Asharas Rückkehr - 19
wie die Terraner, außer den Cristoforos-Archiven in Nevarsin. Ich habe früher nie darüber nachgedacht.«
Margaret fragte sich, was sonst noch auf Darkover verloren gegangen war. Die Leute, denen sie begegnet war, hatten durchaus intelligent gewirkt, aber es schien ihnen die Art von Neugier zu fehlen, die sie an der Universität angetroffen hatte. Bestand diese Tradition der mündlichen Überlieferung aufgrund eines Tabus, das sie nicht kannte, oder hatte sie andere Gründe? Es war nur ein weiteres Rätsel, das sie entmutigte -wie die Bruchstücke von Erinnerungen, die sie Tag und Nacht quälten.
»Ich denke, wir werden die Nacht hier verbringen. Wenn die alte Jerana nicht gestorben ist, wird sie mit Freuden für
uns singen. Sie war einmal die beste Sängerin von Thendara und kennt viele Lieder. Aber sie hat einen Bauer geheiratet und ihre Musik aufgegeben, was sie meiner Ansicht nach bereut. Jetzt ist sie eine zahnlose alte Oma, aber als ich das letzte Mal hier war, hatte sie immer noch eine schöne Stimme.«
»Weiß die alte Dame viel über die Terraner?«, fragte Margaret. »Genug, um nicht zu glauben, dass sie Hörner und einen Schwanz haben wie manche Dämonen«, erwiderte Rafaella friedfertig. »Abgesehen davon würde Sie niemand für eine Terranerin halten.« Margaret war erleichtert. Sie wollte nicht, dass man sie für einen Teufel hielt und dass ihre kostbare Ausrüstung als Seelen raubende Geräte angesehen wurden. Sie selbst war noch nie in einer solchen Situation gewesen, aber in der Musikfakultät kursierten Horrorgeschichten von Wissenschaftlern, die aus purer Unwissenheit getötet wurden. Ich bin hier zur Welt gekommen, dachte Margaret, und es ist ausgeschlossen, dass jemand Angst vor mir hat.
Sie hielten ihre Pferde vor einer gut in Stand gehaltenen Hütte an, und eine hochbetagte Frau kam heraus. Sie war gebeugt und zahnlos, aber ihre Augen leuchteten, und ihre Sprechstimme war klar und kräftig. Sie begrüßte Rafaella warmherzig, dann sah sie Margaret mit lebhafter Neugier an.
Rafaella stellte Margaret der alten Jerana vor, und die Frau machte einen steifen Knicks, als sie den Namen hörte. »Eine Alton! Na so was, eine Alton war seit vielen Jahren nicht mehr hier. Ihr habt das Aussehen von dem Alten, diesem Kennard, und seinem Vater vorher. Armer Mann. Ging weg und starb irgendwo auf einem anderen Planeten. Ich weiß nicht. Mein Geist wird trübe in letzter Zeit. Ich wurde in dem Jahr geboren, in dem die Terraner nach Aldaran kamen.«
Margaret wüsste, dass Darkover vor über hundert terranisehen Jahren wieder entdeckt worden war - so viel hatte die Geschichtsdiskette widerwillig enthüllt. Sie betrachtete Jera- na staunend, denn nur wenige Menschen in der Föderation wurden so alt, ohne lebensverlängernde Medikamente zu nehmen.
»Domna Alton möchte dich gern singen hören, Jerana, und eine Aufnahme von deinem Gesang machen.«
»Wirklich? Na so was, ich bin seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten. Es ist dreißig Jahre her, seit ich in der Öffentlichkeit gesungen habe, aber es kommt mir vor wie gestern!« Sie schaute erfreut aus. »Kommt rein, Mädchen, kommt rein!« Sie rieb sich die knotigen Hände. »Alan! Alan, wo bist du, du Faulpelz! Mein Urenkel. Komm her und kümmere dich um diese schönen Pferde!« Sie führte die beiden Frauen in die Hütte und setzte sie neben die Feuerstelle, während sie in einem dampfenden Kessel rührte und eine Flut von Erinnerungen wach hielt. Nach einem herzhaften Mahl aus Eintopf und Brot ließ sich Jerana auf einem Hocker nieder, während Margaret ihre Ausrüstung aufbaute. Die alte Frau war völlig entspannt, nachdem ihr die Geräte erklärt worden waren; sie grinste und zeigte ihr Zahnfleisch. Margaret merkte, dass sie freudig erregt war von der vielen Aufmerksamkeit, und freute sich, dass sie der Alten eine Freude bereiten konnte.
Rafaella nahm eine Gitarre von der Wand und stimmte ohne Schwierigkeiten die Saiten. Es war ein altes Instrument und gehörte eigentlich in ein Museum. Jerana kicherte. »Dieser junge Everard war mal hier vor ‘ner Weile und wollte meine alte Freundin mit nach Thendara nehmen, um sie in die Sammlung von seinem Vater zu hängen. Ich habe ihm gesagt, seit mein Mann tot ist, ist sie der einzige Gefährte, den ich habe.«
Dann begann sie mit einer klaren, festen Stimme zu singen, die ihre Jahre Lügen strafte. Margaret versank derart in die Musik, dass sie nicht bemerkte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Die Worte
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