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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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»Ein schöner Raum. Und eine ganze Welt an den Wänden. Unbezahlbar.«
    »Ja, die Wände von Ashby House haben es in sich, so viel ist sicher.« Laura führte ihn zur Tür, wo Steerpike bereits mit Slashers Mantel wartete.
    »Es tut mir leid, wenn ich ungelegen kam.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich unhöflich war, aber   …«
    »Keinesfalls, Laura. Sie melden sich?«
    »Das werde ich.«
    Er warf einen kurzen Blick auf Steerpike, bevor er sich zu ihr herabbeugte, seine Hand auf ihren Oberarm legte und ihr flüchtig die Wange küsste. »Ich warte darauf.«
     
    »Vielleicht sollte ich die amerikanische Botschaft verständigen.« Die Erinnerung an den Kuss auf ihre ungeschminkte Wange war nicht abzuschütteln.
    »Zu welchem Zweck?« Zwischen Steerpikes Augen zog sich eine schmale Sorgenfalte die Stirn empor.
    »Sie ist immerhin eine herausragende amerikanische Bürgerin.«
    »Ich bezweifle, dass es in der Botschaft Spezialisten für unser spezifisches Problem gibt.«
    »Da mögen Sie recht haben. Aber dieses Nichtstun macht mich ganz irre. Was geschieht normalerweise in Geisterfilmen? Ich schaue mir selten welche an, Lucille ist bei uns die Filmspezialistin   …« Ihre Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, machte sie noch fahriger. Was hatte Slasher sich dabei gedacht?
    »In einem Film würden die Helden versuchen, das Rätsel zu lösen.«
    »Aber vielleicht verlangt dieses Rätsel gar nicht danach.Vielleicht hat Hollywood uns angelogen. Vielleicht wollen Rätsel nicht gelöst werden. Vielleicht ist dies einfach ein Haus, in dem Menschen verschwinden, und damit basta. Kein Rätsel, kein Geheimnis. Meine Schwester ist im Turmzimmer verschwunden, und wir können es nicht ändern.«
    »Wir können uns nicht hinsetzen und so tun, als sei Ihre Schwester nicht verschwunden. Ganz abgesehen davon, dass die Leute über kurz oder lang Fragen stellen werden. Macht es Sie nicht wahnsinnig, nicht zu wissen, wo sie ist und wie es ihr dort geht?«
    »Steerpike, Sie haben mich vorhin gefragt, ob ich wüsste, mit welchem Thema Lucille sich in den letzten Tagen befasst hat. Was meinten Sie damit?«
    Er zögerte, bevor er antwortete. »Vielleicht liege ich völlig falsch, aber Ihre Schwester hat sich mehrere Male den Film ›Königin Christine‹ angeschaut.«
    »Sie hat die Garbo schon immer bewundert.«
    »Finden Sie es nicht auch auffällig, dass sie das Verhalten der Garbo so genau kopiert? Dieser totale Rückzug in die Anonymität? Erinnern Sie sich an die letzte Szene im Film? Christine, die als Königin abdanken musste, steht allein an Deck ihres Schiffes und fährt in eine ungewisse Zukunft. Gewissermaßen nimmt das Ende des Films das Ende der Schauspielkarriere der Garbo vorweg. Wäre es nicht denkbar, dass Ihre Schwester freiwillig ins Turmzimmer gegangen ist?«
    »Aber wie hätte sie wissen können, was im Turmzimmer mit ihr geschieht?«
    »Ashby House ist in jedem Buch über englische Spukhäuser verzeichnet. Ich bin sicher, dass Ihre Schwester davon wusste.«
    »Aber sie würde uns doch nicht absichtlich in Gefahr bringen.« Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, bezweifeltesie ihn auch schon. »Wie lange wissen Sie schon, dass das Haus gefährlich ist?«
    »In dieser Gegend weiß das jeder. Es grenzt an ein Wunder, dass wir eine Köchin gefunden haben.«
    »Sie meinen, Sie haben uns ins offene Messer laufen lassen?«
    »Ich habe die ganze Zeit mein Bestes getan, Sie vor dem Schlimmsten zu bewahren.«
    »Und was verleitet Sie zu derart großmütigen Taten, Mister Steerpike?«
    Er schlug die Augen nieder und schwieg einen Augenblick. »Ich bin ein großer Verehrer Ihrer Schwester.«
    Nicht genug damit, dass Lucille verschwunden und dieses Haus gefährlich war   – Laura hatte es auf einmal mit der schlimmsten, verachtungswürdigsten und gefährlichsten Spezies zu tun: dem Fan. Und wenn Steerpike Lucille Shalott verehrte   – dann konnte er nur ein Feind ihrer Schwester sein.
     
    »Hell hath no fury like a woman scorned« hat Shakespeare geschrieben, ohne eine Ahnung von den Dingen zu haben, zu denen Verehrer jedweden Geschlechts sich verleiten lassen. Lucille Shalott führte nicht nur die Liste der bestbezahlten Fotografinnen und der bestgekleideten Celebritys an, sie lag auch auf Platz eins der meistgestalkten Prominenten   – Schauspieler und Fußballer einmal ausgenommen. Ihr Haus in Bel Air war zuletzt besser geschützt gewesen als der Hochsicherheitstrakt einer Strafanstalt. Sie bewegte sich in Hollywood

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