkeit in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Ich bin wegen eines Forschungsauftrags der Universität hier, Recherchen in Sachen Musik. Vor wenigen Tagen war ich noch in Gesellschaft meines Mentors, aber er ist plötzlich gestorben.« Margaret hörte auf zu sprechen, ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich komme gerade von seiner Beerdigung! Was ich von meiner Geschichte weiß, hätte dreimal in einem Fingerhut Platz!« Sie spürte, wie sie am ganzen Leib zitterte, und biss wütend über ihre eigene Schwäche die Zähne zusammen. Wenn sie nur nicht so müde wäre!
Rafe schaute entgeistert. Er beugte sich vor und sprach leise, aber sehr eindringlich. »Du meinst, du bist gar nicht wegen des Telepathischen Rats hier?«
»Wegen was?«
»Es tut mir Leid. Ich habe angenommen, du bist mit Lew hier und dass ihr beide wegen des Rats gekommen seid.«
»So viel ich weiß, hat der Senator nicht die Absicht, hier-herzureisen er unterrichtet mich allerdings auch nicht von seinen Schritten oder von irgendetwas anderem, so wie es aussieht.« Margaret zog sich in eine eisige Förmlichkeit zurück, in der sie sich gleichzeitig von ihrem Vater und von dem Mann ihr gegenüber distanzieren konnte. »Und was telepathi- sche Räte angeht - warum sollten er oder ich deswegen hierherkommen? Gedankenlesen ist ein Mythos wie Feuer spuckende Drachen.«
Captain Scott lehnte sich auf seinem Stuhl zurück; er war nun nachdenklich. »Dass dieser verdammte Lew auch so ein halsstarriger Idiot ist«, sagte er schließlich.
»Besser hätte ich es auch nicht sagen können!«
Scott kicherte, und trotz ihrer Wut ertappte sich Margaret dabei, dass ihr sein Gelächter gefiel. »Er war immer schon störrisch wie ein Esel. Aber ich begreife nicht, wie er dich über dein Erbe im Unklaren lassen konnte!« Der Lew, den ich kannte, war zwar störrisch, aber keinesfalls dumm!
Margaret ignorierte die Worte, die sie hörte, die aber nicht über die Lippen ihres Gegenübers gekommen waren. Sie wünschte, sie könnte zu Meister Everards Haus zurückfliegen und für eine Woche in ihr Bett fallen - ohne den Gang durch Thendara dazwischen. »Ich nehme an, er hatte gute Gründe. Er hat wohl nicht gedacht, dass ich einmal nach Darkover komme. Und das wäre ich auch nicht, wenn nicht einer der Professoren der Universität Schwierigkeiten hätte. Mein Besuch hier war überhaupt nicht geplant und kam völlig unerwartet.« Sie runzelte die Stirn. »Immerhin hat er gesagt, dass ich meinen Nacken bedeckt halten und den Leuten nicht direkt in die Augen sehen soll das, meinte er, sei hier höfliches Benehmen. Aber das war alles. Das Erste verstehe ich ja noch irgendwie, aber ich weiß nicht, wieso ich Augenkontakt vermeiden soll.«
»Die Alton-Gabe ist der erzwungene Rapport, und Augenkontakt erleichtert ihn. Nicht dass Lew ihn je nötig gehabt hätte.«
»Wenn Sie nicht aufhören, in Rätseln zu sprechen, schütte ich Ihnen mein restliches Bier über die Lederkluft! Welche >Gabe« Sie spürte, wie ihr das Prickeln einer Vorahnung den Nacken hinaufkroch. »Das wäre eine Vergeudung von ausgezeichnetem Bier. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, und ich bin mir nicht sicher, ob es mir zusteht, dich aufzuklären. Und hier ist bestimmt nicht der Ort dafür, dir zu sagen, was ich weiß.«
»Mir scheint aber, als hätten Sie schon eine ganze Menge gesagt! Und nichts davon hat der Aufklärung gedient.« Sie hatte die Genugtuung, ihn erröten zu sehen. Er sah sie direkt an, sehr eindringlich, und sie bemerkte, dass seine Augen bemerkenswert waren, mit Gold gesprenkelt wie ihre eigenen, aber durchdringender. Einen Augenblick zuvor hatte er noch harmlos gewirkt, aber nun kam ihr Rafe irgendwie bedrohlich vor, als könnte er in ihre Gedanken schauen. Ihr Vater hatte sie manchmal so angesehen, und sie reagierte wie damals, indem sie an etwas Neutrales dachte.
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