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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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ausschließlich in Begleitung von Bodyguards. Von fünf Stalkern, die sie vor Gericht gezerrt hatte, saßen drei in Nervenheilanstalten, zwei waren aufgrund wiederholter und ernstzunehmender Bedrohung der Künstlerin zu Haftstrafen verurteilt worden. Eine achtundvierzigjährigeGrundschullehrerin aus Bodega Bay, Kalifornien, konnte ihren rechten Arm nicht mehr bewegen, weil Lucille zwei schlecht gezielte Schüsse auf die Frau abgefeuert hatte, die sich in ihrem Waschkeller eingenistet hatte.
    Aufgrund der Effizienz ihrer Agentin Lorna Eckels war über diese Vorfälle nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Teilweise hatte die Verachtung gegenüber Anhängern auch auf Laura abgefärbt, insbesondere nachdem sie bereits zu Beginn der Karriere ihrer Schwester hatte feststellen müssen, dass viele Menschen sich nur für sie interessierten, weil sie »die Schwester von« war. Kein Wunder also, dass sie nicht erfreut war, dass ausgerechnet Steerpike, der Mann, der sie eine Nacht lang im Arm gehalten hatte, zu den Menschen zählte, die Lucille in einem Maße bewunderten, dass sie einiges dafür taten, ihr nah zu sein. Zum Beispiel deren kleine Schwester trösten, wenn die Aufgabe auch noch so unattraktiv war.
     
    Dass Lucille in ihrem Abgang Greta Garbo imitieren oder übertreffen wollte, schien Laura wenig plausibel. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Lucille sich freiwillig von einem Haus verschlucken lässt. Das erscheint mir zu weit hergeholt. Entschieden zu weit hergeholt.«
    »Aber finden Sie nicht, dass sie in den letzten Tagen einen Hang zur Melodramatik hatte?«
    »Einen Hang zur Dramatik hat sie, seit sie laufen kann. Melo sind nur unsere Lebensumstände.«
    »Trotzdem   –«
    Bei all dem Begehren und der Zuneigung, die Laura für Steerpike verspürte   – er ging zu weit. »Trotzdem, Steerpike, kennen Sie meine Schwester nur aus der Boulevardpresse. Und das heißt, Sie kennen sie gar nicht. Fotos von ihr undmit ihr   – das ist alles, was Sie gesehen haben. Ich habe das zweifelhafte Vergnügen, seit   …«, sie zögerte kaum merklich, »…   knapp dreißig Jahren mit ihr zusammenzuleben. Erzählen Sie mir nicht, was in Lucille vorgeht, denn   – mit Verlaub   – Sie haben nicht die leiseste Ahnung.«
    Sie hatte es einmal mehr geschafft. Er war pikiert. Brüskiert. War es ihr ein weiteres Mal gelungen, aus einem Verbündeten einen Feind zu machen? Die Vorgänger waren Legion. Und als seien es der Vorwürfe und Unterstellungen nicht genug, setzte sie noch eins drauf: »Sie haben Ihr Wissen aus irgendwelchen Klatschmedien, und Sie haben genau das Bild von Lucille, das Sie haben sollen, ein Bild, das entworfen wurde. Von Lucille selbst, von Presseleuten, von ihrer Agentin. Was Sie für Lucille halten, ist nichts als Oberfläche. Nicht einmal das. Es ist die Projektion einer Oberfläche.«
    Sie musste tief durchatmen. »Meine Schwester ist kein Engel. Das war sie nie. Niemand, der es so weit bringt, ist das. Haben Sie eine Ahnung, über wie viele Leichen sie gestiegen ist? Wie viele Köpfe rollen mussten, damit sie bekam, was sie wollte? Und auf dem Gipfel weht ein kalter Wind, Steerpike, das kann ich Ihnen sagen. Wenn man es an die Spitze geschafft hat, dann heißt es: Stellung halten. Wenn Sie also Sehnsucht nach Heiligen haben, dann suchen Sie sie lieber in der Religion. Da sind die Helden tot und können nichts Übles mehr anrichten. Was Sie in dieser Welt verehren, Steerpike, gibt es gar nicht. Das ist nichts als ein Lichtbild.«
    Sie musste schlucken. Etwas, das es gar nicht gab. Eine Projektionsfläche, die verschwunden war.
    Steerpike schien sich zu sammeln. Mit einem gewissen Bangen erwartete Laura seine Antwort. Gleichzeitig setzte eine Art Erleichterung ein. Sie war einiges losgeworden, das ihr schon lange auf dem Herzen gelegen hatte, hatte Wahrheitenausgesprochen, für die es nie einen Adressaten gegeben hatte. Und jetzt spannte ihr Nervenkostüm ziemlich heftig über ihrer Brust.
    Steerpike hatte sich die Tirade ruhig angehört. An einigen Stellen war so etwas wie Schmerz in seinem Blick aufgeflackert, doch er hatte Laura nie aus den Augen gelassen. Nun standen die beiden sich gegenüber, Verbündete, auf eine harte Probe gestellt.
    »Miss Shalott, es tut mir leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe, zu weit gegangen zu sein. Aber seien Sie versichert, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um Sie bei Ihrer Suche zu unterstützen. Wir werden Ihre

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